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Kinofilm "Star Trek" von J. J. AbramsState-of-the-art-Zukunftswaffengeballer

Der neue "Star Trek"-Film ist ist weder muffig noch lahm, weder humorlos noch langweilig. Sondern eine Überraschung - und das nach zehn mehr oder minder mauen Kino-Adaptionen der Fernsehserie "Star Trek".

Star Trek: gut gemachtes SciFi-Actionspektakel, mit hübschen HeldInnen. Bild: Industrial Light a AP Paramount

Dass eine Idee, die eigentlich nur von brettharten, spießigen Conventions besuchenden Fans am Leben erhalten wird, noch mal so modernistisch daherkommt, damit hätte man nicht gerechnet. Der neue "Star Trek"-Film ist eine Überraschung - und das nach zehn mehr oder minder mauen Kino-Adaptionen der Fernsehserie "Star Trek". Deren erste drei Staffeln waren zwar wichtig für die Vergangenheit vieler Menschen über 30 und fielen im TV-Universum der 60er designtechnisch angenehm auf, sie wurden aber ansonsten inhaltlich, dramaturgisch und schauspielerisch ganz schnell überholt. Der neue Film - J. J. Abrams führte Regie - ist weder muffig noch lahm, weder humorlos noch langweilig. Stattdessen ist das Prequel, also die nachträglich inszenierte Vorgeschichte zu den Abenteuern der Crew unter Captain James T. Kirk auf der U.S.S. Enterprise ein typisches, gut gemachtes SciFi-Actionspektakel, mit hübschen HeldInnen, State-of-the-art-Zukunftswaffengeballer und Explosionen in space.

Clever hat man sich beim erzählerischen Spannungsbogen auf die Enterprise-eigene Erfindung der parallelen Zeitachse berufen und die Herkunft von Kirk und Spock in einer möglichen Realität angesiedelt, die durch einen ultramies gelaunten Romulaner verändert wurde, dessen Familie einst - in der Zukunft nämlich - vom alten Spock ausgelöscht worden war. Doch die Geschichte ist Nebensache, wichtiger ist die Annäherung an die populärsten Figuren: In dieser Parallelwelt war Kirk also früher ein vaterloser Hitzkopf, der schon in der Sternenflottenakademie bei Lieutenant Uhura abblitzte, während der spätere Commander Spock als Bastard mit den Ressentiments der reingrünblütigen Vulkanier zu kämpfen hatte. Natürlich sind solche Zusammenraufgeschichten zwischen ungleichen Protagonisten, die auch noch durch die Liebe getestet werden - Uhura ist in diesem Paralleluniversum mit Spock glücklich, eine Anspielung für Trekkies, die natürlich auswendig hersagen können, dass Kirk und Uhura weiland den ersten schwarz-weißen Kuss im US-Fernsehen schmatzten -, der älteste Raumfahrerhelm der Welt.

Doch im Gegensatz zu manchem blutleeren Prequel schafft es "Star Trek", die Nebenfiguren - den jungen Pille, den jungen Scotty, den blutjungen Chekov - als humorvolle Sidekicks elegant ins Gruppenbild zu integrieren, seine Helden sympathisch zu halten und den ganzen Trekkie-Kladderadatsch weder vor den Kopf zu stoßen, noch niveaugewohntere Science-Fiction-Fans zu langweilen.

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11 Kommentare

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  • JN
    Jan Niklas Salmigkeit

    Doch im Gegensatz zu manchem blutleeren Prequel schafft es "Star Trek", die Nebenfiguren {...} als humorvolle Sidekicks elegant ins Gruppenbild zu integrieren, seine Helden sympathisch zu halten und den ganzen Trekkie-Kladderadatsch weder vor den Kopf zu stoßen, noch niveaugewohntere Science-Fiction-Fans zu langweilen.

     

    Mal abgesehen davon, daß der Satz keinen Sinn ergibt - denn erstens stößt man wenn schon DEM Kladderadatsch vor den Kopf, und zweitens kann man dem Kladderadatsch nicht vor den Kopf stoßen, da man mit Kladderadatsch für gewöhnlich keine Personen meint, und man ja nur Personen vor den Kopf stoßen kann - sagt er zudem viel über Frau Zylkas Befähigung aus, Filmkritiken zu schreiben. Wahrscheinlich hat sie bisher noch keinen Star Trek Filme gesehen, denn gerade die Filme mit der TNG Besetzung sind nicht minder lustig, und auch nicht action-arm.

     

    Aber wenn man Star Trek nicht kennt, und bei dem Titel lediglich an die kostümierte Convention-Gänger denkt, dann kommt man schnell dahin, Star Trek im Gesamten als Kladderadatsch zu bezeichnen. Kladderadatsch, der ihrer Meinung nach die niveaugewohnteren Science-Fiction-Fans langweilt. So so. Was ist den niveauvollere Science-Fiction als Star Trek? Etwa Armageddon, wo ein Typ mit einem Presslufthammer Löcher in Kometen bohrt? Oder Independence Day, wo man in die Computer der Ausserirdischen einen Windows-Virus einschleust, und diese so besiegen kann? Oder Star Wars mit "komm auf die böse Seite Anakin, wir haben Kekse! - OK Palpatine!"? Das würde mich mal interessieren.

     

    Mit so einem konventionellen Geschmack und so viel Vorwissen braucht man keine Kritik für die taz schreiben, da kann ich genauso gut Hinz und Kunz an der Kinokasse nach deren Meinung fragen.

  • WY
    When you call my name

    Woran liegt es eigentlich, dass sich zum neuen ST-Film nicht eine Kritik finden lässt, die meine eigene Zwiespältigkeit zu dem Film teilt?

    Der Film ist ok. Er ist leider nicht großartig, atemberaubend, brilliant oder genial. Großartig an diesem Film ist lediglich sein Anfang. Die Geburt des kleinen Kirks/der Tod seines Vaters. In dieser Szene wagt der Film! Ein Raumschiff muss in einer spektakulären Schlacht evakuiert werden: In diese bekannte Situation, die der Zuschauer bereits auswendig kennt, bringt der Film ein ungewöhnliches Bild: Eine hochschwangere Frau auf einem Rollstuhl in einem Raumschiff. Sie muss schnell und hektisch von A nach B, durch das explodierende Schiff gebracht werden, weil ihre Wehen bereits einsetzen. Im Grunde ein echter Spaceballs-Moment! Doch durch den unfassbar pathtisch-melodramatischen Grundton und die Ernsthaftigkeit, die der Film in seinem Prolog annimmt, funktioniert diese Szene wunderbar. Das ist Fallhöhe! Dieser ernsthafte melodramatische Grundton hätte das Franchise-Monster vielleicht interessanter gemacht. Denn von da an sumpft der Film in Mittelmäßigkeit. Er wird ein bunter Mix aus bekannt durchschnittlicher Familienunterhaltung und eher langweiligem Fanservice. Alles in allem funktioniert er mal besser und mal schlechter.

     

    Star Trek ist einer dieser durchschnittlicher Hollywood-„Action-Kracher“, der einem unentwegt – bis auf wenige Ausnahmen – zuruft: „Ich bin nur ein Film. Bezahle deinen Eintritt, iss dein Popcorn, unterwerfe dich dem Franchise, aber nimm mich nicht ernst.“ „Und falls du es doch tust, hast du ein Problem!“, scheint er einem mit einem unangenehm eindringlich Unterton noch mitzugeben. Oder wie ist es sonst zu verstehen, dass beinahe kein Kritiker es für nötig hält, wirkliche Kritik zu übern? Damit meine ich nicht die beleidigte Kritik der Puristen, die dieser Version ihres Star Trek nicht zustimmen (siehe telepolis.de), sondern echte Kritik am Film.

    Ist das die Kapitulation vor der Vermarktungs-Übermacht Hollywoods? Macht allein die Tatsache, dass der Film die höchsten Einnahmen in der Reihe der Star Trek-Kinofilme an einem Startwochenende gemacht hat (und der erfolgreichste Start eines zweiten Maiwochendes überhaupt ist), dass er als Ware also funktioniert, die Kritk hinfällig? Lähmt kommerzieller Erfolg die Kritik? Da wird nur noch durchgewunken, was das Zeug hält: „State-of-the-art“, „charmantes Entertainment“ etc...

    Es ist doch äußerst interessant, wie dieser Film die zahlreichen Probleme, die allein seine Grundidee (Wiederauferstehung der Ur-Crew) bereithält, löst oder eben nicht. Die Zuschauer, die Fans gehen damit deutlich Kreativer um als jede Kritik, die ich bisher gelesen habe. Die Lust, sich den Prinzipien des Franchise zu unterwerfen, nährt sich doch vor allem durch einen bewussten Umgang mit ihm.

    Ein Beispiel: Ziel des Films ist es, die Marke Star Trek wiederzubeleben; wieder Herr über ihre Moneypower zu werden. Gute Idee: Wir fangen noch einmal am Anfang an. Dort, wo die Marke ihre popkulturelle Geburt erfahren hat: In der Person James T. Kirk (und seiner Frau, die „Enterprise“). Besonderer Kniff: Die Erzählung wird ermöglicht, durch ein Mittel, das J.J. Abrams dem Star Trek-Universum selbst entleiht: die Erschaffung einer alternativen Timeline. Ein „Kniff“ den viele Kritiker auch erkannt haben. (Stand das etwa im Presseheft?)

    Kaum ein Kritiker erwähnt jedoch die Überkonstruiertheit des Plots. Die Motivation des Superschurken Nero ist geradezu lächerlich: Er ist wahnsinnig und will Rache. Deswegen begeht er Genozid (an Vulkan) um einen Genozid (an Romulus) zu verhindern, der jedoch auf diese Weise - eindeutig – nicht verhindert werden kann. (Die Supernova wird so oder so kommen. Auch im Alternativen-Universum. Auch wenn er Vulkan, Spock und die gesamte Sternenflotte auslöscht.) Oder auf ein anderes Beispiel übertragen: Einem Feuerwehrmann (Spock) gelingt es nicht die Frau von Person A (Nero) vor einem Feuer zu retten. Also reist Person A in der Zeit zurück, wartet 25 Jahre darauf die Frau vom Feuerwehrmann umbringen zu können (anstatt das Feuer zu verhindern) und denkt, dies würde seine eigene Frau retten. So doof war Star Trek selten! Das ist nicht State-of-the-art, das ist ein unverzeihlich dämliches Drehbuch, das den Film leider viel schlechter macht, als er hätte sein müssen. Und man muss kein Trekkie, Trekker, Fanboy oder Geek sein, um das zu erkennen. Man muss nur ernstnehmen, womit man sich beschäftigt. Man muss sich den Film nur anschauen. Wenn man zu dem Schluss kommt, dass der Film seinen Antagonisten vernachlässigt, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, die Hintergrundgeschichte der Protagonisten zu beschreiben (à siehe Schnitt Online), liegt dann nicht der Schluss nahe, dass das Prinzip des Films, eine Fernsehserie gleichsam nachzubilden, scheitert? Vertragen sich hier einfach die Vorteile seriellen Erzählens nicht mit den Bedingungen eines Kinofilm?

     

    Die Einfallslosigkeit, mit der Kirk, der alte Spock und Scotty zusammengeführt werden, ist geradezu erschreckend: Der junge Spock setzt Kirk auf einem Eisplaneten in der Nähe von Vulkan als Strafe für seinen Ungehorsam aus, auf dem zufällig auch der alte Spock von Nero ausgesetzt wurde und auf dem sich – ebenfalls zufällig – Scotty befindet. Alles in einem Umkreis von 15 vielleicht 20 km. Ich entschuldige mich dafür, dass ich hier so unfair gegen das Kino sein muss, aber dieser Film überstrapaziert die altehrwürdige ‚suspension of disbelief’. Aus den Bedingungen, die der Film selbst schafft kann gar kein großer Kinomoment entstehen, es ist absolut unmöglich!

    Was noch hinzu kommt: Viele Aspekte des Films, wie der eben genannte, funktionieren nur durch ihr Verhältnis zu dem, was der Zuschauer bereits von Kirk, Spock & Co. weiß, was also in dem großen Erzählzusammenhang Star Trek bereits etabliert ist. Ein Beispiel hierfür ist die behauptete Liebesbeziehung zwischen Spock und Uhura. Für den Fan überraschend, für den Film selbst unmotiviert und belanglos. Dadurch kommt Abrams „überraschend neuer, frischer“ Ansatz wie eine Mogelpackung daher. Wie soll das eine neue Generation von Start Trek-Fans heranzüchten, was ja nun mal eine Hauptaufgabe diese Films ist, wenn er keine originäre Kinomagie entwickelt?

    In höchstem Grade ätzend ist das Finale. Die Hinrichtung des Schurkens Nero. Endlich, nach vierzig Jahren moralischem Diskurs und friedliebender Utopie, darf Star Trek rachsüchtig, zynisch und dumm sein. Das ist keine „Entstaubung“, das ist tatsächlich neu.

    Letztlich ist Star Trek trotz allem kein schlechtes Hollywood-Kino, aber ich hätte gerne mehr Gedanken zu einigen dieser Punkte in der deutschen Kinokritik gelesen.

    Wieso sich nicht ein Rezensent (man möge mich eines Besseren belehren) diesen oder ähnlichen Fragen gestellt hat, ist mir ein Rätsel. Ich halte meine Gedanken nicht für besonders originell. Ich sehe das eher als Grundlagenarbeit, um zu einem Austausch über den Film und eventuell zu einem Urteil zu kommen. Entweder man nimmt Film ernst oder man hört auf, darüber zu schreiben.

  • F
    franzmane

    Die Kritik ist genauso oberflächlich wie der Film. Und das soll wohl heißen: zeitgemäß!!! Kino von heute braucht wohl keine gute Story mehr. Hauptsache wir haben eine audiovisuelle Achterbahnfahrt, Conair im Weltraum sozusagen. Ich habe nichts dagegen, wenn es kracht und scheppert, oder wenn Star Trek etwas mehr Sex zeigt. (Battlestar Galactica zeigt wie ein zeitgemäßes Remake aussehen kann.) Aber der wahre Gedanke von Star Trek muß darüber ja nicht verloren gehen. Ich finde, daß J. J. Abrams den Mund sehr voll genommen hat als er behauptete, die Latte bei Star Trek Filmen läge nicht besonders hoch. Seine Story ist doch im Grunde dieselbe wie in Nemesis. Ein amoklaufender Romulaner, ob Klon oder Zeitreisender, fliegt wild ballernd durch den Weltraum und muß gestoppt werden. Ja tolles Script. Nur fehlt im Gegensatz zu Nemesis der philosophische Dialog von Picard mit seinem Klon. Dafür hat man ähnlich grobe zeitreisestorytypische Schnitzer ins Drehbuch eingebaut wie bei Star Trek 7. Es wäre früher bei Star Trek doch immer darum gegangen, die ursprüngliche Zeitlinie wiederherzustellen. Doch in Star Trek 11 wird darüber nicht einmal nachgedacht. Zumindest der alte Spock weiß doch, wie man Zeitreisen bewerkstelligt. Aber statt den ursprünglichen Verlauf der Geschichte wiederherzustellen, begnügt er sich mit der Zerstörung seiner Heimatwelt und damit, dem jungen Spock alles Gute zu wünschen. Auch Kirks Absturz auf dem Eisplaneten und seine Flucht in die Höhle, wo zufällig der alte Spock auf ihn wartet ist so unglaublich schlecht konstruiert. Der macht da seelenruhig Lagerfeuer bis Kirk auftaucht, um dann plötzlich in Aktionismus zu verfallen. Und dann die Szene, in der der junge Kirk das Auto absichtlich in den Abgrund fährt. Natürlich springt der kleine Junge stuntmanmäßig erst im letzten Moment aus der Karre und stürzt beinahe selbst mit in die Tiefe. Yeah! Cool! Und wir erfahren nicht einmal, warum genau er das getan hat. Weil sein Vater starb als er noch ein Baby war? Wahnsinig tiefgründiges Charakterkino. Aber das ist wohl auch nicht gewünscht. Hauptsache Action. Und bitte keine mehrdimensionalen Handlungsbögen mehr, denn dann kommen die eindimensionalen Kinobesucher von heute nicht mehr mit, und langweilen sich womöglich sogar. Auch die Kritiker überhäufen den Film mit Lob dafür, daß Star Trek jetzt nicht mehr so verstaubt daherkommt. Gut, die Action erreicht für Start Trek Verhältnisse ein neues Level. Allerdings muß man dabei bedenken, daß der letzte Star Trek Film ja auch schon eine paar Jahre alt ist. Doch ST11 ist nicht der schlechteste Star Trek Film den ich gesehen habe. Star Trek 5 und 7 sind deutlich schlechter. Aber es ist auch nicht der beste den ich gesehen habe. Dafür ist er einfach zu....ja...einfach gestrickt. Der Film wurde auf reine Action ausgerichtet, und selbst dabei setzt er keine Maßstäbe. Mich reißen die Weltraumschlachten in Battlestar Galactica mehr aus dem Sitz. Und das war nur eine Fernsehserie, die allerdings gezeigt hat, daß man Action und Sex auch mit einer anspruchsvollen Story verbinden kann. Die Chance hat Star Trek 11 auch in diesem Kinoabenteuer mal wieder verpasst, denn jetzt ist Star Trek zwar state-of-the-art, aber eben nicht mehr Star Trek. Gene Roddenberry hat damals die Vision einer besseren, edleren Menschheit erzählen wollen. Dass J. J. Abrams damit nichts am Hut hat, zeigte am besten die Diskussion mit Scotty über seine Theorie des Trans-Warp-Beamens. Um diese Theorie zu beweisen, benutzte er einen Hund als Versuchsobjekt. Tierversuche in Star Trek !!!!!!!!! Gehts noch !?!?!!? Nix mehr übrig von edel und weiterentwickelt. Aber wenn ich mir den heutigen Kinotrash so ansehe, dann habe ich auch nicht mehr das Gefühl, daß sich die Menschheit geistig weiterentwickelt. Also ist Star Trek 11 wohl tatsächlich state-of-the-art. Auch vom neuen Grundgedanken her. Gut dass Gene Roddenberry das nicht mehr miterleben muß.

  • IN
    Ihr Name Naphets

    Wo es ums Prinzip geht, kann man nicht mit Häppchen handeln. Leider scheinen viele, auch viele Journalisten für das Prinzip keinerlei Sinn zu haben, sondern nur eine Wahrnehmung von Einzelheiten.

    Mir geht es deshalb leider auch wie einigen anderen hier, dass ich über die einseitig positiven Kritiken entäuschter bin, als über den Film selbst.

    Der hat streckenweise durchaus die Qualitäten der Teile 2-6, die wahrscheinlich stark vom Einfluss der Hauptdarsteller mit ihrem Gefühl für das was Star Trek ausmacht und ihrer starken Identifikation mit der Materie herrührte. Diese dichte Einheit eines kultigen Figuren-Ensembles mit dem kompletten Film wird durch die Wiederaufnahme des Spiels der alten Schauspieler durch die jungen in den Rollen der alten wieder aufgenommen, das war´s dann aber auch schon.

    Der Sinn von Star Trek war immer mehr als bloße Unterhaltung, es ging immer um humanistische Unterhaltung. Dazu gehört, den Menschen darin zu stärken, Erstrebenswertes von Unerstrebenswertem zu unterscheiden und sich Gedanken zu machen wie ersteres zu erreichen und zu erhalten sein könnte. Dazu gehört auch die Vorstellung von der Würde des Charakters, abhängig von Konstanz und Kontinuität, denn in einer chaotischen Welt kann keine Würde erwachsen.

    Seit ca. der 4. Staffel von Deep Space 9 wurde dieses Prinzip durch einen Paradigmenwechsel von einer mythologischen Sichtweise zu einer affektierten unterminiert: klare Gut-Böse-Schemen und Militarismus, Konformität und Gehorsam als Selbstzweck; in Star Trek 11 stehen die einzelnen Parteien nahezu für nichts mehr -- ihre mythologische Bedeutung ist verschwunden, dafür sieht man stereotype Bösewichter, die auf die affektgeprägte Jugendkulturen wie Gothic, Metal und Industrial rekurieren, die schlichtweg andere Funktionen haben.

    Da ist es nur konsequent, wenn auch der Rahmen jeder fiktionalen Welt gesprengt und nach momentanem belieben formbar gemacht wird. Neu ist daran die Dimension: einfach mal die fiktionale Realität fünfer Fernsehserien vernichten und dann von Seiten Paramounts den Fans auch noch gnädiger Weise ihre Erinnerung an Früheres als durchaus noch offiziell und korrekt zugestehen. Aber was, wenn Paramount sich als nächstes einfallen lässt uns zu sagen: "sorry, alles vor Star Trek 11 war ein Irrtum, es gilt jetzt nicht mehr. Außerdem müssen wir auch die Realität dieses Films durch einen weiteren revidieren"? Das ist Irrenhaus, das ist krank. Das Prinzip ist krank: der Sieg des Relativismus. Es war aber nie der Sinn von Star Trek, solchen Relativismus zu bedienen und wird es auch nie sein.

  • R
    rdaneel63

    Als beinahe Hard-Core Trekkie, der alle Serien (ausgenommen die Zeichentrickserie) und alle Filme mehr als nur einmal gesehen hat (und ich besitze auch alle), war ich sehr gespannt auf Star Trek 11. Sicher, vom humanistischen Grundgedanken der Serien (vor allem TNG) ist nicht mehr viel zu sehen. Warum muss alles schlecht sein, wenn es auf einen "aktuellen" Stand gebracht wird? Ich kann diese ganzen grantelnden Kritiken nicht verstehen. Ein Film wie 2001 - Odyssee (einer meiner absoluten Lieblingsfilme) hätte es heute wahrscheinlich auch schwer. Die Neuauflage von Battlestar Galactica hat auch nichts mehr mit der originalen Serie zu tun (Gott sei Dank!). Aber Star Trek 11 hat doch sehr viel der alten Serie übernommen. Der Humor kam nicht zu kurz, die Schauspieler haben mir durchwegs gefallen (auch den Auftritt von Nero fand ich gut - ein Mann, der ursprünglich kein Krieger war wird durch ein Ereigniss komplett aus der Bahn geworfen und beginnt seinen irrationalen Rachefeldzug - hätte er das "klingonische Original" von Shakespeares Hamlet zitieren sollen?), der Auftritt von Leonard Nimoy war höchst emotionell für mich. Und als zum ersten mal der lange vermisste Schriftzug "NCC1701" über die Leinwand flimmerte, war ich extremst berührt. Sicher, die Zeitreisen, die Zeitparadoxa usw. sind nichts neues, aber ich finde die Idee hervorragend, genau so die Möglichkeit eines Neustarts herbeizuführen. Dass die Figuren Kirk, Spock, McCoy, Uhura, Sulu und Checkov mehr als nur Ikonen der Pop-Kultur sind, wird niemand abstreiten. Und dass sie nun aufs Neue in einem neuen Leben auferstanden sind - ich freue mich schon jetzt auf hoffentlich viele weitere Filme!

  • AG
    Andor Gellér

    Gene Roddenberry würde in seinem Grab rotieren!

  • M
    mr.plow

    ich habe star trek gestern bei der us-premiere gesehen. seit dem suche nach einer kritik die meine reichlich gemischten gefühle zum ausdruck bringt; etwas kritisches, nachdem fast alle amerikanischen medien den film über den grünen klee gelobt haben. meine hoffnung lag bei der taz. jetzt teile ich das gleiche gefühl der enttäuschung wie ich es nach dem film verspürte.

     

    der tenor ist überall gleich: endlich konnte sich star trek aus dem muff und der lahmheit des original franchise "befreien". welch grandiose, laut-polternde kino-revolution! in einer zeit in der filme von michael bay und jerry brookheimer mit exzessiv zerebraler prätention jeden normalsterblichen aus dem kinosaal vergraulen, blieb j.j. abrams der ikonoklastischen linie von star trek treu und macht alles anders.

     

    natürlich ist das ironie und etwas ernstes kann ich dem rezensenten leider auch nicht entgegen setzen, wenn er die auflösung einer selbsterklärt-humanistischen sifi-tradition zujubelt. in einem jahr in dem 8 von 10 kassenschlagern graphic novel adaptionen sein werden, hätte ein hauch "erwachsener" unterhaltung wirklich gut getan. nicht dass ich mit "watchmen" und "transformers" per se nichts anfangen könnte. aber warum brauchen wir einen weiteren klon dieser ästhetik in trügerischer verpackung?

     

    j.j. abrams vision war thrilling und optisch eindrucksvoll. gelangweilt habe mich nicht -- anders als bei früheren star trek filmen. allerdings wurden für diesen effekt die seele und der geist des franchise geopfert. star trek ist leichenfledderei. der film schmückt sich mit den fremden federn eines toten vogels. der rest erscheint austauschbar und konservativ.

     

    ist denn auch niemandem aufgefallen wie unsubtil amerikanische militär-glorifizierung, rückschrittliche rollenbilder, kulturelle klischees und abgeschmackte charakterelemente die originalserie wie eine wahrlich zukünftige sozialutopie aussehen lassen? ich spreche hier als jemand der aus überzeugung in den usa lebt. star trek war immer amerikanisch, auf eine gute art. jetzt ist es amerikanisch auf eine "top gun"-art.

     

    ich möchte nicht in lächerliche verflachungsrhethorik abdriften, wie sie in deutschland zum guten ton gehört. aber zumindest ein kritischer blick auf unsere zeit hätte nicht geschadet. star trek hat immer versucht die gegenwart, ihre engpässe und träume einzuflechten. erst dachte ich dies fehle diesmal vollständig. ich habe mich getäuscht. der film zeigt, dass ironische verflachung und intellektuelle magersucht in der bürgerlichen mitte der gesellschaft angekommen sind.

     

    moreactionlesstears!

  • AG
    Andor Gellér

    Liebe Frau Zylka,

     

    bei Star Trek-Filmen sollte es nicht auf das gut gemachte Geballer ankommen!

     

    Bei diesem Artikel wurde nach meinem Geschmack der tragende, nicht extreme Kern der Fans (schließlich verkleiden sich nicht alle bei jeder Gelegenheit) nicht gebührend berücksichtigt. Der Erfolg der Star Trek-Serien basierte schließlich auf dieser treuen Gefolgschaft, die sich Episode für Episode neuen moralischen und philosophischen Fragen widmete, die Entwicklung der Charaktere mitverfolgte und darauf achtete, dass technische Spielereien der Zukunft auf Theorien der heutigen Forschung basierten.

     

    Die Entfernung von diesen Prinzipien (im letzten Kinofilm "Nemesis", sowie der letzten Serie um Cpt. Archer), der Versuch sich dem trendigen Mainstream von Sci-Fi anzunähern wurde auch entsprechend von den enttäuschten Fans quittiert. Gut gemachtes Space-Design gehört sicherlich dazu, aber nicht die Sex- und Kampf-Szenen definieren einen Star Trek-Film, sondern die moralischen Dillema, die Dramaturgie der Handlung und die Liebe der Fans zu den Protagonisten, die als zusammen gespieltes Team selbstironisch sich einem Dreh widmen können. Ein Star Trek-Film sollte nicht versuchen, ein Film für alle zu sein, sondern sich auf seinen Wert bei den Fans besinnen.

     

    Ein Neuanfang kann sicherlich interessant sein, aber an Hand der Trailer schwant mir allzu viel Action ohne den intellektuellen Anspruch, den es haben sollte.

  • F
    Fattyman

    Ein gewisser Sulu wurde noch vergessen, der auch noch zwei, drei Lacher abbekommt...

  • KL
    Kilian Lembke

    Liebe Frau Zylka!

     

    Haben Sie Dank für diese wunderbare Kritik zu einem Film, den Sie offenbar tatsächlich gesehen haben, so wie ich eben gerade auch. Im Gegensatz zu Ihrem Kollegen Bert Rebhandl (siehe Artikel in der FAZ vom 6.5.), der sowohl für die taz als auch für die FAZ (ich schätze beide Zeitungen sehr) schreibt, haben Sie tatsächlich über den Film und Star Trek recherchiert, bevor Sie darüber geschrieben haben.

    Zum Film: Gutes Script, oscarverdächtiges Casting, zweitklassige Kameraführung.

  • S
    Slush

    "Explosionen in space"???

     

    Dachte mit diesem Mythos wäre endlich aufgeräumt...

     

    Kein Sauerstoff = Keine (Feuer)Exlosionen...

     

    Oder?

     

    Aber Explosionen gehören zu einem guten SciFi Film anscheinend einfach dazu.

     

    Egal, freue mich trotzdem auf den Film ;-)