Keine Werbepartner: Yahoo und Google auseinander
Auf Druck von Werbebranche und Kartellwächtern geben Google und Yahoo ihre Kooperationspläne bei Internetwerbung auf. Nun könnte Microsoft doch noch Yahoo übernehmen - billiger denn je.
SAN FRANCISCO ap/reuters/taz Die Werbewirtschaft hatte Erfolg. Nach großen Druck der Branche und auch starken Bedenken der Kartellwächter hat Google seine Pläne für eine Kooperation mit Yahoo aufgegeben. Google und Yahoo wollten bei der Vermarktung von Anzeigen im Internet zusammenarbeiten.
Zusammen mit dem Konkurrenten kontrolliert Yahoo allerdings Experten zufolge 80 bis 90 Prozent des Marktes für Suchmaschinen. Yahoo ist besonders bei Imagekampagnen mit so genannten "Display"-Werbung, also großen Bannern, Bildern und Multimedia, führend. Google dagegen ist Spezialist für Textwerbung, die passend zum Inhalt einer Website oder Suchanfrage auftauch - etwa ein passendes Produkt zum Suchwort. Werbekunden waren Sturm gelaufen gegen die Idee, die beiden könnten durch ihre Zusammenarbeit die Preise bestimmten
Aus dem Rennen: Google
Es sei offensichtlich, dass die Regierung und einige Werbeunternehmen an ihren Bedenken gegen den Plan festhielten, erklärte Googles Justiziar David Drummond, der die Entscheidung zur Aufgabe der Allianz in einem Internet-Blog bekanntgab. Daran habe sich auch in den vier Monaten der Überprüfung und nach einer Reihe von Änderungsvorschlägen nichts geändert.
Das US-Justizministerium teilte Google gleichentags mit, dass es ein Verfahren gegen die Zusammenarbeit einleiten werde. Die beiden Internet-Riesen hatten ihren Plan im Sommer bekanntgegeben, mit der Umsetzung aber auf die Reaktion der Kartellbehörde gewartet.
Yahoo äußerte sich enttäuscht, dass Google nicht bereit sei, für die Zusammenarbeit vor Gericht zu ziehen. Googles Entscheidung könnte nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass Yahoo inzwischen Gespräche mit der Time Warner-Tochter AOL aufgenommen hat und deren Geschäft mit Inhalten und Anzeigen kaufen will.
Wieder im Spiel: Microsoft.
Die geplante Kooperation von Yahoo mit Google war auch Teil einer Abwehrstrategie, um eine feindliche Übernahme (zu niedrigen Preisen) durch Microsoft zu verhindern. Dem Yahoo-Aufsichtsrat geht es darum, noch möglichst viel Geld aus dem schwächelnden Internetkonzern herauszuholden. Nach dem Scheitern der Werbepartnerschaft hat Yahoo den Software-Konzern Microsoft zu einem neuen Kaufangebot aufgefordert. Freilich liegt der Börsenkurs von Yahoo inzwischen erheblich niedriger.
"Das Beste, was Microsoft heute tun kann, ist, Yahoo zu kaufen", sagte Yahoo-Vorstandschef Jerry Yang am Mittwoch auf einer Web-2.0-Konferenz in San Francisco. Der Verwaltungsrat von Yahoo sei jetzt "offen für alles", versicherte Yang. Es gebe aber "keine Neuigkeiten" über Gespräche zwischen beiden Konzernen.
In Unternehmenskreise mit Informationen aus beiden Konzernen waren zuvor die im Internet kursierenden Berichte über "weit fortgeschrittene Gespräche" über eine Übernahme und eine Ablösung von Yang an der Yahoo-Spitze zurückgewiesen worden. Auch ein Yahoo-Sprecher dementierte, dass Yang noch am Mittwoch zurücktreten werde.
Ringen um den Preis
Anfang Mai war ein Kaufangebot von Microsoft für Yahoo gescheitert, weil Yang in den wochenlangen Verhandlungen einen höheren Kaufpreis verlangt hatte. Microsoft bot erst 31, dann 33 Dollar je Yahoo-Aktie. Das entsprach damals einem Wert von 47,5 Milliarden Dollar. Der Verwaltungsrat von Yahoo forderte aber mindestens 37 Dollar pro Aktie oder 53 Milliarden Dollar.
Bei der Vorlage des ersten Microsoft-Angebots am 1. Februar lag die Yahoo-Aktie bei 19 Dollar. Am Mittwoch waren es nur noch knapp 14 Dollar - also rund 60 Prozent unter dem letzten Kaufangebot von Microsoft.
Der Software-Marktführer gab zuletzt nicht ganz eindeutige Signale zu seinem Interesse an Yahoo. In der Branche wird aber erwartet, dass Vorstandschef Steve Ballmer in den nächsten Monaten ein neues Kaufangebot vorlegen wird. Microsoft will so im Geschäft mit Internet-Werbung den Abstand zu Marktführer Google verringern.
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