Klassenkampf im Bunker : Armin Petras inszeniert „Die Ratten“ am Thalia
Lachen oder weinen?
Als Spiel zwischen Schein und Sein, zwischen Ober- und Unterschicht hat Armin Petras seine am Sonnabend am Thalia Theater uraufgeführte Inszenierung von Gerhart Hauptmanns Die Ratten angelegt. Ort der Handlung: ein bunkerartiges Ambiente, in dem die Protagonisten verschiedener sozialer Schichten den Raum, selten aber das Schicksal teilen und in dem die klassizistische Idee von der Fallhöhe ad absurdum geführt wird.
Soziale Verklammerungen, Verzweiflungstaten, durch gesellschaftliche Korsette erzeugt, sucht auch Petras aufzuzeigen – und bleibt über weite Strecken leider in der Fokussierung der verzweifelten Protagonistinnen stecken: im exzessiv vorgeführten Elend des ostpreußischen Dienstmädchens Pauline Piperkarcka (Susanne Wolff), die ihr uneheliches Kind an Maurersgattin Henriette John (Natali Seelig) verkauft, die so ihre Ehe retten will und letztlich an der Lüge, dies sei ihr eigenes, scheitert.
Die – ebenfalls leicht zerlumpte – Oberschicht in persona des Ex-Theaterdirektors Hassenreuter (Markwart Müller-Elmau) ergeht sich derweil in dekadenten Schauspielstudien, begreift kaum, was sich auf ihrem Dachboden sonst noch abspielt, und findet die Tragik derer da drunten allenfalls interessant. Eine Inszenierung, die soziale Strukturen nur schwach durchscheinen lässt, die vom starken Kontrast zwischen explizit vorgeführter Tragik und Komik lebt und daran zu zerfasern droht. Petra Schellen
Eine ausführliche Rezension folgt morgen auf „Kultur Nord“