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Archiv-Artikel

Kein Pardon für Ackermann & Co.

Richterin stellt klar: Es wird nach derzeitigem Stand kein vorzeitiges Ende im Mannesmann-Prozess geben. Neuer Vorwurf gegen Ex-Konzernchef Esser

DÜSSELDORF taz ■ Im Düsseldorfer Mannesmann-Prozess ist die Vorsitzende Richterin Brigitte Koppenhöfer gestern öffentlichen Spekulationen über ein vorzeitiges Ende des Verfahrens entgegen getreten. Die waren ausgelöst worden durch eine Ankündigung der Richterin vom Mittwoch, nach der Vernehmung des früheren Vodafone-Chefs Christ Gent Ende März eine Zwischenbilanz zu ziehen. Zudem wolle sie dann ein Gespräch mit Verteidigern und Staatsanwälten führen. Das bedeute jedoch kein schnelles Ende des Verfahrens, sondern sei nur eine „normale prozessuale Verfahrensweise“, stellte Koppenhöfer nun klar.

Seit nunmehr sieben Wochen läuft das Wirtschaftsstrafverfahren vor dem Düsseldorfer Landgericht. Zwei Mal die Woche müssen sich im Schwurgerichtssaal L 111, in dem sonst Mord und Totschlag verhandelt werden, der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser, der frühere Aufsichtsratschef Joachim Funk, Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sowie zwei weitere ehemalige Mannesmann-Mitarbeiter verantworten. Der Staatsanwalt erhebt den Vorwurf der „gemeinschaftlichen Untreue in einem besonders schweren Fall“ beziehungsweise der Beihilfe dazu.

Am gestrigen Verhandlungstag berichtete ein früheres Mannesmann-Aufsichtsratsmitglied, dass Konzernchef Esser sich noch zwei Tage vor der Einigung mit Vodafone kämpferisch gegeben habe. „Wir haben noch den Joker AOL“, habe er getönt. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll Esser ungefähr zu diesem Zeitpunkt zusammen mit Funk den Beschluss gefasst haben, „sich auf Kosten der Mannesmann AG unrechtmäßig zu bereichern“. Esser hatte die Verhandlungen mit dem US-Internetkonzern bald darauf selbst beendet und sich zwei Tage später mit Vodafone-Chef Gent über die Einzelheiten der Übernahme geeinigt. PASCAL BEUCKER