: „Kinder sind keine Erwachsenen“
Senatoren-Trio stellt Drucksache „Drogenfreie Kindheit und Jugend“ vor. Beratungsstellen für Erwachsene sollen sich für Kinder öffnen. GAL ist dagegen
Sozialsenatorin Birigt Schnieber-Jastram (CDU) und ihre Kollegen Alexandra Dinges-Dierig (Schule, CDU) und Jörg Dräger (Gesundheit, parteilos) haben gestern ihre Drucksache „Drogenfreie Kindheit und Jugend“ vorgestellt. Der Konsum von Cannabis oder Alkohol, so warnte Dräger, werde trotz eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse „immer noch verharmlost“.
Die Drucksache ist unter anderem eine Folge der „Schulbus-Studie“, die im Sommer 2004 feststellte, dass der Suchtmittelkonsum bei Hamburgs Jugendlichen weit verbreitet sei. Demnach tranken mehr als ein Drittel der über 14-Jährigen regelmäßig Alkohol, fast die Hälfte rauchte Zigaretten. Erfahrung mit Cannabis hatten 30 Prozent dieser Altersgruppe gemacht.
Als eine Reaktion hat Dinges-Dierig bereits das Rauchen an Schulen verboten. Das Paket, das das Senatoren-Trio nun geschnürt hat, ist indes wenig konkret. Fest steht, dass die Sozialsenatorin die Federführung bekommt und nach den Schulen jetzt über einen Rahmenvertrag auch die freien Träger der Jugendhilfe eingebunden werden sollen. Auch wenn man dort nicht einfach Verbote verfügen könne, erwarte sie doch, „dass die Mitarbeiter ein Vorbild sind“, sagte Schnieber-Jastram. Ferner will der Senat mit einer Kampagne darauf drängen, dass der Jugendschutz eingehalten wird. Schnieber-Jastram: „Es sollte uns nicht piepegal sein, wenn ein 14-Jähriger eine Flasche Wodka verkauft bekommt.“
Als Ursache sehen die Senatoren vor allem das gesellschaftliche Klima. „Es gibt ein mangelndes Bewusstsein, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind“, warnte Gesundheitsstaatsrat Dietrich Wersich (CDU). Um dies und die Methoden der Prävention besser zu erforschen, soll Mitte 2006 an der Uniklinik Eppendorf das „Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters“ eröffnen. Kosten: 300.000 Euro.
Doch es gibt zu wenig Suchtberatung speziell für Kinder, darauf wiesen bereits vor Jahren externe Gutachter hin. Laut Dräger sollen nun die Suchtberatungsstellen für Erwachsene „auch für unter 18-Jährige“ offen sein. Dafür habe man, ergänzte Wersich, „Maßnahmen umgeschichtet“ und bei der „psychosozialen Beratung eingespart“.
Die grüne Gesundheitspolitikerin Katja Husen warnte vor diesem Schritt. „Die Beratungsstellen müssten ganz strikt getrennte Öffnungszeiten haben.“ Anderenfalls würden die Erwachsenen den Jugendlichen den Drogenkonsum vorleben.
Kaija Kutter