: Keiner hat uns lieb!
■ Jugendliche dürfen im Knoops-Park in Bremen-Nord nicht am Lagerfeuer feiern, weil das Geld für die Müllentsorgung fehlt
Frühling! Kaum haben sich die ersten Sonnenstrahlen durch die dicke Wolkendecke gekämpft, zieht die Nordbremer Jugend in den Knoops-Park und feiert am Lagerfeuer. Im letzten Jahr wurden jedoch Klagen von Anwohnern laut. Zwar konnte die Jugendstaatsanwaltschaft keine Auskunft über vermehrte Jugendstrafanzeigen geben, die Polizei fährt jedoch nach eigenen Angaben verstärkt Streife. „Im letzten Jahr wurden Terrassenplatten auf den Admiral-Brommy-Weg geworfen“, sagt Polizeipressesprecher Ludwig Walter. Es gebe im Schnitt zwei Anzeigen wegen Sachbeschädigung pro Jahr in diesem Zusammenhang. Der Redaktion sind aus dem vergangenen Jahr allerdings zehn Anzeigen bekannt.
Auch Ortsamtsleiter Klaus Dieter Kück weiß von den Vorfällen an der Jünglingshöhe. „Der Park ist eine historisch wertvolle Anlage und wird von den Jugendlichen verschmutzt.“Es wurde allerdings vom Ortsamt Lesum auch keine Initiative ergriffen, mehr Mülleimer aufzustellen oder einen öffentlichen Grillplatz zu errichten. „Es gibt einen öffentlichen Grillplatz am Lesumhafen“, sagt Kück dazu. Den Jugendlichen geht es aber auch darum, die Grünflächen im Park zu nutzen. Laut Kück wurde die Planung eines solchen Grillplatzes jedoch aufgrund mangelnden Interesses der Bürger verworfen – auf Beiratssitzungen seien keine Anträge von Bürgern diesbezüglich gestellt worden. Die Initiative müsse von den Bürgern selbst ergriffen werden, betont Kück.
Schließlich würden die Termine der öffentlichen Beiratssitzungen in der Presse veröffentlicht – wer Anträge stellen will, könne doch kommen. Der Errichtung eines Grillplatzes steht nichts im Wege, da der Knoops Park nicht unter Denkmalschutz steht, wie das Landesamt für Denkmalpflege bestätigte. Doch auch der Ortsverein „Knoops Park“hält nichts von einem Grillplatz im Park. „Jugendliche sollen nicht aus dem Park vergrault werden“, sagt Ilse Gottwald vom Verein. Aber der Verein würde kein Geld für die Müllentsorgung zur Verfügung stellen. Außerdem solle der Park nicht „zum Freizeitpark umfunktioniert werden.“Sie will die Jugendlichen lieber in die naheliegenden Fußball- und Tennisanlagen schicken.
Mareile Hankeln (18)
und Jan Giese (19)
Kommentar
In Zeiten, wo wir armen kleinen Jugendlichen am Bahnhof „rumhängen“, „Leute ausrauben“und „harmlose Telefonzellen zusammenschlagen“, sollte man doch schon glücklich sein, daß sich unter all diesen bösen, verirrten Jugendlichen noch Menschen befinden, die sich in die halbwegs intakte Natur flüchten. Im Knoops-Park ist es möglich, fernab von Tekknobeats und Straßenlärm, Konversation zu betreiben und mit netten Leuten Spaß zu haben. Aber manchmal scheint es mehr so, als ob uns überhaupt keiner mehr lieb hat.
Jan Giese
Kommentar
Traurig ist auch, daß sich für uns und unsere Belange keiner mehr zuständig fühlt: Der Ortsamtsleiter wimmelt uns ab und geht nicht auf unser Anliegen ein. Der Verein will die Jugendlichen zwar nicht verscheuchen, aber hilft auch nicht, unsere Wünsche zu verwirklichen. Dann muß man sich nicht wundern, wenn Jugendliche – die überall unerwünscht sind – irgendwann im Bahnhof abhängen und gewalttätig werden.
Mareile Hankeln
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