: Kibek: Absichtliche Beschädigung
■ Ein offizielles Gutachten belegt, daß die Beschädigungen am Kibek-Haus am Zoo vorsätzlich herbeigeführt wurden
Geahnt hat es jeder, nun ist es amtlich. Der „Baggerunfall“ am 15. August vergangenen Jahres, bei dem das Teppich-Kibek-Gebäude am Zoo schwer beschädigt wurde, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit vorsätzlich herbeigeführt. Dies meldet die Berliner Zeitung unter Berufung auf ein Gutachten der Bundesanstalt für Materialprüfung (BaM), das die Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben hatte.
Unklar sei bisher nach wie vor, wer hinter der absichtlichen Beschädigung stecke. Zwar sei der Baggerfahrer der Staatsanwaltschaft bekannt, doch die Ermittlungen über mögliche Hintermänner dauern an. Mit dem Beginn eines Prozesses wird noch in diesem Jahr gerechnet.
Der Investor des futuristischen 22stöckigen High-Tech-Hochhauses „Zoofenster“, die Dortmunder Brau und Brunnen AG, in deren Auftrag der Baggerführer seinerzeit arbeitete, hatte in der Vergangenheit jeglichen Vorsatz dementiert. Vielmehr sei der Vorfall, bei dem mehrere Stützpfeiler beschädigt wurden und in dessen Folge das Kibek-Haus bis Dezember baupolizeilich gesperrt war, ein reiner Zufall gewesen.
Tatsache ist, daß nach der Baggerfahrt im August eine regelrechte Schlacht um das Gelände am Zoo tobte. Während Teppich- Kibek auf seinen bis zum Jahre 2000 währenden Mietvertrag pochte und die Instandsetzung des Gebäudes verlangte, drohte die Brau und Brunnen das Hochhaus um das Teppich-Kibek-Gebäude herumzubauen.
Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Streit im Dezember. Nachdem das Berliner Landgericht nach provisorischen Stützarbeiten der Teppichfirma das Gebäude wieder „entsperren“ ließ, schickte Brau und Brunnen am nächsten Tag die fristlose Kündigung. Das Mietverhältnis sei aufgrund der öffentlich erhobenen Anschuldigungen für den Dortmunder Konzern nicht mehr länger zumutbar.
Nach dem Gutachten der Bundesanstalt für Materialprüfung werden nun allerdings leisere Töne angeschlagen. Zusammen mit Teppich-Kibek sucht die Brau und Brunnen derzeit nach Ersatzräumen für das Teppichgeschäft. „Wir sind sehr zufrieden, daß wir jetzt gemeinsam über einvernehmliche Lösungen sprechen und den Weg für eine konstruktive Zusammenarbeit geebnet haben“, sagte ein Sprecher der Brau-und-Brunnen- Geschäftsführung. Der Dortmunder Bierkonzern hofft gar, daß Kibek das Gebäude bis zum Ende des Jahres verlassen wird. Ein seltsames Ende eines laut Gutachten gar nicht so seltsamen Vorfalls. wera
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