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Kleinerben sind ja nur Peanuts

■ Und plötzlich bist du Mittelstand – Erwägungen zur drohenden Immobilienbesteuerung, ausnahmsweise auch einmal in eigener Sache

Die Einsicht in die grundsätzliche soziale Gerechtigkeit einer höheren Besteuerung beim Erben – wer erben kann, kann ruhig auch etwas abgeben – neigt gern dazu, im Falle der eigenen Betroffenheit schwer zu wackeln. Der innere Schweinehund begehrt auf. Bereits die bloße Aussicht, irgendwann ganz unverdient ein klein Häuschen sein eigen zu nennen, ist nämlich in der Lage, auch bei mehr oder weniger ausgewiesenen Linken jenes mittelständische Bewußtsein zu erzeugen, das auf Besitzerstolz basiert und auf Erhalt gerichtet ist. Es wird getragen von der leider ziemlich kleinbürgerlichen Überzeugung, daß diejenigen, die viel zu erwarten haben, getrost zahlen sollen. Kleinerben werden dagegen gönnerhaft befreit – sind ja nur Peanuts.

Das mittelständische Bewußtsein plaziert sich nun genau dazwischen. Man erbt ein Haus. Schön. Man ist wer, und man hat was. Aber das muß man sich vielleicht mit Geschwistern teilen. Und so ein Einfamilienhaus ist schließlich kein Palast. Häßlich ist es auch noch. Für dieses bißchen Erben soll man büßen? Wäre es da nicht besser, die Eltern würden es einem gleich überschreiben, bevor dieses unpraktische Gesetz greift? Kann man das nicht einfach mal ansprechen? Ganz sachlich, ruhig und rational?

Es soll Familien geben, wo das möglich ist. Erfahrungsgemäß ist Geld aber noch immer ein eher heikles Thema. Wer der heute Dreißig- bis Vierzigjährigen wußte, was der Vater verdient? Weiß heute, was die Eltern auf dem Konto haben? Vor diesem Hintergrund erscheint dieses Begehren, das ja nicht nur die offene Thematisierung des elterlichen Besitzstandes, sondern dessen Herausgabe verlangt, äußerst problematisch. Nicht nur in moralischer Hinsicht. Ist es nicht gierig, eine Zumutung, „weit vor der Zeit“ über etwas zu verhandeln, das einem nicht wirklich zusteht? Für viele Eltern stellt das eigene Haus darüber hinaus auch eine Sicherheit dar, im Krankheitsfalle nicht von garstigen Kindern abhängig zu sein – eine Sicherheit, die sie verständlicherweise äußerst ungern aufgeben.

Darüber reden – ganz sachlich, ruhig und rational? Das wird das neuerworbene mittelständische Bewußtsein ganz schön durcheinanderschütteln. Aber intakte Familien halten vielleicht auch das noch aus. Rosa Hofjäger

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Klammheimlich hatte ich ja alles schon durchgerechnet, zugegeben. Ich bin Einzelkind, das Haus dürfte inzwischen eine Million wert sein, hat Vater neulich erzählt. Ich könnte es verhökern (wer will schon in Kassel leben?) und hätte meinen Lebensabend plus hübsche Studienreisen und den ein oder anderen Daueraufenthalt auf Jamaica gesichert. Nicht mal 5.000 Mark Erbschaftssteuer wären heute fällig!

Daß der Staat mir meine schöne Rechnung nicht kaputt macht, davon bin ich bisher eigentlich ausgegangen. Da war Verlaß auf die CDU. Obwohl ich eigentlich Grün wähle. Wegen der Ökologie, weniger wegen der Vermögensumverteilung, Sie verstehen. Aber die kommen eh nicht allein an die Macht, da mußte man sich bisher also keine Sorgen machen.

Wenn das jetzt anders wird, muß ich bluten. Da ich das Haus auch nicht selbst nutzen will, bin ich möglicherweise dran. Fast 90.000 Mark Erbschaftssteuern könnten fällig werden. 90.000 Mark! Und wenn der Staat demnächst auch noch die Erbschaftssteuer erhöht ... Eigentlich sollte ich das Geld gern weggeben; ich habe es schließlich nicht selbst verdient. Aber warum nun gerade ich mehr für die Gerechtigkeit zahlen soll als andere, ist dann wieder auch nicht recht einzusehen. Ich sage nur: Steuerflüchtlinge! Sagen kann man natürlich auch nichts, schon gar nicht zu Freunden ohne Erbe. Aber vielleicht mal mit dem Vater reden. Von wegen vorzeitiger Überschreibung und so. Gabi Streckfuß

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