: Kein Luxus für Flüchtlinge
Weidenpeschern ist ihr altes Krankenhaus zu schäbig für Flüchtlinge. Aber besser ausbauen wollen sie es auch nicht
Köln taz ■ „Überhaupt nicht unterbringen!“ stellte ein Zuhörer seine Vorstellungen vom Umgang mit „illegal eingereisten Menschen“ klar. Eine Geschäftsfrau konterte: „Das sind Menschen. Die müssen anständig untergebracht werden. Und da ist die Pallenbergstraße besser als ein Flüchtlingsschiff.“ Die Wogen schlugen hoch bei der Bürgerversammlung, zu der der „Eckige Tisch für Weidenpesch“ jüngst eingeladen hatte. Ein Thema: das geplante Übergangswohnheim für Flüchtlinge in der Pallenbergstraße.
„Veedelsnah“ sollten zur Kommunalwahl im September die Probleme in dem kleinen Stadtteil im Kölner Norden diskutiert werden. Fürs Podium eingeladen waren die lokalen Ratskandidaten aller Ratsfraktionen, dazu PDS und das neue „Kölner Bürger Bündnis“. Sie sollten „nur zu Weidenpesch sprechen und sich nicht hinter Landes- oder Bundespolitik verstecken“, wie Werner Geilenkirchen, Organisator des Eckigen Tischs, versprach. Ausdrücklich nicht eingeladen waren die Rechtsextremisten von „Pro Köln“, die den Kampf gegen das Flüchtlingsheim zum Hauptthema ihres Wahlkampfs machen wollen. Denn „wir sind nicht ausländerfeindlich“, stellte Geilenkirchen klar.
Doch eierte die Diskussion gewaltig, als es um das Flüchtlingsheim ging. Die Unterbringung dort sei durch den niedrigen Standard „menschenunwürdig“ und deshalb den „illegal Eingereisten“ nicht zumutbar. Diese Meinung vertrat wortführend der Eckige Tisch, der sich nach eigenen Angaben genau deswegen gegründet hatte. Andererseits waren er und der Großteil des Publikums auch nicht mit dem Argument umzustimmen, das ehemalige Krankenhaus und Behindertenheim für Flüchtlinge dann eben besser auszustatten.
Allein FDP-Vertreterin Bettina Houben sprach sich eindeutig gegen die Umwandlung des Gebäudes in der Pallenbergstraße in ein Übergangsheim aus. Einstimmig hingegen versprachen die Politiker, sich nach erfolgreicher Wahl wieder für einen direkten KVB-Anschluss des Kölner Nordens an das Stadtzentrum einzusetzen und den Pferdeschutzhof für die Jugend zu erhalten. Gemeinsam machten sie sich Sorgen um den Rückgang des Einzelhandels, den Wegfall von Jugendeinrichtungen und die Vernetzung von Seniorenorganisationen. Jürgen SCHÖN