■ Kinostarts à la carte: Zwei große, viele kleine Kinder
An diesem Ort soll es fürderhin mehr von den vernachlässigten K geben, sprich Kinderfilme und Klatsch. Auch die Filmkunst des ehemaligen „RGW“ (Großes Abkürzungsraten! Sozialistisch Aufgewachsene haben Heimvorteil!) wird hier ein warmes Plätzchen finden. Beginnen wir mit Klatsch.
James Cameron, Regisseur von „Abyss“, „Aliens“ und den zwei „Terminatoren“, wird am 16.8. 40. Willkommen im Club der Wohlkonservierten! Die Brotfabrik in Weißensee spielt aus diesem schönen Anlaß täglich den Terminator 2: Tag der Abrechnung mit „uns“ Arnie Schwarzenegger. Wir haben das Werk aus oben angedeuteten Sozialisationsgründen erst dieses Jahr zu Ostern (oder Pfingsten?) im Fernsehen genossen und uns amüsiert wie Bolle. Böse Feind-Roboter, die unversehens aus schachbrettartig gewürfelten Fußböden flutschen, aber vom guten Freund- Roboter besiegt werden. Das gefiel uns nicht übel. Cameron, auch „Iron Jim“ genannt, muß unbedingt etwas kindlich Besessenes an sich haben, wenn man seinen Arbeitsstil betrachtet. Bei den Dreharbeiten zu „True Lies“ trugen einige seiner Mitarbeiter aufmüpfige T-Shirts, auf denen stand: „Sie können mich nicht erschrecken – ich arbeite für Jim Cameron.“
Schnurstracks zu den ganz jungen Mitmenschen. Das Filmmuseum in Potsdam, sehr bequem in S-Bahnnähe gelegen, zeigt immer mal wieder ältere sowjetische Kinderfilme. Dieselben bestechen durch gutes Handwerk, streng erzieherischen Anspruch und viele poetische Einfälle, z.B. kleine Zicklein, die „Iwanuschka, Iwanuschka“ meckern (mäh, mäh!). Gerade steht Das Geschenk des schwarzen Zauberers auf dem Spielplan. Die schöne Wassilissa macht sich auf die Suche nach dem Wasser des Lebens, das ihrem durch Schurkerei erblindeten Geliebten das Augenlicht wiederschenken soll. Viele Prüfungen warten auf Wassilissa, aber unsere Tapfere, natürlich ein hervorragendes Mitglied der menschlichen Gemeinschaft, besteht dieselben mit Auszeichnung. Man kann mitbangen und sich dabei ein wenig gruseln. Übrigens hießen fast alle sowjetischen Märchenschönen Wassilissa, warum wohl? Die Lösung des Rätsels wäre allemal einen Doktorhut wert.
Noch mehr Filme für die jüngere und ältere Jugend. Jim Knopf und Lukas satteln wieder einmal ihre Lokomotiven, um König Alfons, dem Viertel-vor- Zwölften, einen dringend gewünschten Leuchtturm zu verschaffen. Herr Tur-Tur scheint qualifiziert für den Posten, ist aber nur ein Scheinriese. Schultern Sie Ihre Sprößlinge und wandern Sie ins Zeughaus, um rauszufinden, wie das Problem gelöst wird. Wer keine Sprößlinge hat, der leihe sich gefälligst welche aus oder fertige eigene an.
Nicht wenig mit Kindlichkeit und Märchen hat auch Sir Alfred Hitchcock zu tun. (Ächz, windige Überleitung!) Die „besten Filme“ des kleinen Dicken gibt es derzeit im Moviemento. Eine Dame verschwindet, und Sie sind dabei. Cocktail für eine Leiche und Sie dürfen dran nippen. Bei Anruf Mord und Sie dürfen zuhören. Genug gekalauert. Unsere Lieblingsanekdote über Hitchcock ist die, wie er Alma seinen Heiratsantrag machte. Es geschah auf einer Überfahrt per Schiff, ausgesprochen hoher Seegang, und der guten Alma war so speiübel, daß sie keinen Widerstand mehr leisten konnte. Almas Gattinnenbiographie würden wir gar zu gern lesen. Ist das Werk schon geschrieben, veröffentlicht? Für diesbezügliche Hinweise dankt die Verfasserin dieser Zeilen.
Anke Westphal
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