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■ Vorsicht am Bahnsteig: Der Nostalgie-Express fährt ab!Keiner ruft St. Pauli an

Die Quadratur des Kreises ist nichts dagegen. Zu dritt etwas schaffen zu wollen, was schon mit einem mehr völlig überforderte, ist ein reichlich verwegenes Unterfangen. Man könnte auch „leichtsinnig“ sagen oder „wagemutig“. Man kann aber auch mit den Kopf schütteln, um ihn anschließend in den Sand zu stecken.

Ganz soweit ist der FC St. Pauli noch nicht. Der Bundesligist versucht verzweifelt, den Kopf oben zu behalten. Viel einzustecken hatte der FC ja, vor allem in den vergangenen Wochen. Nichts klappte: Transfers scheiterten – erst gestern der des Tunesiers Sellimi –, die Managersuche stockte. Als Konkurrenten schon den Kader für die neue Serie präsentierten, hatte sich der FC gerade einmal die Telefon-Nummern zwielichtiger Spielervermittler besorgt. Anscheinend ging niemand an den Apparat oder hatte gerade das Handy abgestellt.

Zu allem Überfluß regte sich noch Widerstand in den eigenen Reihen. Die Arbeitsgemeinschaft interessierte MitgliederInnen (AGiM) rebellierte gegen die präsidialen Umzugspläne ins Volksparkstadion. All dies war zuviel für den Präsidenten Heinz Papa Weisener, der Undankbarkeit bei seinen Kindern witterte. Der Workaholic, der nie die rechte Zeit sah, sich von seiner schweren Krebsoperation wirklich zu erholen, zeigte erste Spuren von Resignation und drohte mit dem Rücktritt.

Mit der Verpflichtung von Jürgen Schulte als Manager soll nun alles besser werden. Erst einmal jedoch ist mit dieser sinnvollen und viel zu spät erfolgten Maßnahme nicht mehr erreicht worden, als den Status Quo wieder herzustellen, der vor der übereilten Entlassung von Manager Jürgen Wähling im Februar dieses Jahres herrschte. Zumindest nominell ist das Quartett wieder vollständig: Präsident Weisener, Geschäftsführer Hinzpeter, Trainer Uli Maslo und Schulte als Manager. Letzterer soll die Karten neu verteilen.

Kurzfristig ist kein besseres Blatt möglich – auch der Heimkehrer kann nicht die Asse herbeizaubern, die den FC vor dem Abstieg aus der ersten Liga bewahren sollen. Darum geht es auch gar nicht: Schultes vordringlichste Aufgabe ist es, am Millerntor die atmosphärischen Störungen zu beseitigen. Dafür ist der 38jährige der richtige Mann.

Außer Volker Ippig oder Rüdiger Sonny Wenzel ist kaum einer besser als Lokführer des Nostalgie-Expresses geeignet als Schulte. Dem einstigen Liebling der Massen ist zuzutrauen, für Ablenkung zu sorgen und die emp-findlichen Fans wieder milder zu stimmen. Damit wäre schon viel erreicht. Ansonsten drohte: Kopf ab. Clemens Gerlach

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