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Kein Pardon mehr

Ein Schuft, wer Böses dabei denkt. Trägt dieses Plakat schließlich nicht das Gutwilligkeits-Siegel in Blockbuchstaben: „Gegen Fremdenhaß“? Seit kurzem hängt es in über 100-facher Ausfertigung in den Sälen und Gängen des Krankenhauses in der Sankt-Jürgens-Straße – dort, wo der dunkelhäutige Säugling geboren wurde, entstand auch die Idee zum Plakat. Aber da war schon einiges vorgefallen.

„Vor der Wohnung einer ausländischen Mitarbeiterin hatte ein Brandsatz Schaden angerichtet“, berichtet Sankt-Jürgens-Mitarbeiter Lutz-Udo Pampel. Die Betroffenheit unter den KollegInnen war groß und man beschloß, mehr zu tun, als nur Geld zu sammeln: In einer Dienstvereinbarung wurde der Schutz ausländischer MitarbeiterInnen festgelegt. „Bei Diskriminierung gibt es kein Pardon mehr, das wird arbeitsrechtlich geahndet“. Und man beschloß einen Plakatwettbewerbs zum Thema „Äuslandische MitarbeiterInnen“. Der dunkle Säugling im weißen Frotteetuch machte den ersten Platz. Das klingt wie eine schöne Geschichte. Aber da schaut der Schuft um die Ecke und stöhnt.

Warum muß der ahnungslose Säugling schon wieder herhalten, um unsere Phantasien vom Fremden zu befriedigen – als gäbe es keine schwarzen Deutschen. Und was hat das arme Kind getan, daß die Weißen einfach nicht glauben können, daß morgen auch ein erwachsener Schwarzer geliebt wird? ede

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