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Kirche im UnterrichtSchulgebet gestoppt

Schweigeminute statt Morgengebet: In einer Schule am Niederrhein begann der Tag für die Kinder mit einem Gebet. Eine Mutter wehrte sich erfolgreich gegen das Ritual.

Kein Gebet mehr im Unterricht: Jetzt organisiert sich die Gegenseite. Bild: dpa

Eigentlich ist Pesch am Niederrhein eine heile Welt. Gottesfürchtige Menschen pflegen hier ihre Vorgärten, und so lief das Leben in dem zur Stadt Korschenbroich gehörigen und 2.380 Einwohner zählenden Örtchen wie immer. Dazu gehörte, dass die Erwachsenen konservativ wählen und dass die Kinder in der Schule beten. Doch genau hier ist die Welt von Pesch so durcheiandergeraten, dass viele Einheimische schockiert sind: In einer Klasse der Gemeinschaftsgrundschule Andreas muss das morgendliche Gebet ausfallen.

Der Streit begann im vergangenen Jahr, nachdem ein konfessionsloses Elternpaar in der Klasse ihrer Tochter hospitiert hatte. Die Mutter wollte nicht hinnehmen, dass das Kind gemeinsam mit den Mitschülern jeden Morgen zum Unterrichtsbeginn mit gefalteten Händen einen Vierzeiler aufsagen musste: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, / erwarten wir getrost, was kommen mag. / Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, / und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

Geschrieben hat die Verse der von den Nazis ermordete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer - was sie allerdings für Atheisten nur unwesentlich erträglicher macht. "Ich war entsetzt", sagt die Mutter, die zusammen mit ihrem Mann nach dem Studium aus Sachsen ins Rheinland gezogen ist. Sie sah das Grundrecht auf negative Bekenntnisfreiheit verletzt.

Nach erfolglosen Gesprächen mit der Klassenlehrerin und dem Schulleiter beschwerte sich die Mutter bei der Schulaufsicht. Und bekam recht. "Das Gebet wurde durch eine Schweigeminute ersetzt", berichtet die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Geärgert habe sie allerdings, dass die Klassenlehrerin, die auch evangelische Religionslehrerin ist, es nicht für nötig halte, den Kindern die Änderung ausreichend zu erklären.

Mit dem Betverbot wollten sich indes zahlreiche andere Eltern in der Klasse nicht abfinden. Sie gründeten eine Initiative für die Wiedereinführung des Schulgebets, schrieben Brandbriefe und alarmierten die konservative Lokalpresse. "Die geistige Situation unserer Zeit ist durch ein hohes Maß an Orientierungslosigkeit gekennzeichnet", schrieben die empörten Eltern in einer Erklärung. Die Zeilen Bonhoeffers hielten sie für einen "sinnvollen Beitrag, unseren Kindern gemeinsame Werte und Normen des abendländischen Kulturkreises zu vermitteln". Auch die Katholische Elternschaft Deutschlands meldete sich: "Das Bemühen einer Lehrerin um einfachste religiöse Vermittlung wird mit Füßen getreten."

Mitte Januar schien es, als hätten die Proteste Erfolg. Sogar die christdemokratische Landesschulministerin Barbara Sommer schaltete sich in den Konflikt ein: "Die Ehrfurcht vor Gott ist eines der wichtigsten Erziehungsziele des Schulgesetzes und der Landesverfassung", ließ sie mitteilen. Es sei daher "nicht hinzunehmen, dass den restlichen Schülern des Klassenverbandes ein kurzes freiwilliges gemeinsames Gebet vorenthalten wird, wenn diese ein solches Gebet wollen".

Die Elterninitiative jubelte - allerdings zu früh. Denn so kämpferisch die Worte Sommers klingen, am Bundesverfassungsgericht kommt auch die frühere Grundschulrektorin nicht so einfach vorbei. Das hat in einem Urteil festgestellt, ein Schulgebet außerhalb des Religionsunterrichts sei zwar grundsätzlich zulässig - aber nur, wenn Schüler, die oder deren Eltern eine Teilnahme ablehnen, in "zumutbarer Weise" ausweichen können.

Wie das im konkreten Fall jedoch funktionieren soll, weiß bislang niemand. "In der Klasse wird auch weiterhin nicht gebetet", sagt die Mutter beruhigt, die gegen das Ritual aufbegehrt hatte. Nach den Sommerferien wird auch ihr Sohn eingeschult. Dann dürfte die nächste Klasse der Grundschule gebetsfrei werden.

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55 Kommentare

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  • N
    nora

    eure kommentare sind mindestens genauso befremdend wie diese aktion und zeigt den untergang eures landes. dekadenz erhebt das zepter... ade

  • N
    nora

    eine schande ist das, wenn eine einzelne "gottlose" person die anderen in die ecke stellt. fragt sie doch: (..) Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte? Sprich es aus, wenn du Bescheid weißt! Hiob 38,4 -- Nur Narren sagen sich: »Es gibt keinen Gott.« Sie sind durch und durch schlecht und ihre Taten sind böse. Es gibt keinen, der Gutes tut! Ps 14,1 Aber sie haben sich alle von Gott abgewandt und sind nun alle verdorben. Es gibt keinen, der Gutes tut, nicht einmal einen! Ps 14,3

    Johannes 14 6 Jesus sagte zu ihm: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7 Wenn ihr mich wirklich erkannt habt, wer ich bin, werdet ihr wissen, wer mein Vater ist.

  • M
    Mutter

    Liebe Leute,

     

    Von Guten Mächten... ist kein Gebet! Sondern ein Lied in dem Gott vorkommt. Gott wird in keiner Weise angerufen. Außerdem: Nicht jeder wählt zwangsläufig CDU und hat einen gepflegten Garten der sich gegen das Abschaffen eines liebgewonnenen Rituals wehrt. Ich bin wirklich enttäuscht über eine so polemische Berichterstattung.

  • US
    Ulrich Schmitz

    Einfach DESCHNER, Kriminalgeschichte des Christentums, lesen. Wer Korschenbroich-Pesch und Umgebung, z.B. Mönchengladbach-Pesch usw., aus eigener Anschauung kennt, der weiß, dass dort der rheinische Katholizismus fröhliche Urständ' feiert.

    Interessant ist die große Zahl frommer Christen in der Leserbriefsammlung - ob das die "Einmischer" sind, die sich einmischen - auch wenn niemand sie darum gebeten hat - von denen einige Fundis und Kreatios immer reden, gerade im Zusammenhang mit Schule?

    Keine Schule, in der Religionsunterricht erteilt wird (Staatskirchenverträge gibt es nur in Luther-Land!!!), ist letztlich weltanschaulich neutral, da bleibt noch viel zu tun.

     

    Ite, missa est!

     

    US

  • P
    Pantheist

    Religion hat nichts in der Schule zu suchen, nicht als Religionsunterricht und schon gar nicht als Morgengebet.

    Die Geschichte der Religion hat im Geschichtsunterricht abgehandelt zu werden und zwar auf einer neutralen Basis.

     

    Und wenn ich schon lese: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, / erwarten wir getrost, was kommen mag..." Ja, dass ist doch genau, was die Konservativen wollen; die Kinder sollen von klein auf lernen, dass man still zu halten hat gegenüber der "höheren Macht", weil Gott ja da ist und so wird ja alles gut. Schön ein Volk von braven Schäfchen erziehen, bloß keine selbstbewussten, nach-denkenden Menschen... folge deinem Hirten, Lamm!

     

    Außerdem, ich möchte mal diese feinen Christdemokraten sehen, wenn ihre Kinder morgends erstmal Allah anbeten müssten. Da wäre ja die Hölle los (im wahrsten Sinne)...

     

    Religiöse Fanatiker gehen mir sowas von auf den Senkel.

    Kommt endlich mal ins 21. Jahrhundert... und lasst die Kinder in Ruhe!

  • IR
    ingo Riecker

    Der Hinweis auf die zerstörerische Wirkung von Religionen ist zwar korrekt, hat aber mit den Glaubensinhalten an sich nichts zu tun!

     

    Hier wird oft Kirche, oder gar "der Papst" interpretiert, wenn`s eigentlich um diese "Liebesgeschichte Gottes zu uns" geht.

     

    Der Glaube ist eine persönliche Beziehung zwischen Jesus/Gott und dem einzelnen Menschen. Wie eine enge Freundschaft zwischen zwei Menschen.

    Niemand würde die Freundschaft zu einem sympathischen Gegenüber in Frage stellen, weil andere unbekannte Personen

    Schlechtes getan haben. Und so ist das auch Gott gegenüber zutiefst unfair.

     

    Die Menschen, die das ignorieren, wissen gar nicht, was ihnen dadurch entgeht ...

  • FJ
    Franz Josef Neffe

    ERFOLGREICH UMGESTOPSELT von einer Schablone in die andere wurde hier. Endlich können mal die, die immer gezwungen wurden, auch andere zwingen (lassen)! Das Heil ergibt sich eigentlich für beide Seiten aus dem Zwang über die Reflexion, dafür wäre der Mensch mit Geist ausgestattet und auch dafür, dass er ein sinnvolles Miteinander findet. Als Ich-kann-Schule-Lehrer kann ich mich nur freuen über Anlässe, die zum Denken Anlass geben - schön, wenn es dann auch stattfindet!

    Guten Erfolg wünscht allen Beteiligten

    Franz Josef Neffe

  • W
    wanja

    @ Sandra: Du sagst: "...Jesus Christus aus dem Herzen verbannen ...". Wahrlich, ich sage Dir, die meisten Menschen, welche den Namen Gottes im Munde führen, die von "Gott" in Gebeten und Predigten u.s.w. reden, sind keineswegs im selben Maße die, welche den 'heiligen Geist' atmen.

    Nein, gerade sie stinken oft besonders vor Mangel an echter Nächstenliebe (inklusive Ehrlichkeit= aus ihren Mündern, dass sogar den Engeln dabei übel wird (obwohl die manches vertragen).

     

    Und ich muss ergänzend sagen: Entsprechendes gilt auch für viele Menschen in gewisser Weise, die nicht von "Gott" sprechen, sondern meinetwegen von "innerer Erleuchtung" und dergleichen.

     

    Vielleicht kennst Du auch den Satz aus einer alten Geschichte: "Nicht wer "Herr, Herr" sagt, gelangt ins Reich der Himmel, sondern wer den Willen meines Vaters tut." Und ich sage Dir, das gilt im übertragenen Sinne eben auch sogar für viele, die gerade auch diese Geschichte selbst zitieren (ohne sie wirklich zu verstehen).

  • B
    Beate

    Gebete im Unterricht haben auf einer staatlichen schule nichts zu suchen. Ich wäre da als Mutter auch auf die Barrikaden gegangen.

     

    Unser Staat verpflichtet sich, weltanschaulich neutral zu sein. Weltanschaulich neutral sollen auch die öffentlichen Schulen sein. Unsere Kinder haben auch ein Recht darauf, in der Schule nicht verdummbeutelt zu werden. Die gehen doch dorthin, um Wissen vermittelt zu bekommen und nicht, um vorgegaukelt zu bekommen, wenn man seine Wünsche an einen unsichtbaren Geist heranträgt, würden sie sich erfüllen.

     

    Der ganze Religionsunterricht sollte aus demselben Grund aus der Schule verschwinden und in die Kirchen verlagert werden.

     

    Für unsere Kinder ist das auch immer total blöd, wenn die Klasse aud Religionswandertag geht. da will die schulleitung unsere Jungs dann in eine andere Klasse schieben. Bisher haben wir dann unsere Kinder zu Hause behalten, weil wir das für untzumutbar halten. Aber eine dauerhafte Lösung kann das doch auch nicht sein!

  • S
    Sandra

    Wenn Deutschland Jesus Christus aus Ihren Hezen verbannen möchte, wird es hier noch dunkler werden, als es bereits schon ist. Auweia :(

  • RK
    Roland Küffner

    @Robert

    >Aber hier in Deutschland ist man eh immer der

    >falschen Meinung, wenn es nicht die eigene ist!

    ...

    >Ich akzeptiere Menschen, die mit dem Glauben

    >nix anfangen können, aber eben genau die MÜSSEN

    >akzeptieren, wenn ich meinen Kindern die

    >Nächstenliebe und Toleranz aller Menschen, kurz:

    >das Christentum, nahebringe.

     

    Das ist ja eine tolle Argumentation: Sich erst darüber aufregen, dass jeder nur seine eigene Meinung für maßgebend hält und im gleichen Atemzug fordern, dass alle Menschen akzeptieren MÜSSEN, was sie für richtig halten. Wieso gestehen sie den anderen nicht auch das Recht zu, das sie für sich selbst fordern: Dass sie sich von Dritten möglichst wenig in die religiöse Erziehung ihrer Kinder einmischen lassen möchten - weder in die eine noch in die andere Richtung. Ist natürlich einfacher zu fordern, dass die Unzufriedenen doch einfach abhauen sollen.

    Wir haben in Deutschland eine Schulpflicht. Jeder muss seine Kinder dorthin schicken. Gerade deshalb ist es eine wichtig, dass sie an diesem Ort von Gesinnungsflüsterei möglichst geschützt sind. Religion ist in allererster Linie Privatsache. Kein "atheistischer" Kommentar in dieser langen Liste ist dagegen, dass der einzelne seine Kinder religiös erziehen möchte. Aber die meisten sind zu Recht dagegen, dass es in der Schule unter staatlichem Auftrag passiert.

     

    Was ich allerdings erstaunlich finde ist, mit welcher Selbstverständlichkeit in vielen Kommentaren die christlichen Werte als "Fundament" unserer Gesellschaft angesehen werden. So als hätte irgendein Papst dereinst die Menschenrechte per Dekret erlassen und sie wären nicht die Folge von Humanismus und Aufklärung gewesen. Wertevermittlung in der Schule ist eine gute Sache, aber die Religion hat damit wenig zu tun. Außerdem wird den Kindern in der Schule die Religion gar nicht vorenthalten: Kein Kind wird an der Teilnahme des Religionsunterrichts gehindert. Man sollte allerdings darauf achten, dass es auch auf dieses Fach begrenzt bleibt: Oder wollen wir tatsächlich in ein paar Jahren die groteske Diskussion führen, ob auch im Biologieunterricht nicht lieber auf heilige Schriften zurückgegriffen werden sollte.

  • M
    Marc

    @Robert:

    Nächstenliebe und Toleranz hat nix mit dem Christentum zu tun sondern ist Bestandteil vieler Philosophien und Religionen. Man kann Nächstenliebe und Toleranz also auch ohne Christentum den Leuten näher bringen.

    Und wenn man es unbedingt mit dem Christentum tun will, dann kann man es gerne machen, es ist aber wie alle Religionen Privatsache und hat nichts in staatlichen Einrichtungen zu suchen.

    Es ist einfach so, dass per GG Schulgebete und Ähnliches gegen den Willen der Schüler bzw. seiner Eltern nicht erlaubt sind. Und selbst Christen müssen sich ans GG halten.

    Man sollte sich also darauf verlassen können, dass die Schule sich an das GG hält. Wenn Gebete unbedingt nötig sind, dann gehören diese in den Religionsunterricht. Und an diesem muss man ja nicht teilnehmen.

    Wieso sollten die Eltern die Schule wechseln? Es ist ihr gutes Recht und es handelt sich um eine staatliche Schule. Wäre es eine christliche Schule wäre es was anderes, aber bei einer staatlichen Schule sollte man sich auf staatliche Neutralität verlassen können.

    Abgesehen davon gibt es in diesem Kaff vielleicht nur eine Schule und dann wäre es unzumutbar die Kinder auf eine weiter entfernte Schule zu schicken und das nur weil die Schule sich nicht ans GG hält.

  • R
    Robert

    Ich finde es unglaublich, was für einen unsäglichen, ignoranten Schwachsinn manche hier von sich geben! Ich höre hier immer "Unheil", "Indokrination" und "Zwangsgebete"!

     

    Den Kindern tut es doch scheinbar gut, dass es in einer Gesellschaft voller Beziehungs- und Umgangsgestörter Menschen etwas zu haben, worauf man sich wirklich verlassen kann. Und ob es nun wahr ist oder nicht, denen tut es doch gut!

    So was wie Diakonie, also Organisationen die Millionen von Menschen das Leben retten oder erleichtern ohne Gegenleistung zu erwarten, wird hier vollkommen außer Acht gelassen. Man will ja nur das Schlechte sehen. Keiner von den Kindern wurde gezwungen irgendein kompliziertes Gebet runter zu leiern, sondern auf Wunsch ein Vers zu rezitieren, der ihnen gegenseitig Mut und Hoffnung machen soll!

    Aber hier in Deutschland ist man eh immer der falschen Meinung, wenn es nicht die eigene ist!

    Ich akzeptiere Menschen, die mit dem Glauben nix anfangen können, aber eben genau die MÜSSEN akzeptieren, wenn ich meinen Kindern die Nächstenliebe und Toleranz aller Menschen, kurz: das Christentum, nahebringe. Und ob sie nun das so annehmen oder sich ganz abwenden, liegt dann in ihrer Entscheidung, nicht in meiner. Und wenn ich mit der Schule nicht einverstanden bin, weil mein Kind sich da nicht wohlfühlt, schick ich es auf eine andere!

  • Y
    Yahel

    Super, voll der geistreiche Beitrag..

     

    Ich bin überzeugter Atheist, meiner Meinung nach gehört Religion, insbesondere derart fundamentalistische wie Christentum/Judentum/Islam, und ähnlicher Hokuspokus sicher nicht in öffentliche Einrichtungen und schon gar nicht in eine Grundschule.

    Selbst ein Staat wie die Türkei ist schon weiter in dieser Sache.

     

    Dennoch würde ich mich nicht als 'links' bezeichnen.

  • T
    Thomsen

    Nun schimpfen sie wieder, die aufrechten Kämpfer gegen die Religion. Aber was steht in der Landesverfassung NRW?

     

    "Artikel 7 (Fn 4)

    (1) Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung.

    (2) Die Jugend soll erzogen werden im Geiste der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen, zur Verantwortung für Tiere und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, in Liebe zu Volk und Heimat, zur Völkergemeinschaft und Friedensgesinnung."

     

    Die Ministerin hat das ganz einfach zitiert.

    Noch eine Frage: warum soll es "besonders" schlimm sein, dass Bonhoffer dieses Gedicht geschrieben hat? Vielleicht hat ihn sein Glaube doch in seinem Widerstand bestärkt?

     

    Dieselben Leute, die aus Toleranz dafür eintreten, das s in der Schule aus religiösen Gründen das Kopftuch getragen werden kann, wollen ihren Mitmenschen das Beten verbieten ...

    Man kann das Kind doch einfach etwas später kommen lassen? Oder es hört einfach zu und sagt nichts. Wäre auch eine Übung in Toleranz.

     

    Übrigens, schon die Nazis waren gegen das Christentum. Das musste jetzt einfach mal gesagt werden.

  • AF
    Appel Florian

    Nicht einmal hier ist Mensch von dümmlichen Kommentaren verschont. Es geht hier nicht um Demokratie. Nein wirklich nicht. Immer noch jemand nich kapiert.

    Wirklich?

    Ach Schade.

    Naja nicht so schlimm.

    Verfassung auch Grundgesetz genannt...

    Da stehen manche Dinge drin. Lesen sollte Mann/Frau können.

    Kann Mann/Frau im übrigen kostenlos bestellen.

    Deutsche Geschichte, unsere!, kann auch nicht schaden sie zu kennen.

  • WM
    Werner Mai

    Zitat: "Die geistige Situation unserer Zeit ist durch ein hohes Maß an Orientierungslosigkeit gekennzeichnet", da halten sie das Gebet für "einen sinnvollen Beitrag, unseren Kindern gemeinsame Werte und Normen des abendländischen Kulturkreises zu vermitteln."

    Es ist immer wieder erstaunlich, wie Zugehörige zu den beiden Großkonfessionen den Bezug zu den vermeintlichen christlichen Werten heraufbeschwören. Dabei ist dokumentarisch belegt, daß das Christentum in seinem Missionierungsdrang zur "verbrecherischsten Organisation der Welt" avanzierte (Prozeß Staatsanwaltschaft Bochum 33 Js 492/84). Völkermord in weitestem Ausmaße, Verfolgung und Vernichtung Andersdenkender und Gläubiger gehörten bis in die Neuzeit zu ihrer allseitigen Praxis. Erst die Aufklärung und der bekennende Humanismus haben ihrem üblen Treiben ein Ende gesetzt. Durch zwangsweise dauerhaft fromme Prägung unserer Kinder in Kindergarten und Schule soll die Schar der künftigen Kirchensteuerzahler sichergestellt und die Pfründe der Kirchenbürokraten abgesichert werden. Es ist schon Skandal genug, daß der Religionsunterricht, die Ausbildung der entsprechenden Lehrer und Theologen auch von nicht Kirchenmitgliedern über deren Steuerzahlung mitfinanziert werden muß.

  • I
    ingo

    Ich schäme mich!

     

    So weit ist also unsere Gesellschaft schon (herunter)gekommen, dass die Belange eines Schülers, EINER FAMILIE(!) über die der anderen SCHÜLER gestellt wird. Zur Not eben auch gerichtlich, durch alle Instanzen.

     

    (Ich überlege gerade, was die Prozesse letztendlich wohl an Geld, Engagement und Arbeitszeit gekostet haben, und was alle Involvierten hätten damit sonst anfangen können)

     

    Wären nicht auch andere Lösungen möglich gewesen, wenn man vorher miteinander nach Wegen gesucht hätte?

     

    Wenn in der Klasse EIN Schüler wäre, der gerne beten würde

    der Rest aber nicht, würde dann dessen Wunsch nach einem täglichen Gebet stattgegeben werden? Wohl kaum!

     

    Solch eine Manipulation würde wohl den Eltern des Schülers auch nicht recht sein. Ich vermute, dass dann genau die gleichen Eltern auch auf die Barrikaden gehen würden. "Mein armes Kind, du musst beschützt werden ..."

     

    Nur möglichst jeden Kontakt vermeiden. Es könnte ja vielleicht giftig sein ... Hinter den einschlägigen, immer gleichen Argumenten dieser Menschen steht eine große Angst, die ganz unbegründet ist. Da verschanzen sich Menschen hinter (Zitate aus anderen Beiträgen) Inquisition, Aufklärung, Zwangsbekehrung, usw.

     

    Dabei wird doch der "normale, unvoreingenommene" Umgang auch mit Glauben, erst richtig möglich, wenn er gelebt, in unterschiedlichen, kindgerechten Formen praktiziert wird. Wenn die Kinder Gelegenheit haben, den Glauben zu erfahren.

     

    Glauben ist eine Erfahrung, keine Theorie. Ein Weg der begangen wird. Wie eine Autofahrt. Wenn ich ans Ziel kommen möchte, kann ich nicht auf dem Parkplatz stehen bleiben, und den anderen Autos zuschauen.

     

    Das Freiheitsrecht eines einzelnen, geht über das der übergeordneten Gemeinschaft. Individuum geht vor Gemeinschaftsrecht. Ist das gut und richtig? Hilft uns das wesentlich weiter? Was wirkt eigentlich hinter dieser Einstellung? Auf der anderen Seite wird gerade dieser

    über allem anderen stehende "Ich-Kult" beklagt.

     

     

    So ist der Zeitgeist. Alles was nur etwas nach Gott, Glauben, und so weiter riecht, passt da nicht rein. Das Credo der Aufklärung: Der Mensch ist frei, und soll sich selber bestimmen. Und der Mensch ist von Grund auf gut.

    Wirklich?

     

    Das Ergebnis sieht man ja überall auf der Welt.

     

    Klingt schon irgendwie verlockend, aber so gehen wir an uns selber kaputt. Wir brauchen "eine andere Hand" von aussen, die uns hilft.

     

    Gott sucht uns PERSÖNLICH (DICH und MICH)!

    Er möchte MIT UNS (DIR und MIR) das Leben teilen!

    Will FÜR uns da sein, uns aufrichten.

    NICHT uns knechten und niederdrücken.

     

    Ich finde den Ansatz der Lehrerin ganz klasse. Und wünsche weiter so viel Mut, gute Ideen und die Kraft sie umzusetzen ...

     

    Den Segen Gottes!!

  • MN
    mein name ist hase

    das ist ja interessant!

    wenn kopftuchträgerinnen in den schuldienst wollen, d.h. nur unterrichten möchten, heißt es sofort: wir sind säkular! owei, das abendland geht unter! und basta!

  • KD
    Kritiker der Pseudotoleranz

    Ich bin ein großer Befürworter der Trennung von Staat und Kirche, nur im 21. Jahrhundert sollten wir doch der Tatsache ins Auge schauen, daß andere "Religionen" (vom Menschen erdachte Heilstheorien) und schon lange nicht mehr maßgeblich das Christentum mehr und mehr auf unsere angeblich so aufgeklärte Menschheit einwirken. Angesichts dessen finde ich die Ereiferung bei diesem Vorkommnis etwas überzogen. Wie dankbar können wir sein, daß wir nicht in einem totalitären System leben und wie wenig Zivilcourage ist angesichts der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in unserem Land zu befürchten, wenn wir einen neuen Heilsversprecher bekommen, dem die Mehrheit "Heil" zuruft ! Die Geschichte wiederholt sich ! Und jetzt sage ich mit Nachdruck: möge Gott unser Volk davor bewahren ! Wir brauchen keine Bewahrung vor dem Christentum, das ist dabei sich mehr und mehr aus Europa zu verabschieden - wir brauchen Bewahrung vor Heilsversprechern oder Ideologien, die die Gunst der Stunde nutzen und jede Menge Unheil bringen !

  • TB
    Thomas Berner

    Ich bin über die bisher eingegangenen Kommentare doch einigermaßen geschockt. Dass die "Ehrfurcht vor Gott" ein Ziel der Erziehung junger Menschen sein soll, ist nach meiner Auffassung wichtig, weil hierdurch die Selbstüberhöhung des Menschen vermieden wird. In der Präambel unseres Grundgesetzes wird das übrigens genauso gesehen.Alles andere führt in die Irre, wie die Geschichte der Menschheit zeigt.

    Ein Schulgebet zu Beginn des Tages drückt diese Ehrfurcht aus. Was ist daran verkehrt?

  • P
    Paul

    @ Imation:

     

    1. Wie Sie dem Bericht entnehmen können, ist der Ort ein relativ kleiner Ort. Das heißt, es ist davon auszugehen, dass es im Umkreis von rund 50 km keine andere Grundschule gibt und nun mal im Ernst, Sie würden ihr Kind im Alter von 6 Jahren sicher auch nicht einen viel längeren Schulweg fahren lassen, wenn gleich nebenan eine Schule steht.

     

    2. Nicht alle Agnostiker/Atheisten sind Linke und nicht alle Linke sind Agnostiker/Atheisten. Man sollte lernen, dass es eine große Zahl von Menschen gibt, die Religion und Politik trennen können, was die Anhänger von CDU/CSU ja offensichtlich nicht können, immerhin haben diese ja das "C" im Namen. Aber heißt christlich tatsächlich ein System aufrecht zu erhalten, in dem wenige einen großen Teil der Kaufkraft ausmachen? Hat sich nicht Jesus gegen ein ungerechtes, patriarchaisches System gestellt? Naja, genug der Pseudotheologie und zurück zum Thema:

     

    Toll, dass es noch so mutige Frauen gibt, die sich dem Mainstream entgegenstellen und ihr Recht einklagen. Wenn es mehr davon gäbe, würden die Werte der Aufklärung endlich auch mal in den Schulen der alten Bundesländer durchsetzen.

     

    Großes Lob.

  • G
    Gernot

    Toll - was für eine Heldentat!

     

    Da hat wohl wer jegliches Augenmaß verloren. Da von Indoktrination oder Konditionierung zu sprechen ist eine Behauptung die vor Ahnunglosigkeit nur so strotzt.

     

    Als ehemaliger Protestant habe ich, in einer mehrheitlich katholischen Schule, auch deren Religionsunterricht genossen - und welch ein Wunder, weder bin ich zum christlichen Fundamentalisten, noch zum Kirchenallergiker geworden, sondern bemühe mich ein halbwegs anständiges Leben zu führen.

     

    Es harren genügend ernste Probleme einer Lösung, doch die werden nur all zu leicht für sinnlose Scheingefechte beiseite gelegt.

     

    Ich hoffe nur, dass die Mutter dieses Kindes auch gegen wirkliches Unrecht so entschieden vorgeht - dann hätte diese Sache wenigstens etwas Gutes.

  • R
    Rolf

    Dieses verordnete "christliche Schulgebet" sollte in einem demokratischen Staat nicht verhandelbar sein, sondern es muss aus jeder Schule, außer einer explizit von einer Kirche finanzierten, verschwinden.

     

    Damit werden andere Kinder, ganz gleich ob andersgläubig oder überhaupt nicht gläubig, radikal ausgegrenzt. Diese Intoleranz hat in einer Demokratie nichts zu suchen.

  • P
    Peter

    So ist das also. Da dürfen fanatische Atheisten, die man nur noch als extrem intolerant bezeichnen kann, allen anderen vorschreiben, was die zu tun und zu lassen haben.

     

    Ich selbst nehme den religiösen Zirkus nicht allzu ernst.

     

    Aber über das Verhalten der Atheisten bin ich inzwischen sehr verärgert.

     

    Die verlangen von religiösen Menschen ständig Toleranz. Aber sie selbst sind nicht im Geringsten dazu bereit, Toleranz anderen gegenüber zu zeigen!

     

    Wenn ein dermaßen harmloses Gebet schon zur Staatsaffäre gemacht wird, dann bin ich sicher, daß es den Atheisten in Wirklichkeit nur um Zerstörung geht.

     

    Der Atheismus ist doch keine so gute Sache, wie ich früher mal geglaubt habe.

     

    Die Vermittlung speziell christlicher Werte -gerade in den Schulen- halte ich inzwischen für eine sehrwichtige Sache.

     

    Wer eine friedliche, solidarische und menschliche Gesellschaft erreichen will, der wird ohne das christliche Fundament nicht auskommen.

  • C
    Change

    Hier wimmelt es ja nur so von gefolgsamen Christen. Da schaudert man ja frömlich for Frömmigkeit.

    Gab es da nicht einmal ein Gesetz, das Kirche und Schule getrennt sein müssen? Da war doch einmal etwas mit einem Kopftuch.

    Zum Thema Demokratie Herr Jürgen Immler, wenn also die gesamte Klasse dafür ist, einen einzigen Schüler zu verprügeln, dann muss sich dieser wohl auch der Demokratie unterstellen und sich verprügeln lassen.

  • M
    M.Koos

    Die grundlegende Funktion der staatlichen Institution Schule ist doch, unsere Kinder zu mündigen, selbstbestimmten BürgerInnen heranzubilden. Die ihnen vermittelten Werte haben ihre Wurzeln sicherlich auch in der christlichen Tradition. Aber aus dem, was wir christlich-abendländische Tradition nennen, hat sich glücklicherweise ein Wertkanon herausgebildet, der keiner religiösen Begründung mehr bedarf.

     

    Anstatt in der Schule die demütige Haltung anerzogen zu bekommen, sich den Dingen zu fügen, die da ausserhalb ihres Einflussbereichs in einer höheren Ordnung begründet liegen, sollten sich unsere Kinder als aktive TeilnehmerInnen und GestalterInnen einer durch sie selbst veränderbaren Welt wahrnehmen können - und dies zunächst ohne religiöse Begründung, sondern auf Grundlage eines universellen Anspruch auf Demokratie und Menschenrechte.

  • WH
    Wolf-Dieter Herrmann

    JÜRGEN IMMLER spricht von einem "kurzen Morgengebet", 10 Sekunden.

    Kommt es also auf die Länge an ?! Ist das Ja zum Gebet im "normalen Unterricht" eine Zeitfrage ? Wie lang darf es dann also sein ?

    10 Sekunden, 10 Minuten ??

    Oder stellt sich vielleicht doch eher die Frage, ob ein Gebet zu Gott in den freiwilligen Religionsunterricht gehört und ist diese Frage nicht doch mit einem klaren JA, zu beantworten ?

    OLIVER KURLVINK findet "die Ehrfurcht vor Gott als wichtiges Erziehungsziel" des Schulgesetzes unfassbar. Ich auch ! Dazu nur soviel:

    Auch in anderen Schulgesetzen finden sich Gottesbezüge - und !!! - auch in unserem Grundgesetz:

    Präambel:

    "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott ....

    hat sich das Deutsche Volk .... dieses Grundgestz gegeben"

    Achtung: Nach der Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichtes besitzt auch die Präambel des Grundgesetztes eine Rechtssatzqualität. Ist mehr als nur ein Vorwort !

    Ach ja, noch einmal meine Meinung:

    Das Gebet gehört allein in den freiwilligen Religionsunterricht. Egal ob 10 Sekunden, oder 10 Minuten.

  • DN
    D. Nierwetberg

    Das Ego eines Elternpaares wird auf dem Rücken ihres Kindes und seiner Klassenkameraden ausgetragen. Wahrlich eine Heldentat im epischen Ringen der Aufklärung mit den dunklen Mächten der Reaktion. Glückwunsch. Wie kann man ein Kind besser stigmatisieren, als es aus einer Gruppenaktivität auszuschließen, in dem es den Klassenraum verlässt, worauf wohl das "Ausweichen in zumutbarer Weise" aussehen wird. Sau von beiden Seiten erfolgreich durchs Dorf getrieben, denn die Initiative reklamiert ja sicherlich die wiederholte Rettung des Abendlandes für sich. Danke an dieser Stelle übrigens dafür. Kleiner juristisch praktikabler Kniff am Ende: Wie wäre es wohl gewesen, wenn das Falten der Hände und die Schlussformel "Amen" fakultativ wären? Aber dann hätten die Kinder vielleicht Ruhe gehabt um in einer Schule, welche nicht die Bühne für Eltern sein sollte, miteinander zu lernen und zu spielen. Ein ganz und gar verwerflicher Gedanke.

  • MK
    Michael Klein

    Als politisch Linker finde ich das Verhalten dieser Mutter regelrecht anmaßend! Warum ist sie nicht auf die Idee gekommen, ihr Kind auf eine andere Schule zu schicken? Man hat das Kind doch wohl kaum gezwungen mitzubeten! Diese Mutter ist in meinen Augen keinen Deut besser, als fundamental-religiös Konservative! Außerdem haben wir echt verheerendere Probleme, siehe Arbeitslosigkeit, Sozialabbau, Islamophobie und am Wochenende der Überfall von Neonazis auf Antifaschisten nach der Demonstration in Dresden!

  • AL
    Alexander Lang

    Der späte Siegesfeldzug der SED. Was sie in der ehem. DDR schon weitgehend geschafft hatten, wird nun im Westen weiter geführt.

    Gerade Menschen, die jegliches höhere Wesen (Gott) aus dem Alltag verbannen wollen und sich auf die Aufklärung berufen, täuschen sich da aber gewaltig. Ein höheres Wesen war nie angezweifelt worden von den Aufklärern - es ist nur heute einfach für viele zu unbequem eine höhere Instanz als sich selbst zu akzeptieren, wie auch immer man diese nennen will.

    TRAURIG

  • OM
    olaf mertens

    Es heißt: "Die Ehrfurcht vor Gott ist eines der wichtigsten Erziehungsziele des Schulgesetzes und der Landesverfassung" und gleichzeitig kann man erfolgreich gegen ein morgendliches Gebet in der Schule klagen? Da scheint mir doch die Rechtslage ein bisschen schwachsinnig zu sein. Schlage vor, die "Ehrfurcht vor Gott" aus der Verfassung zu streichen und die Kinder zu fragen, ob sie mit der Klasse beten/singen/aufsagen wollen und wenn ja, was. Wer im übrigen explizit an diesem Bonhoeffer-Text Anstoss nimmt... nun ja - das versteh ich auch als Ungläubiger nicht so recht.

  • J
    Johnny

    Religionsfreiheit zählt in Deutschland nach wie vor zu den im Grundgesetz verankerten Grundrechten.(Art.4).

     

    Es geht um eine weltanschaulich-religiöse Neutralität.Eine Trennung von Kirche und Staat gehört zu den ehrbarsten Errungenschaften der modernen Welt. Nicht alle begreifen das:

    Landesschulministerin Barbara Sommer : "Die Ehrfurcht vor Gott ist eines der wichtigsten Erziehungsziele des Schulgesetzes und der Landesverfassung"

    Hier sei nocheinmal auf Art.5 verwiesen. An welchen Gott sollen denn unsere Kinder der speziellen Interpretation der Landesverfassung nach glauben? Zum Glück bricht Bundesrecht, Landesrecht womit wir wieder beim Grundgesetz wären.

     

    Beide Seiten laufen hier nonkonform mit den freheitlich demokratischen Idealen. Die eine Seite zwingt der Mehrheit den Willen auf, die andere Seite hält versucht sich in der Diktatur der Mehrheit.

     

    Demokratie heißt auch Konsens. Vielleicht hätten sich alle mal an einem morgen an einen Tisch setzen sollen und REDEN müssen...

    Aber das wäre sicher gescheitert, da man nicht geswusst hätte, ob man eine solche Versammlung mit oder gar ohne Gebet beginnt.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Johnny

  • GM
    Gerda Meier

    Für Frauen ist logischerweise angesichts der Hexenverbrennung eine römische Kreuzkriecherei genauso unzumutbar wie es für Juden eine Hakenkreuzanbeterei wäre.

     

    Und angesichts des Dreißigjährigen Krieges sollte hier in Zentraleuropa, besonders in Tschechien und Deutschland, jeder geistig gesunde Mensch fordern, römische Henkerkreuze genauso zu verbieten wie die Hakenkreuze der Nazis. Dies um so mehr, da ja auch der Antisemitismus eine jahrhundelange Praxis diverser christlicher Organisationen gewesen ist und z.T. immer noch ist.

     

    Dass römische Kreuze nicht genauso verboten sind wie Hakenkreuze zeigt, wie verdreht und besessen viele Leute von der in der Kindheit eingetrichterten Religionsschwätzerei sind.

  • OR
    Ordell Robbie

    Die Mutter erhält meinen vollen Zuspruch. Die Schule ist ein neutraler Ort der Wissensvermittlung und darf nicht für weltanschauliche Bekehrungsversuche, gleich welcher Art, missbraucht werden!

     

    Kinder haben das Recht auf einen objektiven und freien Bildungsweg gebracht zu werden. Und nur auf diesem können sie unbefangen Inhalte der menschlichen Kulturgeschichte (Philosophie, Weltreligionen, politische Anschauungen etc.) aufnehmen.

     

    Jeder muss selbst entscheiden können, woran er glaubt oder woran nicht. Und das kann er nur, wenn nicht frühzeitig eine tendenziöse Einfärbung auf ihn ausgeübt wird.

  • M
    marcel

    ich glaub es geht los

    wenn die mutter doch gegen so ein "gebet" ist soll sie ihre kinder doch auf eine andere schule schicken?!

  • M
    Marc

    Es ist ganz einfach. Im GG steht, dass man nicht dazu gezwungen werden darf an religiösen Ritualen teilzunehmen. Daran hat sich jede Schule zu halten. Fertig aus!

  • G
    gerd.

    @Jürgen Immler

    Ein guter Hinweis, aus dem ich aber ganz andere Schlussfolgerungen ziehe: Es ist Zeit aufzuhören, Kinder zwangsweise in einen Unterricht und die dahinterstehenden Lehrpläne zu pressen. Wenn jeder für sich entscheiden dürfte, was, wann und in welcher Form er lernen möchte (wie beispielsweise in Sudbury-Schulen), dann könnten die Schüler/innen (und, noch angemerkt: nicht die Eltern) endlich frei entscheiden, was ihnen gut erscheint und was nicht.

    Das Problem sehe ich weniger in der Ausgestaltung von Lernvorgaben, sondern in der Existenz von Lernvorgaben.

  • KK
    Karl Kraus

    Ich finde die Position des Atheismus in ihrer Naivität und Selbstüberschätzung erstaunlich. Man geht hin und hält sich für sehr aufgeklärt und intellektuell. Dabei erkennt man mit wenigen Sekunden WIRKLICHER wissenschaftlicher Redlichkeit, dass sowohl die Behauptung, es gebe Gott, als auch die Negierung seiner Existenz rational schlicht in der Luft hängen. Es sind beides Entscheidungen, etwas zu glauben. Beide Parteien haben keine Beweise. Die einzig ehrliche Position, beansprucht man denn ihre Diskutierbarkeit, ist der Agnostizismus. Ist übrigens seit einigen hundert Jahren bekannt...

    Also tut mal nicht so schlau.

    Und: Auch wenn es ein Unterschied ist, ob der Glaube staatlich oder privat vermittelt ist, habe ich den entnervenden Eindruck, dass hier einige auch diejenigen Eltern für dumme, mittelalterliche (lustige Gleichsetzung, die hier stattfindet) Perverse halten, die ihren Kindern eben im Privaten den Glauben nahe bringen. "Vergewaltigung" ist das ja. Kindesmissbrauch. Oje. Diese Aggressivität in den Kommentaren lässt für mich nur einen Schluss zu: Es geht hier bisher keinem darum, über Für und Wider christlicher Werte, ihrer säkularen Varianten und ihrer nachhaltigen Vermittlung nachzudenken, sondern sich selbst als total free und voll mutig gegen den doofen Glauben zu präsentieren. Intellektuelle Glanzleistung! Dieser Debatte fehlt wieder mal jeglicher wirklich überzeugende Gegenentwurf. Darüber ließe sich wenigstens reden. Aber wer noch unmündig ist, hält sich an das, was gerade als mündig gilt. Ui, wie stark ich bin, dass ich mich traue die Religion als Übel zu beschimpfen.

    Es geht weder um die Verpflichtung zur religiösen Erziehung noch um ihr Verbot. Es geht darum, Kindern auch emotionale Werte und Stärke zu vermitteln, die sie spüren können und die ihnen ein lebenslanges Vertrauen in sich und in unsere Werte ermöglichen.

    Hat jemand Vorschläge?

  • N
    nebukadnezarin

    wenn die Kommentatoren sich hier genauso wehemend gegen Kopftücher und dem Islam aufregen würden, dann könnte ich diese "Ungläubigen" ja verstehen, aber in der Hinsicht fehlt ihnen wahrscheinlich der Mumm.

    Christliches Gedankengut, lässt sich einfacher und gefahrloser kritisieren und da muss man auch keine Angst haben, das gleich Nazi und Rassist geschrien wird.

  • WS
    wir sind helden und wer ist wir

    "Auf den einfachen Gedanken das Kind auf eine andere Schule zu schicken..."

     

    klar, genau. wenn in d-land der unterricht wieder mit gebeten beginnt, ist am streß die mama schuld, die nicht lieber eine andere schule wählt. voll der held, der kommentierer.

  • UR
    Ullrich Ramps

    Wer hier meint, so eine aufrechte und sicher "nervige" Aktion verurteilen zu müssen, weil ja das arme arme Christentum unsere Werte ach so toll beschützt, der möge sich einmal den Millionen-Bestseller "Der Gotteswahn" von Richard Dawkins zu Gemüte führen.

    Gut geschrieben, aber dennoch wissenschaftlich fundiert wird von einem Evolutionsbiologen, der die Nase voll von der religiösen Bevormundung hatte, aufgezeigt, wie die Kirchen der Welt uns Menschen verdummen und gängeln.

     

    Für denkende Menschen fast schon ein Muss, dieses Buch.

    Nach der Lektüre würden hier sicher einigende relativierende Beiträge zu dieser mutigen Mutter ausfallen.

     

    Gruß

     

    Ramps

  • OO
    Ohm Ottokar

    Diktatur der Minderheiten

  • I
    Imation

    Super, voll die Heldin!

     

    Auf den einfachen Gedanken das Kind auf eine andere Schule zu schicken kann ein aufrechter Linker natürlich nicht kommen.

    Währe ja auch noch schöner. Schliesslich haben die Linken ja grosse Erfahrung damit als kleine Minderheit der Mehrheit ihren Willen aufzudrücken, so wie in der DDR.

  • JI
    Jürgen Immler

    Wahrlich so funktioniert Demokratie: Die Eltern eines Kindes gehen in ihrer Überheblichkeit davon aus, dass ein kurzes Morgengebet schädlich ist und veranlassen, das Gebet zu streichen. Die Mehrheit der anderen Kinder und deren Eltern, die anscheinend an dem Gebet nichts auszusetzen hatten, werden kurzerhand übergangen. Wäre es nicht angebracht, dem einen Kind während des Gebets (geschätzte 10 Sekunden) Ohrstöpsel zu reichen?

  • M
    Martin

    Die Frage der "Entscheidung des Tages" zu diesem Thema ist unpassend formuliert. Es geht bei dem Gedicht ja nicht um abendländische Werte, sondern um den Glauben an ein allmächtiges Wesen (Sind Atheisten Barbaren?). Weiterhin geht es auch nicht darum, die Religion völlig aus der Schule zu verbannen. Gegen freiwilligen Religionsunterricht z.B. als AG ist nichts einzuwenden.

  • OK
    Oliver Kurlvink

    Den Kommentar "Die Ehrfurcht vor Gott ist eines der wichtigsten Erziehungsziele des Schulgesetzes und der Landesverfassung" finde ich unfassbar.

  • RK
    Roland Küffner

    In meinen Schultagen (Gymnasium, Bayern) war das Morgengebet so unausweichlich wie das Amen in der Kirche. Glücklicherweise hatten wir einen leicht rebellisch veranlagten Deutschlehrer, der uns die erste Strophe des Niebelungenlieds auswendig lernen und statt des Gebets aufsagen ließ. Ich finde das bezüglich der Vermittlung abendländischer Kultur auch heute noch eine gute Alternative.

     

    Uns ist in alten mæren wunders vil geseit

    von helden lobebæren, von grôzer arebeit,

    von freuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,

    von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen

     

    Vielleicht könnte man auch einfach die Gebetsauswahl anpassen. Ich empfehle Robert Gernhardt:

    Lieber Gott, nimm es hin

    dass ich was Besond'dres bin

    Und gib ruhig einmal zu

    dass ich klüger bin als du

    Preise künftig meinen Namen

    denn sonst setzt es etwas

    Amen.

     

    Aber ganz im Ernst: 13 Jahre Schulgebet haben aus mir keinen frommen Menschen gemacht. Wer glaubt, aus Schülern durch Betzwang gläubige Menschen zu formen, der hat von der Befindlichkeit junger Menschen nicht allzu viel verstanden und ist wahrscheinlich auch naiv genug zu glauben, Naturkatastrophen wären eine göttliche Bestrafung oder die Welt sei am 23. Oktober 4004 v. Chr erschaffen worden.

    Sapere aude! Lasst euch nicht unterkriegen durch die religiösen Eiferer aller Couleur.

  • FP
    Frau Panda

    Da muss ich jetzt aber n bisschen schmunzeln...

    Ich bin ja selbst überzeugte Agnostikerin. Aber meiner Ansicht nacht, gibt es immernoch einen gewaltigen Unterschied zwischen "religiöser Konditionierung" und das Aufsagen eines Vierzeilers am morgen vor dem Untericht, was Kindern (man darf nicht vergessen, es geht um Kinder und nicht um die "guten Eltern"...) auch Freude bereitet und sie als angenehmes Ritual wahrnehmen - wie will man es außerdem dann bewerten, dass man als Atheist einer ganzen Klasse seinen Willen aufzwingt... "atheistische Konditionierung"? Und wer hat jetzt Recht? Hmmmm....... Natürlich bleibt da jeder bei seinem (!) richtigen Standpunkt, wie beim geschilderten "Krieg der guten Eltern" weil man ja immer denkt, man handelt richtig, erst recht im Sinne seiner unmündigen Kinder und wir kommen nicht weiter. BlaBlaBlaBla.......

     

    Von mir aus lasst doch die Kinder an Engel, Gott und Heititei glauben - umso gefestigter werden sie in ihrer Emanzipation zum Atheisten/Agnostiker sein (falls diese eintrifft)! Denn die meisten Kinder werden sowieso im Laufe ihres Lebens über die Abartigkeiten und Widersprüche der christlichen Religion stolpern - so ist es jedenfalls bei den meisten in meiner Grundschule passiert, in welcher auch "Danke für diesen bla bla blubb blubb" gesungen wurde (Hans-Moritz hat es schon angedeutet!)... und wenn nicht: Wird es tatsächlich daran scheitern, dass man in der Schule irgendwelche Lieder gesungen hat oder morgens irgendwas auswendig gelerntes aufsagt? Ich bin überzeugt, dass dies in erster Linie andere Gründe hat!

     

    Es gibt weiß Gott WIRKLICH SCHLIMMERE PROBLEME, die mit der christilichen Gesinnung und v.a. der Kirche einhergehen... Lenken wir unsere Energien lieber darauf!

    Amen, der Herr sei mit Euch.

  • G
    Gabriella

    Sollte es nicht jedem Menschen auf dieser Erde freigestellt sein, ob und wann und zu wem er beten möchte? Kann man Glauben wirklich "anerziehen" ? Und.. ist die Schule wirklich in der Lage, mittels eines solchen "Gebetes" den Kindern das Leben und Ehrfurcht näher zu bringen? NEIN!

    Es ist KEINESFALLS Aufgabe der Schule, Kinder - automatengleich - ein Gebet nachplappern zu lassen. Es ist unverantwortlich, sich als Schule überhaupt herauszunehmen, dazu in der Lage zu sein, Glauben zu erklären, zu kennen oder zu lehren. Liebe Eltern! Lasst eure Kinder selber entscheiden, ob und wann sie beten wollen.

    Wenn nämlich ein Kind um 8.23Uhr auf einmal den Wunsch nach einem tatsächlichen Gebet verspürt, dann wird DIE SCHULE - die vorher gerade etwas proklamiert hat, dem Kind nicht gestatten, dies zu tun. Und warum nicht? Weil es nicht in ihren Lehrplan passt!

  • E
    einmensch

    Kein Mensch kommt ( hoffentlich ) auf die Idee sein Kind politisch zu konditionieren, bevor es lesen und schreiben gelernt hat.

     

    Konfessionelle Konditionierung scheint aber in allen Religionen dermaßen verbreitet und akzeptiert zu sein, dass einem Angst und Bange werden könnte.

     

    Gut, dass es solche Eltern gibt, die dagegen aufbegehren. Leider werden sie sicher zu Außenseitern stigmatisiert und ihre Kinder mit in Sippenhaft genommen ...

     

    Jaja, westliche, abendländische Leitkultur eben.

  • M
    Martin

    Zwangsbekehrung und Hirnwäsche von wehrlosen kleinen Kindern, dazu sollte ein Straftatbestand eingeführt werden. Die Schule hat einen Erziehungsauftrag, Missionierung zum Gottesglaube gehört nicht dazu, wir leben ja nicht mehr im Mittelalter. Das ist eine ungeheuerliche geistige, geistliche Vergewaltigung.

  • H
    Hans-Moritz

    "Die Ehrfurcht vor Gott ist eines der wichtigsten Erziehungsziele des Schulgesetzes und der Landesverfassung"

     

    So rekrutiert man also Kinder. Der Satz könnte aus dem Mittelalter stammen.

    Ekelhaft.

    Wie lange wird es noch dauern, bis der religiöse Einfluss auf das Schulwesen endlich wegfällt?

     

    Aber jemand sagte mir mal, dass man Kindern eine heile Welt vorspielen muss, damit sie überhaupt mit ihr klarkommen. Also muss man sie auch von klein auf auf seine religiöse Seite ziehen, damit sie sich später nicht so doll über das "eigene religiöse Lager" aufregen können.

     

    "... Danke für diesen Guten Morgen, danke..."

  • DK
    Doktor Kolossos

    Es ist doch schockierend, dass man 205 Jahre nach Kant und dem Einzug der Aufklärung immer noch dafür kämpfen muss, religiösen Hokuspokus aus dem öffentlichen Leben zu verbannen.

    Wie kann in einer rationalistisch geprägten Gesellschaft wie der unseren überhaupt noch irgendwo stehen, die Ehrfurcht vor Gott sei Ziel der pädagogischen Arbeit an Schulen?

    Die Religosität ist eine wichtige Seite des menschlichen Geistes, aber die Geschichte lehrt uns doch, dass diese sich ausschließlich im Privaten entfalten muss.

    Wann lernen die Christen endlich, dass es dem spirituellen Werdegang eines Kindes abträglich ist, wenn ihm im (Schul-)Alltag die Existenz eines höheren Wesens als selbstverständlich vorgespiegelt wird? Ich bin in Bayern aufgewachsen und habe am eigenen Leib (und Geist) erfahren, welches Unheilspotential diese Indoktrination hat.

    Verbannt endlich den Gottglauben nach da, wo er hingehört: in die Tempel und Köpfe!

  • SL
    Stephanie Langen

    Und siehe:

    Es war ein Mensch, der ging von Krefeld in Richtung Pesch und fiel unter christliche Räuber, die mit Zwangsgebeten im Gewissen von Kindern rumpopelten; wie früher es die Prokuratoren, Kaiser, Kriegsherren, Inquisteure, Kolonisten, Geldwechsler und Spekulanten taten.

    (Neuübersetzung Lk 10,30)