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Archiv-Artikel

Keine Panikmache Eltern sind zu Recht empfindlich

Das Beispiel des kleinen Deniz zeigt, dass staatliche Sprachförderung von den betroffenen Familien nicht nur als Segen, sondern auch als Bedrohung empfunden werden kann. Und es zeigt, wie wichtig es ist, dass ein flächendeckendes Sprachscreening nicht mit Selektion verknüpft ist. Es könnte sonst ebenso flächendeckend Ärger geben und Kinder schon vor Beginn ihrer Schullaufbahn entmutigen.

Kommentar vonKAIJA KUTTER

Eltern sind sehr empfindlich, wenn es um ihre Kinder geht. Auch deutsche Mütter und Väter bekommen Panik, wenn von besonderen Förderbedarfen für ihren Nachwuchs die Rede ist. Zu Recht. Zwar fehlt ihnen der Profi-Blick, und sie wissen nicht, auf welche Weise nun welche Untersuchungsmethode welches Defizit offenbart. Aber sie haben die meiste Zeit mit den Kindern verbracht, sie wie kein anderer ins Leben begleitet.

In der Diskussion um Sprachförderung von Migrantenkindern wird oft vergessen, dass diese Kinder überhaupt Eltern haben. Nicht selten bespricht eine Schule die Probleme eher mit den älteren Geschwistern, als sich die Mühe zu machen, einen Dolmetscher zu Rate zu ziehen.

Gibt es demächst flächendeckende Vorschuluntersuchungen, die auch die Sprachkenntnis mit abfragen, so muss dies mit einem Höchstmaß an Transparenz und mehrsprachiger Aufklärung verbunden sein. Und es muss klar sein, was überhaupt den Kindern als Förderung angeboten werden kann. Neuste Untersuchungen weisen darauf hin, dass ein hektisches Traktieren der Kinder ihnen eher schadet, und dass man sie besser schon früh und in spielerischer Weise zum Sprechen von Deutsch und Muttersprache ermutigt. Gespielt wird in der Kita. Das geplante Kita-Gutscheinsystem erkennt aber Sprachförderbedarf nur bei Fünfjährigen an.

Siehe Bericht Seite 22