: Keine Knapp–Personalie
■ Geht Udo Knapp, Mitarbeiter der ehemaligen grünen Fraktionssprecherin Schoppe, oder bleibt er?
Berlin (taz) - Ein richtiger Grüner war er nie; die nötige Achtung vor den grünen Abgeordneten fehlte ihm; die linksamtliche Meinung lag ihm nicht; er denkt quer, provoziert, nervt, spielt den politischen Direktor, wo er doch Mitarbeiter ist. Statt des apokalyptischen Zeigefingers bevorzugte er Begriffe, statt der Entlarvung der Sozialdemokratie griff er den Sozialdemokratismus an. Außerdem hatte sich herumgesprochen, daß bei ihm das Reich der Freiheit nicht sofort mit dem Ausstieg aus der Atomenergie beginne. Viele gute Gründe gegen Udo Knapp. Als Stratege der „Realos“ forderte er die Spaltung. Jetzt, in der Ära des Strömungsprozesses mögen ihn selbst die Realos nicht mehr. Daß ihn seine Gegner unterstützen sollten, kann man doch wirlich nicht verlangen. Knapp, ein Leitfossil aus der 68er Zeit, stört den Frieden, den die grüne Fraktion mit sich geschlossen hat. Die strömungspolitischen Schrebergärten ignoriert er, wo doch der Verein gerade eine neue Satzung hat. Was hat er denn zu bieten? Da sind sich alle einig: bloß Ideen, Auseinandersetzungen, Leidenschaft, bloß das Interesse an Widersprüchen, Zuspitzungen und subversiven Erschütterungen des linken Weltbildes. Nein, in einer Zeit, in der grüne Politik öffentlicher Dienst geworden ist und der staatstragende Fundamentalismus sich auf ein kleines, aber stabiles Nein eingerichtet hat, kann man die Fraktion wirklich nicht zwingen, für einen Udo Knapp eine Stelle einzurichten. Besser er geht!
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