: Kein neuer Muttertag, sondern FrauenStreikTag!
■ Auf der Hamburger Frauenwoche wird der Streik für den 8. März geplant
„Jede Frau macht an diesem Tag das, wozu sie Lust hat und was sie selbst verantworten kann“, so lautet die Losung des FrauenStreikTages am 8. März 1994. Vom kollektiven Aufsuchen des Betriebsrats, Beschwerden beim Arbeitgeber über Benachteiligungen im Betrieb und Protestpausen, vom Kaufstreik über das Umbenennen und Umgestalten von Plätzen und Heldendenkmälern bis hin zur Straßenblockade und der Arbeitsniederlegung, alles ist gefragt; und was erlaubt ist, hängt davon ab, wieviele Frauen sich die Erlaubnis nehmen.
Natürlich wird versucht werden, die Idee des FrauenStreikTags ins Lächerliche zu ziehen oder ihn zum Muttertag umzustilisieren, aber wer hätte vom 8. März 1994 noch Kenntnis genommen, hätten nicht ein paar Frauen aus dem Unabhängigen Frauenverband das Beispiel des Schweizer Frauenstreiks aufgegriffen, der 1991 eine halbe Million Frauen auf die Straße brachte?
Die große Chance dieser Idee liegt darin, ein breites Spektrum von Frauen in Bewegung zu setzen. Es geht darum, den Frauen besonders treffenden Sozialabbau nicht tatenlos hinzunehmen, gegen die Kandidatur eines Steffen Heitmann breite Front zu machen, die Wut der Frauen über das Urteil zum Paragraphen 218 und den gleichzeitig fehlenden Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen auszudrücken und um vieles andere mehr.
Wir Gewerkschaftsfrauen machen es uns wahrlich nicht leicht mit der Diskussion um den FrauenStreikTag am 8. März 1994. Die einen befürchten, es könnten nicht ausreichend Frauen mobilisiert werden, die anderen kleben zu sehr am arbeitskampfrechtlichen Begriff des Streiks und befürchten bei Arbeitsniederlegungen, auf die Frauen und auf die Gewerkschaften könnte eine Prozeßlawine zurollen.
Aber auch da können wir von den Schweizerinnen lernen, in deren Land Streiks bisher rechtlich ein Tabu waren und die es trotzdem gewagt und viel gewonnen haben. Es liegt nun an uns allen, am 8. März 1994 zu zeigen, daß in Küche und Kinderzimmer, im Kauf- und Krankenhaus einfach nichts mehr geht, wenn Frau nicht will. Ein hochgestecktes Ziel? Ich halte mich dabei an das Motto der Schweizerinnen: Wenn Frauen wollen, kommt alles in Rollen!
Margrit Zepf, Frauensekretärin, stellv. ÖTV-Bezirksvorsitzende
Kontakt zum Streikkomitee über die ÖTV Hamburg, Telefon 2858-163, oder den Frauenbuchladen.Veranstaltungen: Podiumsdiskussion (morgen, Grindelhof 30), Ideenwerkstatt Dienstag im Medienpädagogikzentrum (Susannenstraße 14 c-d), beide um 20 Uhr.
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