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Kita-StreiksKinder hüten macht krank

Fast 90 Prozent der ErzieherInnen leiden unter ihrem Job. Ab Mittwoch streiken über zehntausend PädagogInnen bundesweit für betriebliche Gesundheitsförderung.

Unter Kopf- und Rückenschmerzen leiden mehr als 2/3 aller Erzieherinnen. Bild: dpa

BERLIN taz |Am Mittwoch könnten Eltern mit ihren Kindern vor verschlossenen Kitas stehen. Denn in fast allen Landeshauptstädten sind ErzieherInnen im Warnstreik: Sie fordern eine betriebliche Gesundheitsförderung und eine bessere Bezahlung.

ALLTAGSBERICHT EINER ERZIEHERIN

"Ich arbeite seit zwölf Jahren als ausgebildete Facherzieherin für Integration. Mit meiner Kollegin betreue ich 18 Kinder im Alter von viereinhalb bis sechs Jahren. Zwei davon sind Integrationskinder, die ich speziell fördern soll. Diese Förderung fällt oft aus, weil ich Kolleginnen vertrete.

Als Erzieherin verdiene ich netto zirka 1.200 Euro pro Monat. Morgens hole ich die Kinder zuerst vom Frühdienst ab. Dann gehen wir in unsere Gruppenräume. Wenn unsere Reinigungskräfte krank sind, putzen wir vorher noch selbst die Räume.

Nach dem Frühstück und dem Morgenkreis gehen wir zum Toben bei gutem Wetter nach draußen. Bei schlechtem Wetter bleiben wir mit den Kindern drinnen. Dann ist unsere Lärmbelästigung viel höher.

Honoriert wird unsere Arbeit leider nicht in dem Maße, wie wir es verdient hätten. Als Erzieherin in einer Vorschulgruppe bin ich ja privilegiert, meine Kolleginnen im Elementarbereich haben eine noch höhere Arbeitsbelastung. Sie betreuen Kinder ab eineinhalb Jahren und müssen Windeln wechseln, füttern und Kinder in den Schlaf wiegen.

Wir Erzieherinnen hier haben fast alle einen Zweitjob, einige einen dritten. Dies ist ein enormer Stress. Ich selbst kann mir eigentlich nicht vorstellen, mein Leben lang Erzieherin zu bleiben. Natürlich bin ich dafür, dass man unseren Lohn erhöht. Es gibt ja Länder, da werden Erzieher wie Lehrer bezahlt. Manchmal glaube ich, die Politiker hier haben keine Kinder. Sonst würden sie Gesetze anders machen."

PROTOKOLL: MONIKA SCHMIDTKE

"Wir haben bundesweit zum Warnstreik aufgerufen", sagte Achim Meerkamp vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di am Dienstag in Berlin. Auch Sozialdienste, Heime und Jugendämter könnten betroffen sein. Schwerpunkte der Warnstreiks sind laut Ver.di Köln, Düsseldorf, Dortmund, Stuttgart, Mainz, München, Leipzig, Dresden, Kiel und Hannover - aber nicht Berlin und Hamburg. Ver.di rechnet mit bis zu 14.000 Streikenden.

Die Gewerkschaft will damit den Druck auf die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) erhöhen. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ihre Mitglieder zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

Im Vordergrund der Warnstreiks steht der Wunsch nach einer betrieblichen Gesundheitsförderung. Besonders Beschäftigte in Kitas und Kindergärten fühlen sich im Arbeitsalltag überlastet. Eine von Ver.di in Auftrag gegebene Studie ergab, dass sich nur 26 Prozent der ErzieherInnen vorstellen können, unter den jetzigen Arbeitsbedingungen gesund in Rente zu gehen. Nur 13 Prozent haben während oder nach dem Arbeitstag keine gesundheitlichen Probleme - der Rest leidet unter anderem an Kopf- und Rückenschmerzen.

Doch Verhandlungen mit den Tarifpartnern über einen Gesundheitstarifvertrag, in dem Ver.di eine jährliche Überprüfung der Belastungen festschreiben will, sind noch nicht in Gang gekommen. "Die Arbeitgeber machen keine Anstalten, auf uns zuzugehen", kritisierte Meerkamp. Die Gewerkschaft hatte die Verhandlungen am 30. April für gescheitert erklärt und startet am Donnerstag eine Urabstimmung. Am 14. Mai soll der Fahrplan veröffentlicht werden.

Die Arbeitgebervereinigung VKA warf Ver.di vor, die Forderung nach einem Tarifvertrag für Gesundheitsschutz vorzuschieben, um Forderungen nach mehr Geld Nachdruck zu verleihen. "Der Streikaufruf ist unnötig. Er trifft die Kinder und ihre Eltern und bringt uns inhaltlich nicht weiter", sagte VKA-Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann.

Hoffmann spielt auf die Verhandlungen über die Eingruppierung von ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen an, die parallel zum Thema der Gesundheitsförderung laufen. Ver.di bemängelt, dass mehr als ein Drittel der ErzieherInnen weniger als 1.500 Euro brutto im Monat verdient, und fordert mehr Bezahlung. Die Verhandlungen sollen Ende Mai fortgesetzt werden. Die derzeitige Auseinandersetzung über die Arbeitsbedingungen von ErzieherInnen hat auch Auswirkungen darauf, wie der Kitaausbauplan der Bundesregierung vorankommt. Bis 2013 sollen alle Kinder unter drei Jahren einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben. Dafür müssen geschätzte 50.000 bis 80.000 neue ErzieherInnen eingestellt werden.

Ob das Ziel erreicht werden kann, ist fraglich. "Der Erzieherberuf wird in zunehmendem Maße unattraktiver für junge Schulabgänger", sagt Norbert Hocke, Vorstandsmitglied der GEW. Die Kommunen hätten immense Probleme, weil schon jetzt Fachpersonal fehle oder in Rente gehe. "Es muss sich an der Bezahlung und an den Bedingungen dringend etwas ändern, damit der Kitaausbauplan erfüllt werden kann", sagt Hocke.

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21 Kommentare

 / 
  • AG
    Andreas Garder

    Leicht angesäuert habe ich mal einen Brief an in Dortmund zuständigen Gewerkschaftssekretär....

     

    Martin Steinmetz

    Gewerkschaftssekretär

     

    Fachbereich Gemeinden

    ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

     

    Bezirk Dortmund

     

     

     

    Aktionen und Warnstreiks in Kitas, Sozial- und Erziehungsdiensten

     

     

     

    Sehr geehrter Herr Steinmetz,

     

    mit einigem Erstaunen haben wir am Montag den 4.5.09 erfahren, dass unsere Kindertagesstätte am Mittwoch bestreikt wird. Da bleibt nicht viel Zeit einen alternativen Plan zur Unterbringung unserer Tochter zu realisieren, uns ist dies geglückt. Ob dies alle Eltern so kurzfristig hinbekommen glaube ich kaum.

     

    Hier fällt schon auf, dass Sie eine Strategie verfolgen, welche weniger den Arbeitgeber trifft sondern mehr, sagen wir mal die "Kunden" der Kindertagesstätten. Am Ziel vorbei würde ich sagen, sicherlich hoffen Sie den Ärger der Eltern als Multiplikator einsetzten zu können. Eine gar nicht mal so schlechte Idee, aber wenn ich jemanden für meine Sache gewinnen möchte, so muss ich ihn davon auch überzeugen....

     

    Hier frage ich mich:

    - wo ist der Notfallplan für Eltern ohne Hilfe

    - alleinerziehende Eltern möchte ich hier gar nicht betrachten

    - helfen Sie den Eltern, welche jetzt durch ihren Arbeitgeber unter zusätzlichen Druck geraten

    - möchten Sie womöglich die klassische Rollenteilung von Mann und Frau zurück

    - wo sind die zahlreichen Informationen für die Eltern

    - hat schon mal jemand versucht mit den Eltern einen Dialog zu führen

    - vielleicht finden Sie ja sogar hier Helfer und Unterstützung

    - haben Sie mal hochgerechnet wie viele Eltern durch Ihre Aktion aktuell losrotiert sind

    -

     

    Haben Sie schon mal überlegt, eine gemeinsame Aktion mit den Kindern zu realisieren. "Das Dortmunder Rathaus in den

    Händen der Kinder", klar Sie werden jetzt sagen Versicherungsprobleme, juristischer Ärger....... solche Dinge kann man nicht organisieren.

    Ich glaube einfach, Sie wollen es nicht. Sie wollen den klassischen Weg der traditionellen Gewerkschaften gehen.

     

    Letztes Jahr habe ich einen kurzen Dialog mit einem Straßenbahnfahrer geführt, hierbei habe ich ihn gefragt: Was soll jemand tun wenn er von der Straßenbahn abhängig ist? Pech gehabt hat er gesagt....

     

    Das überzeugt natürlich, da helfe ich gern.

     

    Hier zeigt sich wahrscheinlich nicht das "vollständige Gesicht" dessen, was Sie bewirken möchten. Aber das Grundprinzip wird deutlich: Stresspotential aufbauen, ohne Dialog mit allen Beteiligten.

     

    Abschließend kann ich nur vermuten, auch eine Gewerkschaft muss sich um Ihre Kunden kümmern um sie zu halten.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Andreas Garder

     

     

    P.s.

    Sollte mein Schreiben Sie arg provoziert haben (was ich aber kaum glaube), nun denn..... Dann schauen Sie doch mal wie es wirkt.

    Ach ja, ich lege schon Wert auf die Feststellung, das hier keine inhaltliche Kritik geübt wurde.

  • S
    stefand

    Lukas: "Und wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden wäre der Job auf einmal nicht mehr so anstrengend und es gäbe keine Rückenschmerzen mehr?"

    Wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden, bräuchten sie keinen 2. Job und könnten sich vielleicht mal von ihrer Arbeit erholen.

     

    Wie man sich mit 2 Jobs noch geduldig und einfühlsam um die Kinder Kümmern soll ist mir onehin schleierhaft. Die Erzieherinnen bei unserem Kindergarten machen auch am Wochenende Aktionen mit Kindern und Eltern, wofür sie vermutlich nicht mal entlohnt werden.

    Wie wichtig ein Mindestmass an Förderung in jungen Jahren ist spricht sich ja langsam rum, aber ohne vernünftige Bezahlung bekommen wir irgendwann mal Institutionen zur Kinderverwahrung mit unmotivierten, ungeschulten Personal.

  • EL
    Elisabeth Lahusen

    Nicht Kinderhüten macht krank, sondern überfüllte Gruppen, unbezahlte Überstunden ohne Ende, Stellenabbau statt qualifizierte Zweitkräfte und die Tatsache, dass der gesamte Bereich massiv unterfinanziert ist. Behindertenbetreuung, Kindererziehung und die Altenpflege gehören als typische Frauenberufe zu den Bereichen, wo höchster Einsatz mit niedrigster Bezahlung und miesester Altersversorgung gekoppelt sind.Der Streik war überfällig.Was wohl passieren würde, wenn wir Frauen die Parlamente mit Buggys verstopfen und den Politikern die Babies im Sechserpack in die Büros karren würden?

    Lis

  • N
    Nadine

    Es ist traurig: eine der wichtigsten pädagogischen Instanzen welche für optimale Betreuung und Erziehung von Kleinkindern, ja manchmal schon Babies, sorgen soll und eine enorm einflussreiche Position für die Zukunft kleiner Kinder einnimmt, wird in einem ach so fortschrittlichen Land wie Deutschland so schäbig behandelt! Eine Schande. Frauen, ihre 'Berufe' und alles was im Groben in diesen Bereich hineinfällt, werden leider immer noch behandelt wie Menschen zweiter Klasse. Armes Deutschland.

  • L
    lukas

    Und wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden wäre der Job auf einmal nicht mehr so anstrengend und es gäbe keine Rückenschmerzen mehr?

  • A
    Alexander

    Der Bericht trifft sehr genau das, was viele denken die in unserem Beruf arbeiten!

    Auch ich bin Erzieher und das aus Leidenschaft!

    Es macht mir Spass und ich kann mir keinen besseren Job, an sich, vorstellen.

    An sich - aber auch nur, weil es im Grunde eine Unverschämtheit ist wie der Deutsche Staat die Bildung bezahlt!!!

    Weiterhin finde ich es oft eine Frechheit mit wie wenig Akzeptanz unser Beruf in der Gesellschaft vertreten ist!

    Die Anerkennung fehlt im Grunde total.

    Aber wer kümmert sich den um die Zukunft und wer ist den bei den Kindern und Jugendlichen?

    Ja, wir die Pädagogen!!!

    Ich wundere mich wirklich, wieso Deutschand ( also die Politik ) sich so vehement weigert auch mal in die Nachbarländer zu schauen.

    Ich für meinen Teil tue das schon sehr lange und meine Fähigkeiten und mein Talent werden sich nach dem Erfolgreichen Studienabschluss von dem Bildungsfernen Deutschland verabschieden.

    Den mit dem Bachelor of Art für Erzieher werde ich mit Sicherheit nicht in einen solchen Rückständigen Land arbeiten...

    Schade das man erst seine Heimat verlassen muss um Anerkennung für seinen Beruf zu bekommen!

    Und ein Studium auf die Ausbildung nun ja das kann sich auch nicht jeder leisten...

    Weiterhin hört sich das ja alles total lächerlich an, 50.000 - 80.000 neue Erzieher - da frage ich mich, wo sollen die den hergezaubert werden.

    Durch die Abiturvoraussetzung zum Einstieg in die Ausbildung und durch den Wegfall des Anerkennungsjahres ist dieser schöne Beruf noch weiter weg gerückt für viele. Und die 1200 Euro netto die kriegt man auch woanders mit weniger Gesundheitsgefahren.

    Also ich könnte hier noch ne Menge schreiben...aber ich lasse das jetzt mal...Schöne Zeit im Bildungsland Deutschland.

    Die Kinder in den engen Räumen erinnern an eingesperrte "Hühner".

    Und wartet mal ab bis die Oberschulen alle in einer Schule gebunden werden, da geht dann die Post ab...

    Ok das war es...

  • M
    Malina

    Auch die SozialpädagogInnen haben es zunehmend schwerer: Die sowieso schon geringe Bezahlung wurde durch durch die Einführung des TVöD noch verschlechtert: die Bachelor AbsolventInnen brauchen nicht mit mehr als 1300,- netto rechnen. Und das auf Dauer. In München kann man sich so vielleicht noch allein ernähren, mit Kind wird dies schwierig.

    Und das obwohl die Bedingungen sehr schlecht sind: z.B. Arbeitszeiten und psychische Belastung.

    Unter diesen Bedingungen kann es keine hochwertige soziale Versorgung geben.

    Die niedirge Bezahlung ist auch ein (oder der wesentliche) Grund dafür, warum es in diesen Berufen so wenig Männer gibt.

     

    Wer sich für eine Erhaltung der Qualitätsstandards der Sozialberufe einsetzen will kann dies tun unter:

    http://www.chancen-foerdern.de/erfahrungen-protestieren-aktionen/protestieren/

  • AG
    Andreas Garder

    Leicht angesäuert habe ich mal einen Brief an in Dortmund zuständigen Gewerkschaftssekretär....

     

    Martin Steinmetz

    Gewerkschaftssekretär

     

    Fachbereich Gemeinden

    ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

     

    Bezirk Dortmund

     

     

     

    Aktionen und Warnstreiks in Kitas, Sozial- und Erziehungsdiensten

     

     

     

    Sehr geehrter Herr Steinmetz,

     

    mit einigem Erstaunen haben wir am Montag den 4.5.09 erfahren, dass unsere Kindertagesstätte am Mittwoch bestreikt wird. Da bleibt nicht viel Zeit einen alternativen Plan zur Unterbringung unserer Tochter zu realisieren, uns ist dies geglückt. Ob dies alle Eltern so kurzfristig hinbekommen glaube ich kaum.

     

    Hier fällt schon auf, dass Sie eine Strategie verfolgen, welche weniger den Arbeitgeber trifft sondern mehr, sagen wir mal die "Kunden" der Kindertagesstätten. Am Ziel vorbei würde ich sagen, sicherlich hoffen Sie den Ärger der Eltern als Multiplikator einsetzten zu können. Eine gar nicht mal so schlechte Idee, aber wenn ich jemanden für meine Sache gewinnen möchte, so muss ich ihn davon auch überzeugen....

     

    Hier frage ich mich:

    - wo ist der Notfallplan für Eltern ohne Hilfe

    - alleinerziehende Eltern möchte ich hier gar nicht betrachten

    - helfen Sie den Eltern, welche jetzt durch ihren Arbeitgeber unter zusätzlichen Druck geraten

    - möchten Sie womöglich die klassische Rollenteilung von Mann und Frau zurück

    - wo sind die zahlreichen Informationen für die Eltern

    - hat schon mal jemand versucht mit den Eltern einen Dialog zu führen

    - vielleicht finden Sie ja sogar hier Helfer und Unterstützung

    - haben Sie mal hochgerechnet wie viele Eltern durch Ihre Aktion aktuell losrotiert sind

    -

     

    Haben Sie schon mal überlegt, eine gemeinsame Aktion mit den Kindern zu realisieren. "Das Dortmunder Rathaus in den

    Händen der Kinder", klar Sie werden jetzt sagen Versicherungsprobleme, juristischer Ärger....... solche Dinge kann man nicht organisieren.

    Ich glaube einfach, Sie wollen es nicht. Sie wollen den klassischen Weg der traditionellen Gewerkschaften gehen.

     

    Letztes Jahr habe ich einen kurzen Dialog mit einem Straßenbahnfahrer geführt, hierbei habe ich ihn gefragt: Was soll jemand tun wenn er von der Straßenbahn abhängig ist? Pech gehabt hat er gesagt....

     

    Das überzeugt natürlich, da helfe ich gern.

     

    Hier zeigt sich wahrscheinlich nicht das "vollständige Gesicht" dessen, was Sie bewirken möchten. Aber das Grundprinzip wird deutlich: Stresspotential aufbauen, ohne Dialog mit allen Beteiligten.

     

    Abschließend kann ich nur vermuten, auch eine Gewerkschaft muss sich um Ihre Kunden kümmern um sie zu halten.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Andreas Garder

     

     

    P.s.

    Sollte mein Schreiben Sie arg provoziert haben (was ich aber kaum glaube), nun denn..... Dann schauen Sie doch mal wie es wirkt.

    Ach ja, ich lege schon Wert auf die Feststellung, das hier keine inhaltliche Kritik geübt wurde.

  • S
    stefand

    Lukas: "Und wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden wäre der Job auf einmal nicht mehr so anstrengend und es gäbe keine Rückenschmerzen mehr?"

    Wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden, bräuchten sie keinen 2. Job und könnten sich vielleicht mal von ihrer Arbeit erholen.

     

    Wie man sich mit 2 Jobs noch geduldig und einfühlsam um die Kinder Kümmern soll ist mir onehin schleierhaft. Die Erzieherinnen bei unserem Kindergarten machen auch am Wochenende Aktionen mit Kindern und Eltern, wofür sie vermutlich nicht mal entlohnt werden.

    Wie wichtig ein Mindestmass an Förderung in jungen Jahren ist spricht sich ja langsam rum, aber ohne vernünftige Bezahlung bekommen wir irgendwann mal Institutionen zur Kinderverwahrung mit unmotivierten, ungeschulten Personal.

  • EL
    Elisabeth Lahusen

    Nicht Kinderhüten macht krank, sondern überfüllte Gruppen, unbezahlte Überstunden ohne Ende, Stellenabbau statt qualifizierte Zweitkräfte und die Tatsache, dass der gesamte Bereich massiv unterfinanziert ist. Behindertenbetreuung, Kindererziehung und die Altenpflege gehören als typische Frauenberufe zu den Bereichen, wo höchster Einsatz mit niedrigster Bezahlung und miesester Altersversorgung gekoppelt sind.Der Streik war überfällig.Was wohl passieren würde, wenn wir Frauen die Parlamente mit Buggys verstopfen und den Politikern die Babies im Sechserpack in die Büros karren würden?

    Lis

  • N
    Nadine

    Es ist traurig: eine der wichtigsten pädagogischen Instanzen welche für optimale Betreuung und Erziehung von Kleinkindern, ja manchmal schon Babies, sorgen soll und eine enorm einflussreiche Position für die Zukunft kleiner Kinder einnimmt, wird in einem ach so fortschrittlichen Land wie Deutschland so schäbig behandelt! Eine Schande. Frauen, ihre 'Berufe' und alles was im Groben in diesen Bereich hineinfällt, werden leider immer noch behandelt wie Menschen zweiter Klasse. Armes Deutschland.

  • L
    lukas

    Und wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden wäre der Job auf einmal nicht mehr so anstrengend und es gäbe keine Rückenschmerzen mehr?

  • A
    Alexander

    Der Bericht trifft sehr genau das, was viele denken die in unserem Beruf arbeiten!

    Auch ich bin Erzieher und das aus Leidenschaft!

    Es macht mir Spass und ich kann mir keinen besseren Job, an sich, vorstellen.

    An sich - aber auch nur, weil es im Grunde eine Unverschämtheit ist wie der Deutsche Staat die Bildung bezahlt!!!

    Weiterhin finde ich es oft eine Frechheit mit wie wenig Akzeptanz unser Beruf in der Gesellschaft vertreten ist!

    Die Anerkennung fehlt im Grunde total.

    Aber wer kümmert sich den um die Zukunft und wer ist den bei den Kindern und Jugendlichen?

    Ja, wir die Pädagogen!!!

    Ich wundere mich wirklich, wieso Deutschand ( also die Politik ) sich so vehement weigert auch mal in die Nachbarländer zu schauen.

    Ich für meinen Teil tue das schon sehr lange und meine Fähigkeiten und mein Talent werden sich nach dem Erfolgreichen Studienabschluss von dem Bildungsfernen Deutschland verabschieden.

    Den mit dem Bachelor of Art für Erzieher werde ich mit Sicherheit nicht in einen solchen Rückständigen Land arbeiten...

    Schade das man erst seine Heimat verlassen muss um Anerkennung für seinen Beruf zu bekommen!

    Und ein Studium auf die Ausbildung nun ja das kann sich auch nicht jeder leisten...

    Weiterhin hört sich das ja alles total lächerlich an, 50.000 - 80.000 neue Erzieher - da frage ich mich, wo sollen die den hergezaubert werden.

    Durch die Abiturvoraussetzung zum Einstieg in die Ausbildung und durch den Wegfall des Anerkennungsjahres ist dieser schöne Beruf noch weiter weg gerückt für viele. Und die 1200 Euro netto die kriegt man auch woanders mit weniger Gesundheitsgefahren.

    Also ich könnte hier noch ne Menge schreiben...aber ich lasse das jetzt mal...Schöne Zeit im Bildungsland Deutschland.

    Die Kinder in den engen Räumen erinnern an eingesperrte "Hühner".

    Und wartet mal ab bis die Oberschulen alle in einer Schule gebunden werden, da geht dann die Post ab...

    Ok das war es...

  • M
    Malina

    Auch die SozialpädagogInnen haben es zunehmend schwerer: Die sowieso schon geringe Bezahlung wurde durch durch die Einführung des TVöD noch verschlechtert: die Bachelor AbsolventInnen brauchen nicht mit mehr als 1300,- netto rechnen. Und das auf Dauer. In München kann man sich so vielleicht noch allein ernähren, mit Kind wird dies schwierig.

    Und das obwohl die Bedingungen sehr schlecht sind: z.B. Arbeitszeiten und psychische Belastung.

    Unter diesen Bedingungen kann es keine hochwertige soziale Versorgung geben.

    Die niedirge Bezahlung ist auch ein (oder der wesentliche) Grund dafür, warum es in diesen Berufen so wenig Männer gibt.

     

    Wer sich für eine Erhaltung der Qualitätsstandards der Sozialberufe einsetzen will kann dies tun unter:

    http://www.chancen-foerdern.de/erfahrungen-protestieren-aktionen/protestieren/

  • AG
    Andreas Garder

    Leicht angesäuert habe ich mal einen Brief an in Dortmund zuständigen Gewerkschaftssekretär....

     

    Martin Steinmetz

    Gewerkschaftssekretär

     

    Fachbereich Gemeinden

    ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

     

    Bezirk Dortmund

     

     

     

    Aktionen und Warnstreiks in Kitas, Sozial- und Erziehungsdiensten

     

     

     

    Sehr geehrter Herr Steinmetz,

     

    mit einigem Erstaunen haben wir am Montag den 4.5.09 erfahren, dass unsere Kindertagesstätte am Mittwoch bestreikt wird. Da bleibt nicht viel Zeit einen alternativen Plan zur Unterbringung unserer Tochter zu realisieren, uns ist dies geglückt. Ob dies alle Eltern so kurzfristig hinbekommen glaube ich kaum.

     

    Hier fällt schon auf, dass Sie eine Strategie verfolgen, welche weniger den Arbeitgeber trifft sondern mehr, sagen wir mal die "Kunden" der Kindertagesstätten. Am Ziel vorbei würde ich sagen, sicherlich hoffen Sie den Ärger der Eltern als Multiplikator einsetzten zu können. Eine gar nicht mal so schlechte Idee, aber wenn ich jemanden für meine Sache gewinnen möchte, so muss ich ihn davon auch überzeugen....

     

    Hier frage ich mich:

    - wo ist der Notfallplan für Eltern ohne Hilfe

    - alleinerziehende Eltern möchte ich hier gar nicht betrachten

    - helfen Sie den Eltern, welche jetzt durch ihren Arbeitgeber unter zusätzlichen Druck geraten

    - möchten Sie womöglich die klassische Rollenteilung von Mann und Frau zurück

    - wo sind die zahlreichen Informationen für die Eltern

    - hat schon mal jemand versucht mit den Eltern einen Dialog zu führen

    - vielleicht finden Sie ja sogar hier Helfer und Unterstützung

    - haben Sie mal hochgerechnet wie viele Eltern durch Ihre Aktion aktuell losrotiert sind

    -

     

    Haben Sie schon mal überlegt, eine gemeinsame Aktion mit den Kindern zu realisieren. "Das Dortmunder Rathaus in den

    Händen der Kinder", klar Sie werden jetzt sagen Versicherungsprobleme, juristischer Ärger....... solche Dinge kann man nicht organisieren.

    Ich glaube einfach, Sie wollen es nicht. Sie wollen den klassischen Weg der traditionellen Gewerkschaften gehen.

     

    Letztes Jahr habe ich einen kurzen Dialog mit einem Straßenbahnfahrer geführt, hierbei habe ich ihn gefragt: Was soll jemand tun wenn er von der Straßenbahn abhängig ist? Pech gehabt hat er gesagt....

     

    Das überzeugt natürlich, da helfe ich gern.

     

    Hier zeigt sich wahrscheinlich nicht das "vollständige Gesicht" dessen, was Sie bewirken möchten. Aber das Grundprinzip wird deutlich: Stresspotential aufbauen, ohne Dialog mit allen Beteiligten.

     

    Abschließend kann ich nur vermuten, auch eine Gewerkschaft muss sich um Ihre Kunden kümmern um sie zu halten.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Andreas Garder

     

     

    P.s.

    Sollte mein Schreiben Sie arg provoziert haben (was ich aber kaum glaube), nun denn..... Dann schauen Sie doch mal wie es wirkt.

    Ach ja, ich lege schon Wert auf die Feststellung, das hier keine inhaltliche Kritik geübt wurde.

  • S
    stefand

    Lukas: "Und wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden wäre der Job auf einmal nicht mehr so anstrengend und es gäbe keine Rückenschmerzen mehr?"

    Wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden, bräuchten sie keinen 2. Job und könnten sich vielleicht mal von ihrer Arbeit erholen.

     

    Wie man sich mit 2 Jobs noch geduldig und einfühlsam um die Kinder Kümmern soll ist mir onehin schleierhaft. Die Erzieherinnen bei unserem Kindergarten machen auch am Wochenende Aktionen mit Kindern und Eltern, wofür sie vermutlich nicht mal entlohnt werden.

    Wie wichtig ein Mindestmass an Förderung in jungen Jahren ist spricht sich ja langsam rum, aber ohne vernünftige Bezahlung bekommen wir irgendwann mal Institutionen zur Kinderverwahrung mit unmotivierten, ungeschulten Personal.

  • EL
    Elisabeth Lahusen

    Nicht Kinderhüten macht krank, sondern überfüllte Gruppen, unbezahlte Überstunden ohne Ende, Stellenabbau statt qualifizierte Zweitkräfte und die Tatsache, dass der gesamte Bereich massiv unterfinanziert ist. Behindertenbetreuung, Kindererziehung und die Altenpflege gehören als typische Frauenberufe zu den Bereichen, wo höchster Einsatz mit niedrigster Bezahlung und miesester Altersversorgung gekoppelt sind.Der Streik war überfällig.Was wohl passieren würde, wenn wir Frauen die Parlamente mit Buggys verstopfen und den Politikern die Babies im Sechserpack in die Büros karren würden?

    Lis

  • N
    Nadine

    Es ist traurig: eine der wichtigsten pädagogischen Instanzen welche für optimale Betreuung und Erziehung von Kleinkindern, ja manchmal schon Babies, sorgen soll und eine enorm einflussreiche Position für die Zukunft kleiner Kinder einnimmt, wird in einem ach so fortschrittlichen Land wie Deutschland so schäbig behandelt! Eine Schande. Frauen, ihre 'Berufe' und alles was im Groben in diesen Bereich hineinfällt, werden leider immer noch behandelt wie Menschen zweiter Klasse. Armes Deutschland.

  • L
    lukas

    Und wenn die ErzieherInnen mehr Geld kriegen würden wäre der Job auf einmal nicht mehr so anstrengend und es gäbe keine Rückenschmerzen mehr?

  • A
    Alexander

    Der Bericht trifft sehr genau das, was viele denken die in unserem Beruf arbeiten!

    Auch ich bin Erzieher und das aus Leidenschaft!

    Es macht mir Spass und ich kann mir keinen besseren Job, an sich, vorstellen.

    An sich - aber auch nur, weil es im Grunde eine Unverschämtheit ist wie der Deutsche Staat die Bildung bezahlt!!!

    Weiterhin finde ich es oft eine Frechheit mit wie wenig Akzeptanz unser Beruf in der Gesellschaft vertreten ist!

    Die Anerkennung fehlt im Grunde total.

    Aber wer kümmert sich den um die Zukunft und wer ist den bei den Kindern und Jugendlichen?

    Ja, wir die Pädagogen!!!

    Ich wundere mich wirklich, wieso Deutschand ( also die Politik ) sich so vehement weigert auch mal in die Nachbarländer zu schauen.

    Ich für meinen Teil tue das schon sehr lange und meine Fähigkeiten und mein Talent werden sich nach dem Erfolgreichen Studienabschluss von dem Bildungsfernen Deutschland verabschieden.

    Den mit dem Bachelor of Art für Erzieher werde ich mit Sicherheit nicht in einen solchen Rückständigen Land arbeiten...

    Schade das man erst seine Heimat verlassen muss um Anerkennung für seinen Beruf zu bekommen!

    Und ein Studium auf die Ausbildung nun ja das kann sich auch nicht jeder leisten...

    Weiterhin hört sich das ja alles total lächerlich an, 50.000 - 80.000 neue Erzieher - da frage ich mich, wo sollen die den hergezaubert werden.

    Durch die Abiturvoraussetzung zum Einstieg in die Ausbildung und durch den Wegfall des Anerkennungsjahres ist dieser schöne Beruf noch weiter weg gerückt für viele. Und die 1200 Euro netto die kriegt man auch woanders mit weniger Gesundheitsgefahren.

    Also ich könnte hier noch ne Menge schreiben...aber ich lasse das jetzt mal...Schöne Zeit im Bildungsland Deutschland.

    Die Kinder in den engen Räumen erinnern an eingesperrte "Hühner".

    Und wartet mal ab bis die Oberschulen alle in einer Schule gebunden werden, da geht dann die Post ab...

    Ok das war es...

  • M
    Malina

    Auch die SozialpädagogInnen haben es zunehmend schwerer: Die sowieso schon geringe Bezahlung wurde durch durch die Einführung des TVöD noch verschlechtert: die Bachelor AbsolventInnen brauchen nicht mit mehr als 1300,- netto rechnen. Und das auf Dauer. In München kann man sich so vielleicht noch allein ernähren, mit Kind wird dies schwierig.

    Und das obwohl die Bedingungen sehr schlecht sind: z.B. Arbeitszeiten und psychische Belastung.

    Unter diesen Bedingungen kann es keine hochwertige soziale Versorgung geben.

    Die niedirge Bezahlung ist auch ein (oder der wesentliche) Grund dafür, warum es in diesen Berufen so wenig Männer gibt.

     

    Wer sich für eine Erhaltung der Qualitätsstandards der Sozialberufe einsetzen will kann dies tun unter:

    http://www.chancen-foerdern.de/erfahrungen-protestieren-aktionen/protestieren/