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Kleine Pille, riesige Wirkung?

betr.: „Das Ende der Frauenbewegung“ von Heide Oestreich, taz vom 18. 10. 00

Schon lange Zeit vor Einführung in der BRD war die Diskussion in der Frauenbewegung zur Abtreibungspille eher ablehnend kritisch. Leider wurde dies damals kaum in einem breiteren Rahmen von der Presse aufgenommen.

Der Mythos, der über die Abtreibungspille verbreitet wurde, dass damit das Recht der Frauen auf selbstbestimmte Abtreibung gegenüber der mechanischen Methode gefördert würde, ließ sich aufgrund von Zahlen und Fakten aus England und Frankreich schon damals widerlegen (nachzulesen in Clio Nr. 36/93 vom FFGZ Berlin).

Politisch wäre auch in Zukunft eine notwendige Forderung, dass flächendeckend Abtreibungsambulanzen zur Verfügung stehen, wo in einem zugewandten Klima mit bester fachlicher Kompetenz ohne bestrafende bürokratische Hürden ungewollt schwangere Frauen Hilfe finden. Der Abschied von der Abtreibungspille mit dem Ende der Frauenbewegung gleichzusetzen ist meines Erachtens kurzsichtig, politisch fragwürdig und recht naiv aus feministischer Sicht.

Dass 55-Jährige damit beschäftigt sind, eine Pille gegen Brustkrebs zu fordern, ist mir neu. Meine Altersgruppe ist eher damit beschäftigt, sich mit der – wieder von der Pharmaindustrie? – gelobten Hormoneinnahme kritisch auseinander zu setzen, die den Brustkrebs eventuell sogar begünstigt, uns aber wohl „for ever young“ durch die bösen Wechseljahre schweben lässt.

DOROTHEE WIDMANN, Rielasingen

Erschütternd, wenn man das Existieren oder Nicht-Existieren einer Frauenbewegung vom Erfolg einer Abtreibungspille abhängig macht. Mehr oder weniger Menschenleben als Kriterium?

OLAF LEZINSKY, Berlin

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