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Keine Entwarnung -betr.: "Drogenberater geben Entwarnung", taz v. 14.10.94

Betr.: „Drogenberater geben Entwarnung“, taz v. 14.10.

Die insgesamt sehr sachliche und im Wesentlichen zutreffende Wiedergabe der Pressekonferenz wird leider von einer Schlagzeile überschrieben, die unsere Darstellungen in unzulässiger Weise uminterpretiert und deren Wirkung auf Leser, die über keine Detailinformationen verfügen, u. E. fatal ist.

Zutreffend ist, daß wir aufgrund unserer Erfahrungen sowie auch bundesweiter Einschätzungen vermuten, daß die Gesamtzahl der Drogenabhängigen nach den größeren Steigerungsraten der vergangenen Jahre „eher stagniert“ (so die vorsichtige Formulierung in unserem Pressetext). Auch bezüglich der jüngeren Drogenabhängigen wurde nicht von einer generell abnehmenden Zahl, sondern von einem rückläufigen Anteil dieser Klientengruppen in den Beratungsstellen gesprochen. Diese Aussage wurde von uns unter Verweis auf den zunehmenden Haschischkonsum bei Jugendlichen und das Problem der sog. „Partydrogen“ zudem noch deutlich relativiert.

Betrachtet man darüber hinaus die Gesamtproblematik der Drogenabhängigen in Bremen, die nach wie vor bestehende massive Verelendung eines Teils der Abhängigen, die nach wie vor hohe Zahl der Drogentoten, die unbefriedigende Situation der Frauen nach Zerschlagung des sogenannten „Drogenstrichs“, und betrachtet man die gesamtgesellschaftliche Situation, die tagtäglich neue drogengefährdete Kinder und Jugendliche produziert (Stichwort ,Neue Armut'), kann von einer „Entwarnung“ bezüglich des Drogenproblems – leider – noch längst nicht gesprochen werden.

Frank Schmidt

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