piwik no script img

Klein, aber fett

■ Hamburgs Kinder: Fast food statt Gemüse, Fettsucht statt Sport

„Einmal Pommes rot-weiß, aber dalli“ – ein Ruf, der täglich durch die taz-Räume hallt. Ein peinliches Geständnis, weiß doch jeder aufgeklärte Mensch eigentlich, daß er seinem Körper mit derartigen Nahrungsmitteln keinen Gefallen tut. Trotzdem: Eine Studie unter Bergedorfer Kindern erwies jetzt, daß über ein Drittel bereits wegen Fehlernährung an Übergewicht, Bluthochdruck und schlechten Cholesterinwerten leidet.

Die Hamburger Schulärztin Christiane Petersen förderte diese Ergebnisse zutage. Zwei Jahre lang untersuchte sie 1700 SchülerInnen im Alter von sechs bis zehn Jahren. Sie machte Blutuntersuchungen, fragte Eltern nach Ernährungsgewohnheiten und Freizeitaktivitäten und erkundete auch Verhaltensweisen in den Familien.

Und die haben es in sich. Gesteigertes Bewußtsein für gesunde Ernährung? Biokost? Abwechslungsreicher Speiseplan? Nix da! Mehr Fleisch als der Gesundheit zuträglich, Fisch für ein Drittel der Kinder ein Fremdwort, und nur die Hälfte von ihnen bekommt täglich Gemüse vorgesezt. Auch Vollkornbrot oder die tägliche Ration frisches Obst fehlt bei vielen SchülerInnen auf dem Eßtisch.

Statt dessen wird in den Familien immer häufiger Fast food serviert. Daß die Kleinen dabei in die Breite gehen wie Hefeklöße, wen wundert–s? Der Anteil der GrundschülerInnen, die an Fettsucht leiden, ist dementsprechend heftig angewachsen: Waren es 1989 noch vier Prozent, sind es heute schon 10,9 Prozent. Hinzu kommt, daß 61 Prozent der befragten Eltern auch noch RaucherInnen sind. Nicht nur eine zusätzliche Gesundheitsgefährdung der Kinder, sondern auch noch schlechte Vorbilder. Da fragt sich, wie Kinder etwas über Gesundheit lernen sollen, wenn die Eltern schön viel rauchen und trinken aber dabei möglichst keinen Sport treiben.

Eine Aufgabe, die nach Ansicht der Ärztin künftig von den Schulen übernommen werden muß. Wichtig sei zunächst eine ähnliche Untersuchung in den übrigen Hamburger Bezirken. Mit Unterstützung der Behörden, so Petersen, könnten dann Präventionsteams in den Schulen zum Einsatz kommen. Ein möglicher Beitrag Hamburgs zu dem von der Weltgesundheitsorganisation initiierten Projekt „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“. taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen