■ Keine Chance für Sex in Burtenbach: Horizontale Bewegungen
Burtenbach (taz) — „Da sind ja ganz schön dicke und nicht sonderlich attraktive Leute drin“, berichtete uns dieser Tage einer, der es wissen muß. Der Mann hat das geschafft, was viele in letzter Zeit vergeblich versucht hatten: ins Club- Hotel St. Tropez im schwäbischen Burtenbach „rein“ zu kommen. Wenig angetan von Liebespyramide, also abgestuften Betten für horizontale Bewegungen, und Spiegelzimmern kommentierte der Pärchenclub-Gast: „Ich versteh' nicht, was der ganze Wirbel soll.“ Der Wirbel, das ist der seit Monaten andauernde Streit um den von Amts wegen längst geschlossenen „Treffpunkt für tolerante Paare“. Das Landratsamt Günzburg hat, wie mehrmals an dieser Stelle berichtet, dem Betreiber des Club-Hotels St. Tropez im bayerisch-schwäbischen Burtenbach mehrere Bußgelder (16.000 Mark) aufgebrummt, weil er trotz Nutzungsuntersagung allwöchentlich zum Partnertausch in das noble Etablissement eingeladen hatte. Nach einem vergeblichen Antrag seines Anwalts, den Sex- Tempel in den Gesundheitsführer des Landkreises aufnehmen zu lassen (s. Wahrheit v. 21.9.), hatte nun das Verwaltungsgericht in Augsburg zu entscheiden. Ohne mündliche Verhandlung hat das Gericht die Klage des Inhabers gegen die Nutzungsuntersagung und gegen die Zwangsgelder des Landratsamts abgelehnt. Das Gericht kam zu dem Ergebnis, daß die Nutzungsuntersagung rechtmäßig war. Das heißt nichts anderes, als daß Schluß sein muß mit dem Rudelbumsen im Club-Hotel. Der Einrichtung fehlt schlicht und einfach die bauaufsichtliche Genehmigung. Ob damit wirklich das letzte Wort gesprochen ist, darf bezweifelt werden. Denn inzwischen ist vom Betreiber der umstrittenen Einrichtung bereits eine weitere Klage eingereicht worden — gegen die Ablehnung eines Bauantrags, der die Nutzung als Pärchenclub zum Inhalt hatte. Darüber muß nun das Verwaltungsgericht in einer weiteren Verhandlung entscheiden. Beobachter des ganzen Streits bezeichnen die Vorgänge längst als kalkulierten „endlosen Hickhack“, der dem Bumsbuden- Besitzer gehörig Publicity bringe. Unter der berüchtigten Nummer 08285/418 lädt denn auch nach wie vor der „Verein für Körperkultur und Freizeitgestaltung“ für das kommende Wochenende zum Partnertausch nach Burtenbach ein — trotz Gerichtsentscheid und Zwangsgeldandrohung. Klaus Wittmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen