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Archiv-Artikel

Klaus Beyer singt Kommt zusammen!

Freiheit, ja, sie braucht dich

Die Zeit war weggelaufen am Abend; das Klaus-Beyer-Konzert sollte um zehn beginnen, und es war schon halb elf. Das Vorderlicht funktionierte nicht und bei meinen Versuchen, die Käbelchen korrekt wieder in den Dynamo zu stopfen, machte ich alles kaputt. Ich fühlte mich ein bisschen wie der alte Mr. Mustard, von dem Klaus Beyer singt, und wäre viel lieber grad im warmen Badezimmer, in das sie, „bekleidet nur mit Haut und Haar’n“, durchs Badezimmerfenster käme. Klaus Beyer kennt die Beatles so auswendig wie andre ihren Goethe, dachte ich, als ich dann unbeleuchtet über den Gehweg Richtung West-Germany fuhr.

Der Beyer-Manager Frank Behncke saß neben seinem Freund und Star am Eingang vor einem Tisch mit den Beyer-Veröffentlichungen; den tollen, jedes Jahr um eine Platte ergänzten Beatlesvertonungen „Gummi-Seele“, „Hauptmann Pfeffers Einsamer Herzensclub“ usw. Daneben die DVDs mit den Super-8-Filmen des „Godfather of Wohnzimmermusik“, der als Schlingensief-Schauspieler dann wieder andere Wege ging.

Richtig voll war es nicht, aber doch sehr gemütlich mit bunten Tellern. Zunächst gab es wunderschöne Super-8-Filme von Beyer, Sketche teils noch aus den 70ern. Was man früher „camp“ genannt hätte, wirkte nun klassisch. Mit der zeitlichen Entfernung werden Beyers Filme immer besser. Und die „Klosterstraße“, die er dann vortrug, ist eine seiner besten Platten. Die Übertragung von „Come together“ ist kongenial und betont die Surrealität des Originaltextes: „Da kommt der Spinner, er kommt / langsam steht’s wie gewohnt / Eieraugen hat er.“ Und später: „Keine Schuhe, er spielt/ barfuß Fussball, er ist/ lust’ger Finger, er schießt/ auf Coladose, er sagt:/ Ich kenn dich, kennst du mich?/Eins kann ich dir sagen:/ Freiheit, ja sie braucht dich/ Kommt zusammen, ja jetzt, über mich!“

DETLEF KUHLBRODT