piwik no script img

Kindersoldaten entwaffnen

betr.: „UNO will Frieden in Kongos Urwald“, taz vom 17. 9. 02

Nach dem Bericht von Dominic Johnson über den Abzug ruandischer Truppen aus Kindu am 17. September sind in der vergangenen Woche auch ruandische Truppen aus Masisi im Nord-Kivu auf dem kurzen Landweg über Goma in ihre Heimat abgezogen. Ebenso berichtete BBC vom Freudenfest zum Abzug der Ugander aus Gbadolite im Nordwesten. Diese Berichte entsprechen den Erwartungen der internationalen Öffentlichkeit. Ob der Abzug auch dem Frieden dient, ist hier eher zweifelhaft.

Schon seit Jahren waren die ugandischen Besatzungstruppen im Nordosten auch gleichzeitig Schutztruppen. Seit die Ugander aus Lubero im Norden des Nord-Kivu abgezogen sind, herrscht Chaos. Dies ist nur zu einem kleinen Teil von ruandischen Milizen verursacht, die dem halben Dutzend unbewaffneter UNO-Militärvertreter ihre Waffen nicht übergeben wollen, weil sie – aus gutem Grund – das hier noch anwesende ungeliebte ruandische Militär und, mehr noch, die kongolesischen Mayi-Mayi fürchten müssen.

Jugendliche Horden terrorisieren die eigene Bevölkerung, rauben, plündern und brennen und sind oft nicht vom regulären Militär zu unterscheiden, das ohne Disziplin und Bezahlung zur Selbstbedienung greift. Noch immer sind viele kleine Buben darunter, die trotz Verstoßes gegen den internationalen Kindersoldatenbann nicht demobilisiert und wieder in die Schule geschickt werden, sondern weiter mit Kalaschnikows herumhantieren.

Die Unsicherheit ist größer als seit vier Jahren, und der interne Frieden ist hier nicht abzusehen. Die internationalen Aufbauhelfer sind seit vier Jahren mit wöchentlich neuen Ad-hoc-Nothilfeaktionen für interne Flüchtlinge befasst, und das Fass hat keinen Boden. Die Enttäuschung wird immer größer. Trotzdem oder gerade deswegen sollten wir etwas für die Entwaffnung der Kindersoldaten tun? MARTIN DIETZ, Landwirt der

Deutschen Welthungerhilfe, Butembo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen