: Keine Chance gegen Bayern
Niemand fährt schneller Slalom als sie: Seit vier Jahren ist Frauke Stehmeier (19) unangefochtene Bremer Meisterin im Alpin-Skifahren. Manchmal wird sie sogar von den Österreichern bestaunt
taz: Im Rennanzug auf der Piste – gilt man da eigentlich als Außenseiterin, wenn man sagt: „Ich komme aus Bremen“?
Frauke Stehmeier: Bei Rennen in Ostdeutschland oder Österreich wird man schon erst einmal belächelt: Bremen, Flachland, kein einziger Berg. Die meisten von hier fahren in Sommerurlaub und wir fahren zum Skilaufen. Schon das alleine reicht. Aber zum Teil gucken sich die Thüringer und Österreicher dann ganz schön um.
Und hier in Bremen? Wird man da auch belächelt?
Eigentlich nicht so. Ich kriege relativ viel Anerkennung von Freunden und von Bekannten. „Skifahren“ – das ist hier schon was Besonderes.
Was hat Sie zum Brettl-Fan gemacht?
Ich bin mit dem Schnee aufgewachsen. Seit ich auf der Welt bin, fahren wir in Skiurlaub. Ich hab’ das mit zweieinhalb Jahren erlernt. Schnee ist mir viel wichtiger als Strand und Sonne. Mein erstes Rennen bin ich in der Skischule gefahren. Da war ich vier. Richtig los ging’s dann mit dreizehn oder vierzehn.
Im Sommer sind Sie fertig mit der Schule. Wollen Sie weiter in Bremen bleiben?
Spätestens nach der Ausbildung möchte ich schon runter in den Süden, nach München oder Innsbruck. Der Norden ist nicht so mein Ding.
Viermal in Folge sind Sie Bremer Landesmeisterin geworden. Wo trainieren Sie denn?
Ich fahre jede Osterferien in Skiurlaub, jede Weihnachtsferien mit dem Ski-Club ins Trainingslager und am Wochenende in den Harz oder nach Thüringen, wenn Schnee liegt. Dann kriegt man das schon ganz gut hin.
Und im Sommer?
Vor zwei Jahren war ich bei den Indoor-Skimeisterschaften in Bottrop dabei. Da bin ich auch Meisterin geworden. Aber die Ski-Halle, das ist nicht so meine Welt: Keine Berge, keine Sonne, und der Schnee ist schlecht.
In Bremen selbst trainieren Sie nicht?
Nee. Ich spiele eigentlich Handball. Das reicht für die Kondition.
Und wenn es hier tatsächlich mal kräftig schneit?
Dann fahre ich Schlitten und mache Schneeballschlacht. Aber sonst nichts. Ich bin wählerisch, was den Schnee angeht.
Skier haben Sie in Bremen also noch nicht angezogen?
Nee, auf keinen Fall. Und Langlauf mach’ ich auch nicht. Wenn es da ein bisschen den Berg runter geht, dann sitz ich auf dem Hintern.
Bei der Landesmeisterschaft am Wochenende in Tirol: War da große Konkurrenz?
Von den Bremern her nicht. Aber durch die Bayern eben hat man den Ansporn, doch ganz gut zu fahren.
Über die Hälfte der 200 TeilnehmerInnen kamen nicht aus Bremen. Die fuhren sozusagen außer Konkurrenz. Eine Minute und 4,32 Sekunden für den Riesenslalom reichten Ihnen damit zwar zum Sieg – die schnellste bayrische Teilnehmerin brauchte aber nur ganze 53,2 Sekunden.
Ja klar waren die Bayern teilweise schneller. Die können ja wirklich jeden Tag trainieren. Für die ist das ein Sport wie für mich Handball. Aber so gegen manche aus Thüringen etwa, die auch viel trainieren, oder gegen Harzer hat man auch als Bremer Chancen. Die Bayern sind für uns außer Konkurrenz. Die nehmen wir nicht wahr.
Wie viele Ski-Fahrerinnen gibt es denn noch in Bremen?
Mitglied im Ski-Club sind viele. Aber quasi professionell Rennen fahren – ich glaub’, da bin ich die Einzige.
Interview: Armin Simon