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Keine Chance, wieder einzusteigen?

Wenn Frauen nach der Kinderpause in den Beruf zurückkehren wollen, fehlt es ihnen häufig an Mut und Selbstvertrauen. Sie fürchten, den Vorsprung der männlichen Kollegen nicht mehr auffangen zu können oder können wegen kinderfeindlicher Arbeitszeiten nicht in den alten Job zurück. Die Berater im Arbeitsamt sind auch nicht immer die allerbesten Mutmacher. Bis Mitte 30 oder Anfang 40, so heißt es häufig, müßte der Wiedereinstieg geschafft sein. Sonst sei es zu spät.

1989 richtete das Bundesministerium für Frauen und Jugend deshalb in den elf alten Ländern Beratungsstellen für Berufsrückkehrerinnen ein. Das Modell – auch im Hinblick auf einen damals prognostizierten Arbeitskräftemangel bewilligt – wurde von den Meinungserkundern von „Infratest“ beforscht und für gut befunden. 55 Prozent der Frauen, die eine solche Frauenberatungsstelle aufsuchten, kamen wieder in Lohn und Brot.

Auch Hamburg kam in den Genuß einer solchen Einrichtung. Die Beratungsstelle „Erwerbslose Frauen Altona“, kurz Efa, wurde Träger für das Anderthalb-Stellen-Projekt. Dies habe sich als sehr sinnvolle Kombination herausgestellt, wie Efa-Vereinsfrau Kossa Ritter betont. Denn die ratsuchenden Frauen, rund 40 in der Woche, können zugleich andere Angebote der Beratungsstelle nutzen. Etwa das halbjährliche Selbstbehauptungstraining, den Berufsorientierungskurs, Bewerbungstraining oder eine erste Begegnung mit dem Computer, Motto: „bits beißen nicht“.

„Die Frauen haben meist ein Paket von Problemen“, sagt Beraterin Ulrike Heidmeier. Gerade alleinerziehende Mütter seien oft überschuldet, andere hätten Angst, mit dem technischen Fortschritt nicht mithalten zu können. Es kommen aber auch Frauen, die bereits in den beruf zurückgekehrt sind und Probleme mit Kollegen haben. Efa bietet deshalb auch psychologische Kurzberatung und eine Gruppe zum Thema „Konflikte im Berufsalltag“ an.

Nun die schlechte Nachricht: Die Modellförderung läuft nach fünf Jahren aus. Eine Übernahme durch die Stadt – wie sie von allen anderen Bundesländern außer Hessen und Nordrhein-Westfalen in Aussicht gestellt wurde – scheint in Hamburg kaum wahrscheinlich. „Kein Geld“, stöhnt der Leiter des Amtes für Weiterbildung, Christoph Ehmann. In den Entwurf für den 94er Haushalt habe man trotz massiver Unterstützung des Amtes für Gleichstellung das Efa-Projekt schon nicht hineinbekommen. Jetzt, wo die Statt Partei zum Sparen drängt, seien die Chancen noch geringer.

Ulrike Heidmeier hat die Hoffnung trotzdem nicht aufgegeben. Immerhin sei es auch eine politische Frage, ob Frauen ermutigt werden, die weniger werdenden Arbeitsplätze mit ihren männlichen Kokurrenten zu teilen. K. Kutter

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