Kindstötung in Bremen : Gute soziale Hilfe kostet auch Geld
Ambulante Hilfen statt Unterbringung in Einrichtungen, das ist die „moderne“ Linie in der Sozialpolitik. Das klingt vernünftig und ist in vielen Fällen auch billiger, alles spricht also dafür. Und so materialisiert sich die moderne Politik in sinkenden Haushaltsansätzen für die Hilfen, es gibt „Zielzahlen“ für die Zahl der möglichen Heimunterbringungen. Natürlich werden solche Zielzahlen immer wieder mal überschritten, aber sie geben doch eine Orientierung für die Sozialarbeiter, wie viel stationäre Hilfe finanzierbar ist.
KOMMENTARvon KLAUS WOLSCHNER
In Bremen wird vehement bestritten, dass finanzielle Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben bei den Fehlentscheidungen über den kleinen Kevin. Über zwei Jahre haben die Fachleute in der Sozialbehörde immer wieder die Chance gesehen, dass der drogenabhängige Vater mit der Erziehung zurecht kommen könnte und sich möglicherweise noch an der Aufgabe stabilisieren könnte. Sie haben aber gleichzeitig nicht für die erforderliche Kontrolle gesorgt – das letzte Mal hat im April ein Vertreter des Jugendamtes das Kind gesehen – vor einem halben Jahr.
Eine andere Fraktion der Fachleute hatte schon im Januar die Auffassung vertreten, dass das Kind weg muss vom Vater. Diese fachliche Debatte muss nun auf den Tisch – im Interesse aller anderen Kinder, die betroffen sein könnten.