: Keine Sterne in Belgrad
■ Der letzte DDR-Meister Dynamo Dresden verlor sein Hinspiel gegen Roter Stern Belgrad verdient hoch mit 0:3
Berlin (dpa) — Für den 1. FC Dynamo Dresden war Jugoslawiens Titelträger Roter Stern Belgrad mindestens eine Nummer zu groß. „Meine Mannschaft war total überfordert“, erkannte auch Dynamo-Trainer Reinhard Häfner nach der deprimierenden 0:3-Schlappe, die den Sachsen kaum noch Hoffnung auf den Einzug ins Halbfinale läßt. Die „Roten Sterne“ zeigten dem Tabellenzweiten der Oberliga Nordost mit ihren Toren vor 90.000 Zuschauern deutlich seine Grenzen auf. „Ich weiß nicht, wie wir diesen Jugoslawen hätten anders begegnen können“, rätselte Häfner, der im Rückspiel nur dann eine Chance für seine Elf sieht, „wenn uns ganz schnell ein Tor gelingt und wir das nötige Glück haben“. Gegen die schwungvoll und zumeist über Prosinecki (Häfner: „Ihn auszuschalten, war unmöglich.“) vorgetragenen Belgrader Attacken wirkte die Dynamo-Abwehr oft völlig hilflos und desorganisiert. Doch auch im Angriff blieben die Gäste harmlos und kamen erst zu Chancen, als die Belgrader im Gefühl des sicheren Sieges die Zügel etwas schleifen ließen. „Ich habe bei Dresden den Kampfgeist vermißt und das unbedingte Wollen, ein eigenes Tor zu schießen“, wunderte sich Belgrads Trainer Petrovic, „Das 3:0 hat uns die Tür zum Halbfinale weit geöffnet.“
Im Hexenkessel des Stadions Roter Stern wurde den Dresdnern von Anfang an die Statistenrolle zugewiesen. Die stürmisch angreifenden Jugoslawen ließen Dynamo in ihrem 99. Europacup-Spiel kaum Zeit zum Luftholen. Mit Glück und Geschick hielt Dynamo bis zur 21. Minute das null zu null. Dann nahm Prosinecki bei einem Freistoß aus 25 m Maß und traf unhaltbar für Torwart Köhler in den Winkel. Der Bundesliga-Aspirant war bis zur Pause nicht einmal gefährlich vor das Tor von Stojanovic gekommen. Nur einmal lag ein Treffer für die Sachsen in der Luft: als Torjäger Gütschow (63.) im Anschluß an den ersten Eckball den Pfosten traf.
Für die Dresdner Fans wurde es wieder einmal eine sehr „schlagkräftige“ Reise. Ein Teil von ihnen gelangte gar nicht bis in die jugoslawische Hauptstadt, weil er im südungarischen Szeged eine Raststätte demoliert hatte. Der Rest bekam im Stadion die rüden Methoden der jugoslawischen Polizei zu spüren, die den gesamten Fanblock aus dem Kessel trieb. So blieb den „Fußballfreunden“ wenigstens der jämmerliche Anblick ihrer kickenden Lieblinge erspart.
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