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Kirche kritisiert KapitalismusBischof Huber macht den Köhler

Der EKD-Vorsitzende Huber kritisiert die Auswüchse des globalen Finanzkapitalismus und warnt vor Abbau von Sozialleistungen. Das klang vor ein paar Jahren noch ganz anders.

War die Gier nach Geld und Luxus die Ursache des globalen Finanzcrashs? Die EKD meint: Ja! Bild: dpa

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) kritisiert die jüngsten Auswüchse des weltweiten Kapitalismus - will die soziale Marktwirtschaft aber, verändert, erhalten sehen. Das ist die Kernthese einer 26-seitigen Schrift, die der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, am Donnerstag in Berlin vorstellte. "Wie ein Riss in einer hohen Mauer", heißt das Papier des EKD-Rates "zur globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise". Angemahnt wird darin "eine sozial, ökologisch und global verpflichtete Marktwirtschaft". Kurz vor dem G-8-Gipfel in der kommenden Woche wird "eine klare Regulierung und eine wirksame Aufsicht für alle Finanzmarktakteure und -produkte auf allen Finanzmärkten" gefordert.

Huber schreibt: "Nicht zu leugnen ist die Gefahr, dass sich mit der Bewältigung der Krise die soziale Ungleichheit weiter verschärft, weil nach der Überbrückung durch staatliche Bürgschaften und Steuergelder zukünftige Unternehmensgewinne wieder privatisiert werden." Der Text beklagt "eine verbreitete Gier" nicht nur bei Managern, "sondern in der gesamten Gesellschaft". Als Ursachen der Krise werden "Mangel an Verantwortung, bis hin zur Verantwortungslosigkeit" auf allen Ebenen genannt. Auch weite Kreise der Bevölkerung hätten sich am "schnellen Geld" orientiert.

Der Rat der EKD mahnt mit Blick auf die Zukunft: "Die Kosten der Krise müssen vor allem von den Stärkeren getragen und dürfen nicht nur den nachfolgenden Generationen aufgebürdet werden." Inwiefern dies eine derzeit diskutierte Reichensteuer oder Vermögensabgabe bedeuten könnte, bleibt in der Schrift jedoch unklar. Etwas konkreter heißt es später immerhin, die Kosten für die Bewältigung der Krise dürften "nicht über den Abbau von Sozialleistungen aufgebracht" werden. Die auch in Deutschland beschlossenen Konjunkturprogramme seien zudem "vorrangig am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung auszurichten", globale Institutionen zur Wirtschaftsregulierung wie der Internationale Währungsfonds seien zu stärken. Offenbar auch selbstkritisch betont Bischof Huber: "Wir mahnen zur Umkehr - spät, aber hoffentlich nicht zu spät."

Der Text nimmt eine kapitalismuskritische Grundströmung in großen Teilen der Basis der EKD auf. Der Kirchenleitung unter Bischof Huber war vorgeworfen worden, sie stehe der Marktwirtschaft zu positiv gegenüber. Stellenweise für Empörung sorgte etwa die 2008 veröffentlichte EKD-Denkschrift zum "unternehmerischen Handeln". Darin heißt es u. a.: "Wenn der Wettbewerb funktioniert, werden weder Konsumenten noch Arbeitnehmer ausgebeutet, und es gibt keine Diskriminierung, da derjenige, der diskriminiert, einen Wettbewerbsnachteil erleidet." Umstritten waren auch Aussagen Hubers vor fünf Jahren, als er die damaligen Regelleistungen des Arbeitslosengeldes II - 331 Euro in Ostdeutschland - lapidar so kommentierte: "Als Grundsicherung wird das zurzeit ausreichen müssen."

Allerdings hatten Huber und die EKD-Synode zuletzt angesichts der Finanzkrise einen kritischeren Ton angestimmt. Huber hatte etwa in einer Weihnachtspredigt 2008 das von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ausgegebene Renditeziel von 25 Prozent als eine Form des Götzendienstes bezeichnet, das an den Tanz ums Goldene Kalb erinnere - sich später aber dafür entschuldigt.

In einer ersten Stellungnahme lobte Kerstin Griese die EKD-Schrift. Die SPD-Fraktionsbeauftragte für Kirchen unterstrich: "Wir sind uns mit der EKD einig, dass wir uns in einer Zeitenwende befinden und dass es nach dieser Krise nicht so weitergehen kann wie vorher."

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18 Kommentare

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  • SG
    Stephan Geue

    Meine ausführliche Erwiderung zum Wort der EKD findet sich unter http://machtdebatte.de/letters/letter0019.html

  • W
    Wolpertinger

    Das ist lediglich situationsangepasstes Geschwafel, so ähnlich wie die kritischen Worte des Herrn Bundespräsidenten. Viele, die noch vor kurzer Zeit glühende Verfechter der neoliberalen Denke waren, üben sich nun im Nachbeten der "neuen Besinnlichkeit". Huber sollte mal den "Tartüffe" von Molière lesen, vielleicht verhilft ihm das zu Einsichten...vielleicht.

  • D
    der_zweifler

    Oh, oh, ob SPD, CDU und Kirche - nachdem sie festgestellt haben, dass, wenn man den Ausbeutern und nicht den Ausgebeuteten zur Seite steht, einem die Gläubigen weglaufen.

    Dabei habemn sie sich alle mal Programme gegeben, in den denen sinngemäß steht, dass der Kapitalismus in seiner alten Form versagt hat- hätten sie sich mal daran gehalten!

    Wer jetzt aber glaubt, sie alle wären geläutert-weit gefehlt.

    Es geht nur um die Rettung der Macht-dafür gibt man sich schon mal-zumindest zeitweise-selber auf. Sagte nicht schon Adenauer."Was interessieret mich mein Geschwätz von gestern."?

  • KK
    Klaus Keller

    @Gockeline: haben Sie das Bild gesehen mit dem Sarg in einer Kirche, einer deutschen Fahne darauf und einem Soldatenhelm auf der Fahne?.

    Ich vermute in einer so genannten christliche Kirche.

    Der Mann der am Kreuz hängt wurde von Soldaten an an das Kreuz genagelt.Der Mann hatte vorher die Händler aus dem Tempel vertrieben,und er würde heute wütend die uniformierten Soldaten aus der Kirche werfen!

    Glauben sie wirklich Huber könnte es schaffen das ich wieder an einen Gott glaube? Eugen Drewermann vielleicht aber nicht die Hubers dieser Welt und Pfarrer die Soldaten in Uniform in ihrer Kirche dulden! Alternativ können die Kirchen ja die Bergpredigt aus dem neuen Testament streichen.

    PS Vor nicht allzu langer Zeit gab es in einer Diskussionsrunde bei Phönix die in einer Kirche stattfand die Frage welches ist das wichtigste der 10 Gebote. Niemand!! sagte:

    Du sollst nicht töten!

     

    Klaus Keller

  • BA
    B. A.

    Wenn die Kirche doch so gegen den Kapitalismus ist, dann kann sie ja mit gutem Beispiel vorangehen und auf die Steuern verzichten, die sie bei jedem Börsengeschäft, welches mit Gewinn getätigt wird, einzieht.

    Wird sie etwa auch an den Verlusten beteiligt? Nein, die trägt der Staat (also wir).

    Da könnte der Herr Bischof mal mit gutem Beispiel voran gehen.

    Zum Glück kann man sich dem ganzen ja mit Austritt entziehen.

  • L
    lovewillsaveusall

    @Gockeline: "Dies hat wieder was mit den Werten der Religion zu tun.

    Atheisten haben andere Werte.

    Die wären mal es Wert zu vergleichen."

     

    Na dann mal los... Jeder darf mal.

  • G
    Gockeline

    Atheisten auf dem Vormarsch,Herr Keller?

    Es ist ein Schlagwort,der Kapitalismus.

    Geld ist auch nicht schlecht,nur weil man mit dem was einkaufen kann was unmoralisch ist.

    Man kann aber mit Geld (Kapitalismus) viel Unheil anrichten wenn es falsch eingesetzt ist.

    Die Menschen selber entscheiden für gut oder böse.

    Daran können wir dann sehen welche Werte sie haben,

    gelle Herr Klaus Keller!

    Dies hat wieder was mit den Werten der Religion zu tun.

    Atheisten haben andere Werte.

    Die wären mal es Wert zu vergleichen.

  • KK
    Klaus Keller

    Paarlaufen.

    Huber und Steinmeier passen gut zusammen.

    Wahrscheinlich glaubt Huber noch an Gott, und Jesus ist für seine Sünden ja schon gestorben.

    Steinmeier glaubt an die Demenz seiner Wähler.

     

     

    Es wahr einmal ein Pfarrer der warf uniformierte Soldaten aus der Kirche, Huber war es bestimmt nicht.Er würde heute auch nicht auf die Idee kommen.

     

    PS die Betonung liegt bei Uniformierte S...

     

    ich glaube weder an die SPD noch an Gott und ich weigere mich zu glauben das in Afghanistan heute jemand für mich sirbt oder tötet oder das vor 2000 jahren für mich jemand gestorben ist.

     

    ich hab das pech/glück das ich für das was ich tue selbst verantwortlich bin.

     

    Klaus Keller hanau

  • A
    Andrea

    Leere Töpfe -- volle Kirchen!

  • SG
    Stephan Geue

    Meine ausführliche Erwiderung zum Wort der EKD findet sich unter http://machtdebatte.de/letters/letter0019.html

  • W
    Wolpertinger

    Das ist lediglich situationsangepasstes Geschwafel, so ähnlich wie die kritischen Worte des Herrn Bundespräsidenten. Viele, die noch vor kurzer Zeit glühende Verfechter der neoliberalen Denke waren, üben sich nun im Nachbeten der "neuen Besinnlichkeit". Huber sollte mal den "Tartüffe" von Molière lesen, vielleicht verhilft ihm das zu Einsichten...vielleicht.

  • D
    der_zweifler

    Oh, oh, ob SPD, CDU und Kirche - nachdem sie festgestellt haben, dass, wenn man den Ausbeutern und nicht den Ausgebeuteten zur Seite steht, einem die Gläubigen weglaufen.

    Dabei habemn sie sich alle mal Programme gegeben, in den denen sinngemäß steht, dass der Kapitalismus in seiner alten Form versagt hat- hätten sie sich mal daran gehalten!

    Wer jetzt aber glaubt, sie alle wären geläutert-weit gefehlt.

    Es geht nur um die Rettung der Macht-dafür gibt man sich schon mal-zumindest zeitweise-selber auf. Sagte nicht schon Adenauer."Was interessieret mich mein Geschwätz von gestern."?

  • KK
    Klaus Keller

    @Gockeline: haben Sie das Bild gesehen mit dem Sarg in einer Kirche, einer deutschen Fahne darauf und einem Soldatenhelm auf der Fahne?.

    Ich vermute in einer so genannten christliche Kirche.

    Der Mann der am Kreuz hängt wurde von Soldaten an an das Kreuz genagelt.Der Mann hatte vorher die Händler aus dem Tempel vertrieben,und er würde heute wütend die uniformierten Soldaten aus der Kirche werfen!

    Glauben sie wirklich Huber könnte es schaffen das ich wieder an einen Gott glaube? Eugen Drewermann vielleicht aber nicht die Hubers dieser Welt und Pfarrer die Soldaten in Uniform in ihrer Kirche dulden! Alternativ können die Kirchen ja die Bergpredigt aus dem neuen Testament streichen.

    PS Vor nicht allzu langer Zeit gab es in einer Diskussionsrunde bei Phönix die in einer Kirche stattfand die Frage welches ist das wichtigste der 10 Gebote. Niemand!! sagte:

    Du sollst nicht töten!

     

    Klaus Keller

  • BA
    B. A.

    Wenn die Kirche doch so gegen den Kapitalismus ist, dann kann sie ja mit gutem Beispiel vorangehen und auf die Steuern verzichten, die sie bei jedem Börsengeschäft, welches mit Gewinn getätigt wird, einzieht.

    Wird sie etwa auch an den Verlusten beteiligt? Nein, die trägt der Staat (also wir).

    Da könnte der Herr Bischof mal mit gutem Beispiel voran gehen.

    Zum Glück kann man sich dem ganzen ja mit Austritt entziehen.

  • L
    lovewillsaveusall

    @Gockeline: "Dies hat wieder was mit den Werten der Religion zu tun.

    Atheisten haben andere Werte.

    Die wären mal es Wert zu vergleichen."

     

    Na dann mal los... Jeder darf mal.

  • G
    Gockeline

    Atheisten auf dem Vormarsch,Herr Keller?

    Es ist ein Schlagwort,der Kapitalismus.

    Geld ist auch nicht schlecht,nur weil man mit dem was einkaufen kann was unmoralisch ist.

    Man kann aber mit Geld (Kapitalismus) viel Unheil anrichten wenn es falsch eingesetzt ist.

    Die Menschen selber entscheiden für gut oder böse.

    Daran können wir dann sehen welche Werte sie haben,

    gelle Herr Klaus Keller!

    Dies hat wieder was mit den Werten der Religion zu tun.

    Atheisten haben andere Werte.

    Die wären mal es Wert zu vergleichen.

  • KK
    Klaus Keller

    Paarlaufen.

    Huber und Steinmeier passen gut zusammen.

    Wahrscheinlich glaubt Huber noch an Gott, und Jesus ist für seine Sünden ja schon gestorben.

    Steinmeier glaubt an die Demenz seiner Wähler.

     

     

    Es wahr einmal ein Pfarrer der warf uniformierte Soldaten aus der Kirche, Huber war es bestimmt nicht.Er würde heute auch nicht auf die Idee kommen.

     

    PS die Betonung liegt bei Uniformierte S...

     

    ich glaube weder an die SPD noch an Gott und ich weigere mich zu glauben das in Afghanistan heute jemand für mich sirbt oder tötet oder das vor 2000 jahren für mich jemand gestorben ist.

     

    ich hab das pech/glück das ich für das was ich tue selbst verantwortlich bin.

     

    Klaus Keller hanau

  • A
    Andrea

    Leere Töpfe -- volle Kirchen!