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Keine Hundesuppe in Seoul

■ Asienspiele in Südkorea / Hauptstadt im neuen Gewand

Berlin (taz) - 100.000 Polizeikräfte wurden anläßlich der am 20. September beginnenden Asienspiele in Südkorea für 60 Tage in Alarmzustand versetzt, 1.200 Personen, die als „Verbrecher oder Gewalttäter gelten“, kurzerhand ins Gefängnis befördert. Athletendorf und Flughafen in Seoul gleichen seit Wochen Festungen, Polizisten mit Maschinenpistolen und Stahlhelmen führen allerorten Fahrzeugkontrollen durch - Generalprobe für die Olympischen Spiele, die 1988 hier stattfinden werden. Doch alle Vorsicht war umsonst. Als am Sonntag der Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees der Bundesrepublik, Walther Tröger, auf dem Flughafen Kimpo landete, empfing ihn eine kräftige Detonation. Eine Bombe war explodiert, nach offiziellen Angaben gab es fünf Tote und 26 Verletzte. Am Mittwoch versuchten Studenten, das japanische Kulturinstitut in der südkoreanischen Hauptstadt zu besetzen, um gegen den Besuch des japanischen Premiers Nakasone und gegen die Asienspiele zu protestieren. Als das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Olympischen Spiele 1988 nach Südkorea vergab, war klar, daß es eine Menge Probleme geben würde. Die „Demokratische Volksrepublik Korea“ will entweder die Hälfte der Olympiade abhaben oder sie boykottieren und kann sich dabei der Unterstützung ihrer Verbündeten, allen voran der Sowjetunion, ziemlich sicher sein. Auch den Asienspielen bleibt der Norden fern. Innenpolitisch ist Südkorea ein Pulverfaß. Eine diktatorische Regierung kämpft mit brutaler Gewalt um ihr Überleben, und auch die Tatsache, daß sich Oppositionsführer wie Kim Dae Jung für die „Asiade“ ausgesprochen haben, bürgt keineswegs für Ruhe. Die radikale Opposition betrachtet die Asienspiele als „Sportveranstaltung der Reichen auf dem Rücken der Armen“, die von internen Problemen ablenken und das Image der Diktatur aufpolieren solle. Für die Zeit der Asienspiele wurden zwei Seouler Universitäten geschlossen, um Studentendemonstrationen vorzubeugen. Ansonsten ist Seoul eifrig bestrebt, sich von seiner besten Seite zu zeigen, und der Welt zu beweisen, wie großartig Südkorea doch ist. „Seoul in die Welt, die Welt nach Seoul“, heißt der Slogan der Asienspiele, 4.000 Sportler und 160.000 ausländische Besucher werden erwartet. Besondere Bedeutung in Hinblick auf die Olympischen Spiele wird dem Umstand beigemessen, daß die Volksrepublik China eine vielköpfige Delegation entsandt hat. Die zehn Millionen Einwohner Seouls sind angewiesen, die Stadt zu verschönern, ihre Balkone zu begrünen und die Bürgersteige zu kehren. Millionen von Bäumen wurden gepflanzt, und entlang der 36 Kilometer langen „Olympic Highway“ schießen Apartmentblocks aus dem Boden, wo sich vorher kleine Häuschen drängten. Eine Politik, die der katholische Kardinal Kim als „unverantwortlich und inhuman“ bezeichnete, denn die ehemaligen Bewohner müssen sehen, wo sie bleiben. Die neuen Mieten sind für sie zu hoch. Doch es gibt auch positive Maßnahmen. Der Han–Fluß, bis vor kurzem ein Ausbund an Unappetitlichkeit, wurde mit Milliardenaufwand saniert, seine Ufer zum Naherholungsgebiet umgestaltet. Industriebetriebe wurden ausgelagert, andere müssen während der Asiade und der Olympiade schließen, um etwa den Marathonläufern wenigstens eine geringe Überlebenschance im Seouler Smog zu geben. Feinschmecker werden enttäuscht sein. Die allseits beliebte traditionelle koreanische Hundesuppe verschwand auf Drängen europäischer Tierschützer von den Speisekarten der Restaurants. Matti

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