Wilhelm Tacke empfiehlt: : Klassische Moderne
Wenn man im republikanischen Bremen mit einer „Barbarenfürstin“ wirbt, muss was im Busch sein. Isses auch, denn die Fürstin lockt mit barbarisch-knalligen Farben ins Paula Modersohn-Becker Museum zu Werken der klassischen Moderne. Ein Glück, dass gelegentlich Museen restauriert oder gar erweitert werden, wie das Karl Ernst Osthaus Museum in Hagen. (Nur) so kommt ein finanziell schmalbrüstiges hanseatisches Museum zu einer ordentlichen Jubiläums-Ausstellung. Dass uns‘ Paula persönlich bei Osthausens und über dessen Franzosen hin und weck war, gibt dem Ganzen einen heimischen Anstrich. Und diese Sinfonien an krass neben einander gesetzten Farben! Heckels „Frühling in Flandern“ und das „Gehölz am Meer“ sind mitreißend in ihrem Hell-Dunkel-Kontrast. Und sollte der Besucher sich für keinen Kunstkenner halten, so baut ihn das „Rote Haus in Dinkelsbühl“ vermutlich auf: Das rettete der Hausmeister des „Christan Rohlfs Museums“ in Hagen vor entarteten Nazibanausen. Ausgerechnet das zum 75. Geburtstag der Straße zu erfahren, an deren Eingang die Erbauer mit dem Hl. Michael als umetikettierten „Lichtbringer“ zum Gröfaz schielten, ist eine besondere Genugtuung.