Kitaausbau in Berlin: Der Druck steigt

Steigende Baukosten gefährden das bisherige Tempo beim Kitaausbau. Für rund 7.000 Plätze gibt es noch eine Finanzierungslücke.

Kinder in einer Kita

Die beiden Frauen gehören nicht zum Kita-Personal: Bildungssenatorin Busse und Regierende Giffey (beide SPD) Foto: picture alliance/dpa | Annette Riedl

BERLIN taz Steigende Baukosten stellen den Kitaausbau in den kommenden Jahren absehbar vor Heraus­forderungen. 200.642 Kitaplätze braucht Berlin bis 2026, so sieht es die Kita-Entwicklungsplanung vor. 182.200 werden aktuell bereits angeboten, rund 11.000 seien im Bau oder geplant, sagte Jugendstaatssekretär Aziz Bozkurt (SPD) am Mittwoch bei einem Pressegespräch zum Start des neuen Kitajahres. Bleibt noch eine Lücke von rund 7.400 Plätzen, für die es noch keine Finanzierung gibt.

Zwar muss die Investitionsplanung 2022 bis 2026 ohnehin erst noch vom rot-grün-roten Senat beschlossen werden. Doch Kitaträger sagen schon jetzt: Bei den derzeitigen – vor allem auch durch den Ukrainekrieg bedingten – Preissteigerungen im Baugewerbe droht der bisherige Ausbau ins Stocken zu geraten.

„Der Platzdruck wird wieder steigen“, befürchtet Claudia Freistühler, kaufmännische Geschäftsführerin der landeseigenen „Kindergärten City“. Rund 20.000 Euro Fördermittel bekommen die Kitaträger pro Platz, den sie durch Umbaumaßnahmen schaffen, für Neubauvorhaben ist es etwas mehr. Doch das reiche längst nicht mehr, weiß Freistühler: „Die Folge ist, dass Kitas Bauvorhaben strecken.“ Bei Kindergärten City, die 7.400 Plätze in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg anbieten, belaufe sich der Sanierungsstau auf über 100 Millionen Euro. „Perspektivisch könnte es sein, dass wir in den nächsten fünf Jahren 10 bis 15 Prozent der Plätze nicht mehr anbieten können“, sagt Freistühler.

Staatssekretär Bozkurt sah den Kitaausbau dennoch auf einem guten Weg: „Die 200.000 Plätze bis 2026 sind eine realistische Marke, daran halten wir erst mal fest.“ Allerdings würden die anstehenden Haushaltsverhandlungen „kein Selbstläufer“. Zumal der Kitaausbau – wie Neubau insgesamt – durch steigende Baukosten nicht nur teurer wird, sondern auch die Begehrlichkeiten höher, was in der Krise aus dem Haushalt gestemmt werden muss – vom möglichen 9-Euro-Nachfolgeticket bis zum Energienothilfefonds, dessen Höhe noch unklar ist.

Eltern haben mehr Wahlfreiheit

Insgesamt habe sich die Lage beim Kitaausbau in den letzten Jahren entspannt, hieß es am Mittwoch. 6.400 Plätze kamen 2021 hinzu, ein Plus von 3,6 Prozent. Zwar stieg auch die Zahl der zu betreuenden Kinder – aber die Auslastungsquote der Kitas sank von 97 Prozent in 2020 auf 94,5 Prozent in 2021. Das gibt den Eltern spürbar mehr Wahlfreiheit: Man registriere weniger Hilferufe an die Kitaaufsicht, sagte Holger Schulze, Leiter der Abteilung Jugend und Familie.

Die geflüchteten Kinder aus der Ukraine könnten die Kitas „ohne Probleme“ aufnehmen, betonte Schulze. 4.000 ukrainische Kinder im Kitaalter seien bei den Sozialämtern registriert, 1.000 davon seien bisher in den Kitas angekommen; man rechne mit 2.000 Kindern, die versorgt werden müssten. Man sei auch dabei, niedrigschwellige Angebote in Geflüchtetenunterkünften – etwa Eltern-Kind-Gruppen – finanziell abzusichern, sagte Bozkurt. Diese sogenannten „Sprungbrett-Angebote“ waren 2015 vor allem für Kinder aus Syrien aufgelegt worden und sollten eigentlich auslaufen.

Der Verband der kleinen und mittelgroßen Kita-Träger in Berlin mahnte am Mittwoch, die steigenden Energiekosten belasteten viele Einrichtungen stark. Der Senat müsse mit einer Einmalzahlung pro betreutem Kind gegensteuern, sagte Geschäftsführer Lars Békési. Außerdem müssten die Sachkostenpauschalen angepasst werden – die seien für 2023 und 2024 viel zu niedrig angesetzt.

Staatssekretär Bozkurt verwies darauf, dass diese Pauschalen für die Kitas ohnehin jedes Jahr im November angepasst würden und sich am Durchschnitt des Vebraucherpreisindex orientieren. Er rechne also damit, dass sich das schon in diesem November für die Kitas bemerkbar mache. Bozkurt betonte auch, man sehe die „angespannte Situation“. Dass es bisher zu Kita-Schließungen gekommen sei, weil kleine Einrichtungen ihre Energiepreise nicht mehr bezahlen können, sei der Verwaltung aber nicht bekannt.

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