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Archiv-Artikel

Keine Wirklichkeit?

„Zwei Sterne, ausgebrannt“ – so beschrieb Till Ehrlich am 29. Januar in der Sättigungsbeilage des taz.mags die Welt der Edelrestaurants und ihre Abhängigkeit von den Auszeichnungen der Gourmetreiseführer. Die Sternegastronomie ist in der Krise, befand unser Autor. In diese Kritik schloss er den GaultMillau, den „Reiseführer für Genießer“, mit ein.

Als Beispiel nannte Ehrlich unter anderem die Geschichte des französischen Starkochs Bernard Loiseau, der sich im April 2003 das Leben nahm, nachdem ihm der GaultMillau eine Abstufung von 19 auf 17 Punkte angekündigt hatte. Es war die Rede von „Snobismus“ und „pretentiösen Texten“ der Guide-Autoren, die wenig mit „unserer Lebenswirklichkeit“ zu tun haben.

Der Chefredakteur des GaultMillau hat in einem Leserbrief Ehrlichs Darstellung widersprochen. Ehrlich habe da eine „Philippika“ verfasst. Ein Zusammenhang zwischen der Degradierung und dem Freitod Loiseaus sei nicht belegt. Und das 20-Punkte-System, das laut Ehrlich aus dem Sportjournalismus stamme, komme in Wahrheit aus dem französischen Schulnotensystem. Kurz: Was unser Autor vom Leistungsdruck der Gastronomiekritiker auf die Spitzenköche schreibe, habe nichts „mit der GaultMillau-Wirklichkeit“ zu tun, schreibt Manfred Kohnke.

Allerdings ging es Ehrlich in seinem Artikel auch gar nicht um die „GaultMillau-Wirklichkeit“, sondern eher um den Alltag der Menschen, die von den strengen Auswahlkriterien betroffen sind. Der Köche wie der Gäste. Es sei „ein Glück“, dass die Gourmetgastronomie an Legitimation verliere, meint der taz-Autor. Kann schon sein, dass das mit der GaultMillau-Wirklichkeit tatsächlich wenig zu tun hat.