piwik no script img

Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um

Seltsame Gestalten bevölkern derzeit die Galerie Nagel Draxler am Rosa-Luxemburg-Platz: Organische Blasenformen scheinen auf dünnen Spinnenbeinen durch den Raum zu staksen. So stellt man sich Tiefseewesen auf Landgang vor. In den Rahmen an den Wänden stülpen sich hingegen die Oberflächen wie große Wespennester oder Krater aus. Wachsgetränkte Kleidungs- und Zeitungsreste sind zu neuen Formen erstarrt, Kultur und Natur erscheinen miteinander verschmolzen. Pedro Wirz, der 1983 in São Paulo geborene Bildhauer, hat der Ausstellung den Titel „Verwachsen“ verpasst, in dem etwas Doppelbödiges mitschwingt. In einem kleinen Rahmenkasten stehen Spielzeugautos in Reihe wie am Straßenrand. Doch sie sind halb von einer bräunlich-gelben Masse überflutet. „Stau“ ist das Bild einer Katastrophe im ­Miniaturformat, für welche der Künstler Bienenwachs verwendete (bis 2. 11., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Weydingerstr. 2-4).

Zwischen Institutionskritik und der Grundlagenvermittlung von Museumsarbeit pendelt die Ausstellung „Wer wir sind und was wir tun“ mit Werken von Johanna Diehl, Seiichi Furuya, Wilhelm Klotzek, Stephan Kurr, Pia Linz, Kathrin Sonntag und David Polzin im Mitte Museum – welches sich allerdings in Berlin-Wedding befindet. Die beiden Kurator*innen Susanne Weiß und Theo Thiesmeier bringen die fünf Säulen der Museumsarbeit – Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln und Ausstellen – in einer hybriden Schau mit zeitgenössischer Kunst und dem Regionalbezug der Institution zusammen. So bezieht sich etwa die gemeinschaftlich produzierte Bild- und Textmontage „Frauen verlassen das Museum“ von Cornelia Herfurtner und David Polzin in kritisch-assoziativer Weise auf die Frauendarstellungen welche die beiden Künstler*innen im Museumsdepot vorfanden. Überraschend alltagspoetisch hingegen ist eine Vitrine, die für die Privatsammlungen des Museumspublikums bereitgehalten wird: Dort sind zur Zeit Apfelkerne, auf der Straße verlorene Spielkarten und Orangenpapiere zu sehen (bis 31. 10., So.–Fr. 10–18 Uhr
 Pankstr. 47).

Neu in der Stadt ist ab sofort die Leipziger Galerie Tobias Naehring, die am Freitag zwischen 18 und 21 Uhr ihre Hauptstadt-Dependance in Berlin-Schöneberg mit einer Ausstellung von Angela Mewes eröffnet. Die 1980 geborene Künstlerin und Dichterin arbeitet unter anderem mit vorgefundenen Objekten, die sie diskreten Modulierungen unterwirft. Für die Installation „Forest of Conversion“ verwendete Mewes die historischen Bahren der dänischen Zivilverteidigung (bis 7. 12., Sa. 12–16 Uhr, Blumenthalstr. 7).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen