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Archiv-Artikel

Kinder am Zaun

Streit um Kita-Etat: SPD führt Rückgang der Kinderzahl auf Behördensteuerung zurück. ErzieherInnen fürchten um ihren Job. Elterndemo am 2. Dezember

Als Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) ihren 40-Millionen-Euro-Kahlschlag verkündete, überraschte sie mit einer neuen Zahl: Statt 5.000 müssten in 2005 nur 1.500 Kinder zusätzlich bereut werden, weshalb sie mit weniger Geld auskomme.

Obige Zahl weist auf „Effizienzgewinne“ des Gutscheinsystems hin. Denn den Schein bekommen vorrangig berufstätige Eltern. Hingegen haben in 2003 und 2004 über 11.000 Kinder ihre Plätze räumen müssen, weil ihre Eltern nicht arbeiten. „Es gab eine Verschiebung von schlechter gestellten zu besser gestellten Stadtteilen“, erklärt SPD-Politikerin Andrea Hilgers. Dabei nutze die Behörde ihre Möglichkeit zu steuern: „Wenn sie will, dass es nur 1500 Kinder sind, dann kriegt sie das hin“.

Dies merkt Pastor Andreas Schulz-Schönfeld in Eidelstedt. „Wir müssen jetzt zwei Ganztagsgruppen schließen“, berichtet er. Hatte die Kirchenkita früher 85 Prozent Migrantenkinder, so sind es jetzt nur noch 65 Prozent. „Jetzt stehen die Kinder am Zaun und fragen, weshalb dürfen wir nicht rein?“

Doch unter den Kürzungen leiden alle Kinder. Die Kita-Gruppen werden um bis zu 25 Prozent größer, was die Elternkammer als „kinderfeindlich“ geißelte. „Schlechte Betreuung führt zu Entwicklungsverzögerungen von bis zu einem Jahr“, mahnt auch Ronie Prieß vom „Bündnis der Kita-Beschäftigen“. Die Erzieher befürchten Entlassungen und planen Streiks im Januar. So stehen allein bei der „Vereinigung“ laut Betriebsrat 700 Jobs zur Disposition. Eine Demo planen auch die Eltern der Initiative „www.kita-protest.de“. Sie planen am 2. Dezember einen „Königsmarsch“ von der Moorweide zum Rathaus, um Ole von Beust an seine Versprechen zu erinnern. KAIJA KUTTER