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Kein gemeinsamer Nenner

■ betr.: "Sie bedrohen unser Selbstbild", taz vom 7.5.90

betr.: „Sie bedrohen unser Selbstbild“, taz vom 7.5.90

Eine Wende in der Forschung über Rechtsradikalismus und Rassismus ist angesagt - von der bornierten „Defizittheorie“ der Sozialwissenschaften zur „Dominanztheorie“ der Psychologin Rommelspacher. So liest sich das taz Interview. (...)

Mal davon abgesehen, daß „die“ Sozialwissenschaften, die sich angeblich „aus Gründen der Verdrängung einer tiefergehenden Analyse von Rechtsradikalismus und Rassismus bisher verschließen“, es sich so einfach mit Erklärungsversuchen denn doch nicht gemacht haben, wie Birgit Rommelspacher es erscheinen läßt; wie tragfähig ist die Deutung, die nun statt dessen angeboten wird? Ist die Empfehlung, sich vom „Stabilitätsdenken zu befreien“, mit „fremdartigen und neuen Situationen“ bejahend umzugehen und sich von „ökonomisch-patriarchalisch-christlichen“ Machtausdehnungsgelüsten zu trennen, das neue Heilmittel gegen Rechtsradikalismus und Rassismus?

Diejenigen, die ökonomische Dominanz repräsentieren, denken nicht in sozialen, familiären und religiösen Stabilitätsmustern, und sie halten für sich gar nichts von monokultureller Lebensweise. Diejenigen aber, die für rechtsradikale und rassistische Weltbilder empfänglich sind, die „dominanzkulturell“ fühlen, haben gar keine Chance, dem „Alexandersyndrom“ zu folgen; sie sind nicht „ökonomisch überlegen“. Als Beispiel: Der als typisch für die Dominanzkultur genannte Wirtschaftsminister der BRD und der von Angst und Aggression getriebene rechtsradikale Jugendliche in der DDR - sie lassen sich nicht auf einen diagnostischen Nenner bringen.

Dr. Arno Klönne, Paderborn

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