Kita-Proteste: Spielerischer Protest
20.000 Kita-Kinder demonstrieren mit Spaziergängen und Luftballons gegen den Personalmangel. Ihre Betreuerinnen sammeln Unterschriften für ein Volksbegehren.
Lilly geht gerne in die Kita "Knirpsenland" in Prenzlauer Berg. Dort kann sie mit anderen Kindern spielen. "Nur die Erzieher haben so wenig Zeit für uns", findet die Sechsjährige. "Das ist schade." Lilly tobt am Mittwoch mit 37 Kindern der Kita durch den Ernst-Thälmann-Park. Sie weiß zwar nicht genau, was das orange Plastikband mit der Aufschrift "Auf die Kleinen kommt es an - mehr Zeit für Bildung!" bedeutet, das um den Spielplatz im Park gespannt ist. Doch genau deshalb ist Lilly hier - ihre Erzieherinnen demonstrieren für bessere Bildungsmöglichkeiten in der Kita und für mehr Personal.
Die Aktion des Kindergartens ist Teil eines Aktionstags, bei dem Erzieherinnen und rund 20.000 Kinder aus mehr als 350 Kitas auf Erziehermangel aufmerksam gemacht haben. Organisiert hat den Protest ein Kita-Bündnis aus freien Trägern, Gewerkschaften und Verbänden. Kitas aus allen Stadtteilen beteiligten sich laut dem Bündnis an der Aktion- die meisten gingen in der Stadt spazieren, andere ließen Luftballons steigen. Außerdem sammelten sie Unterschriften für ein Volksbegehren, das eine bessere Bildung in den Kitas erwirken soll.
Mehr Bildung für Kinder könne, so das Kita-Bündnis, nur durch zusätzliches Personal erreicht werden. 2.500 mehr Vollzeitstellen würden in Berliner Kitas benötigt, die Kosten beliefen sich auf rund 100 Millionen Euro jährlich. "Bei uns müssen sich ein bis zwei Erzieherinnen um 17 Kinder kümmern", sagt Katharina Neumann, stellvertretende Leiterin der Kita "Knirpsenland". Dabei müsse man sich mit jedem Kind intensiv beschäftigen, damit die Eltern auch über die Entwicklung ihres Sprösslings unterrichtet werden können. Das sei, so Neumann, mit so wenigen Erziehern kaum möglich. "Wir haben nicht mal Zeit für Gespräche mit den Kollegen, wenn es Probleme mit einem Kind gibt", klagt sie. Das Kita-Bündnis fordert fünf Stunden pro Woche, die den Erzieherinnen für Gespräche und Vorbereitung zur Verfügung stehen - enthalten in der Arbeitszeit. "Aber das geht nur, wenn sich mehr Erzieher um die Kinder kümmern."
Derzeit würde die Kita zur "Aufbewahrungsstätte" degradiert, so Neumann. "Dabei soll sie doch ein Ort sein, wo wir die Kinder fördern können." Dem würde sicher auch Lilly zustimmen.
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