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Archiv-Artikel

Kernfusion zwischen Nord- und Südkorea

Während der Druck auf Nordkorea zunimmt, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben, wird bekannt: Südkorea hat heimlich eigene Atomtests durchgeführt. Für eine Bombe reichte es nicht, behauptet Seoul und windet sich. Pjöngjang triumphiert

Der Institutschef informierte die Regierung nicht. Sagt die Regierung

AUS TOKIO MARCO KAUFMANN

Zunächst war es ein Experiment: Im Jahr 2000 reicherten südkoreanische Atomforscher Uran an. Aus wissenschaftlicher Neugier und ohne Wissen der Behörden, beteuerte die Regierung vergangene Woche. Am Donnerstag wurde bekannt, dass 1982 in einem staatlichen Labor Plutonium gewonnen wurde, eine Schlüsselkomponente von Atombomben. Am Wochenende schrieb die japanische Zeitung Yomiuri unter Berufung auf diplomatische Quellen, Südkorea habe in den 90er-Jahren eine ganze Serie von Atomtests durchgeführt. Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) hat eine Untersuchung eingeleitet. Generaldirektor Mohammed al-Baradei wird den Gouverneursrat, der ab heute tagt, über erste Erkenntnisse informieren.

Südkorea betont, die Experimente seien im Rahmen des zivilen Atomprogramms durchgeführt worden. Die erzeugten Mengen von angereichertem Uran und Plutonium wären gering, eine Atombombe hätte damit nicht gebaut werden können. Die Experimente waren vom Chef des staatlichen Instituts für Atomforschung genehmigt worden. Dieser habe die Regierung nicht informiert, versicherten Beamte in Seoul. Über Konsequenzen für den amtierenden Institutschef ist bisher nichts bekannt. Das Experiment von 1982 war aufgeflogen, nachdem IAEA-Inspektoren 1998 verdächtige Plutoniumspuren gefunden hatten. Erst im März dieses Jahres schickte Seoul einen Untersuchungsbericht nach Wien.

In den 1970er-Jahren hatte die damalige Militärregierung ein Atomforschungsprogramm in die Wege geleitet. Es wurde später, auf Druck der USA, eingestellt. Südkoreas geheime Atomexperimente sind Wasser auf die Mühlen des kommunistischen Nordkorea, das unter Druck steht, sein Atomprogramm aufzugeben. Dies wird nun deutlich schwieriger.

Es sei offensichtlich, dass Nordkorea unter diesen Umständen niemals sein Atomwaffenprogramm aufgeben könne, kommentierte das Außenministerium in Pjöngjang. Den USA warf Nordkorea vor, auf der koreanischen Halbinsel mit zwei Ellen zu messen. „Seine Allierten versorgt Washington mit Atomtechnologie und duldet den Besitz von Atomwaffen“, sagte ein Sprecher.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, bezeichnete Seouls geheime Tests als Laborexperimente. Sie seien von einer anderen Art und Tragweite als Nordkoreas Bemühen, Atomwaffen herzustellen. Derweil ermahnte Washingtons Spitzendiplomat für Nonproliferation, John Bolton, seinen Allierten Südkorea, den Atomwaffensperrvertrag einzuhalten, und forderte eine umfassende Untersuchung. Laut Medienberichten haben US-Beamte damit gedroht, die Angelegenheit vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Dieser könnte Südkorea mit Sanktionen belegen.

Gleichwohl hielten sich am Wochenende Unterhändler aus China und Großbritannien in Pjöngjang auf, um die Nordkoreaner an den Verhandlungstisch zu bringen. Die Teilnehmer der so genannten Sechs-Parteien-Gespräche (Nordkorea, Südkorea, Japan, China, USA, Russland) hatten im Juni vereinbart, ihr nächsten Treffen bis zum 30. September abzuhalten. Ein konkretes Datum steht weiterhin aus.

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