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Klammer ums stete Schaffen

■ Siouxsie & The Banshees sind erfolgreich wieder aufgetaucht

Erfolg, Mißerfolg, von der Bildfläche verschwunden. Diese Geschichte ist zwar schon älter als Siouxsie & The Banshees, aber tagtäglich müssen sich immer wieder Künstler diesem Leidensweg hingeben. Es sei denn, man schafft es, sich nach langer Durststrecke wieder aufzurappeln und einen Stilbruch zu einem Neustart zu mißbrauchen. So geschehen bei Siouxsie & The Ban-shees.

Neunzehn Jahre danach kann die vermeintlich unnahbare Lady Siouxsie Sioux ohne großes Aufbauschen der Vergangenheit aus den Anfangstagen des Punk erzählen. Sie hing nämlich mit den Sex Pistols ab, und danach verselbständigte sich ihr Wunsch nach einer eigenen Band. Mit Siouxsie & The Banshees, der Name gibt die Zepterführung der eisernen Lady schon vor, raubte sie in den frühen Achtzigern mißverstandenen Abiturienten jegliche Illusion, die sie vielleicht noch in ihren zukünftigen Tagen hätten finden können.

Das jedoch gehört mittlerweile genau der Geschichte an, über die Siouxsie Sioux mit einem kleinen Lächeln hinwegblickt. Denn es ist 1995, und Siouxsie & The Banshees umklammern mit ihrem aktuellen Album The Rapture fast zwanzig Jahre stetigen Schaffens. Zwischen allen Hypes, Retrospektiven und zwanghaften kommerziellen Wiederzusammenlegungen alter musikalischer Highlights schafft es die Ikone des voluminösen Wave-Rocks ohne Probleme, mit Schminke, Charme und Kerzenschein erneut Aufmerksamkeit zu erhaschen. Siouxsie löst sich dabei von ihrem Eisprinzessinen-Image und setzt ladylike auf seriöses Songwriting, kombiniert mit satten Arrangements, die unter dem kreativen Schutze John Cales erarbeitet wurden.

Die Arbeit mit John Cale, dem Velvet Underground-Veteranen und heimlichen Siouxsie & The Banshees-Idol, hat Früchte getragen: Die erste Single-auskopplung „O Baby“ trifft in der englischen Musikpresse wieder auf Akzeptanz. Dabei hatte diese lange nicht mehr an ein gelungenes Comeback wie The Rapture glauben wollen, und sie in den vergangenen drei Jahren aufs heftigste verrissen.

„I know it's all a game, I know they're all insane...“ , kann Siouxsie heute mit selbstironischer Einschätzung singen und wissen, daß sie trotz der schwarzen Magie, die ihrer Persönlichkeit immer noch angelastet wird, keinen Grund zur Sorge hat. Zwar hätte sie „Loser“, Becks Lied der 90er-Slacker-Generation gerne geschrieben, aber genau das Gegenteil trifft auf sie zu.

Thorsten Zahn

Mittwoch, 8. März, Docks, 21 Uhr

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