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Archiv-Artikel

Keine einzige Aktie

Michael Moore kritisiert die US-Großkonzerne nicht nur. An einigen der bösen Giganten soll er auch beteiligt sein

Ein Skandal ist es, so definiert es der Schweizer Skandalforscher Kurt Imhof, wenn der Papst beim Kindersex erwischt wird. Ist es auch ein Skandal, dass Michael Moore, der amerikanische Bestsellerautor, Doku-Filmer und Bush-Kritiker, Aktien besitzt? Das zumindest behauptet der konservative Autor und Sicherheitsexperte der Hoover Institution, Peter Schweizer, in seinem neuesten Buch: „Do As I Say (Not As I Do)“, was sich in etwa mit „An meinen Worten, nicht an meinen Taten sollt ihr mich messen“ übersetzen ließe.

Schweizer hat recherchiert, dass der Multimillionär Moore Aktien im Wert von mehreren hunderttausend Dollar besitzt – darunter auch von Firmen, die in seinen Werken zur Zielscheibe antikapitalistischer Kritik wurden: unter anderen die affärenumwitterte Ölservice-Firma Halliburton. Deren gewinnträchtige Verbindung zu Vizepräsident Dick Cheney und ihre Irak-Deals waren ein Kernstück der Moore’schen Anti-Bush-Kampagne.

Moores Beispiel, so der Autor, illustriere deutlich die Heuchelei der Linken: Wasser predigen, aber heimlich Wein trinken. Habe Moore nicht unzählige Male in seinen Büchern und in Interviews behauptet, er besitze nicht eine Aktie, weil er Wall-Street-Geld für schmutzig hält? „Well“, sagte Schweizer kürzlich in einem TV-Interview zu seinem Buch, „er besitzt tatsächlich nicht eine einzelne Aktie – sondern zehntausende.“

Schweizer hat auch recherchiert, dass Moore, der stets Rassismus anprangert, selbst nur drei schwarze MitarbeiterInnen in seinem Personalbestand von 134 hat. Auch bei Hillary Clinton, Noam Chomsky, Ralph Nader oder Ted Kennedy schaut Schweizer unter die Betten und in Steuererklärungen. Seine Botschaft dabei lautet, dass linke Heuchelei gemeiner ist als rechte. „Erstens“, so erklärte er in einer Talkshow, „ist in den Medien stets nur von konservativer Heuchelei die Rede.“ Perfider sei aber, sagte Schweizer, dass die Konsequenzen liberaler Heuchelei andere seien: „Wenn ein Rechter heuchelt, schadet er seiner Familie und sich selbst. Wenn aber Linke ihre Prinzipien verraten, schaden sie der Allgemeinheit.“

ADRIENNE WOLTERSDORF