: Kein Happy End für Exilmedien
MEDIEN II Mit der neu gewonnenen Freiheit verloren die Exilmedien ihr Monopol auf unzensierte Nachrichten. Der Wettbewerb hat sich verschärft
VON SI THU ZEYA
In der Übergangszeit des sogenannten Frühlings von Myanmar sind Exilmedien, die zuvor in der dunkelsten Zeit des Landes der Bevölkerung gedient haben, in die Heimat zurückgekehrt. Doch sind sie dort mit einer unsicheren Zukunft konfrontiert.
Der Militärputsch nach dem gescheiterten Volksaufstand von 1988 hatte Tausende Studenten und Aktivisten zur Flucht in den Dschungel und in den bewaffneten Kampf getrieben. Viele gingen auch diesen Weg, nachdem sich die Militärjunta 1990 geweigert hatte, den Wahlsieg von Aung San Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie anzuerkennen. Nach Jahren der vergeblichen bewaffneten Revolution fanden sich einige Aktivisten als Journalisten in Exilmedien wieder – im benachbarten Thailand oder gar in westlichen Ländern. Sie legten die Waffen nieder, um fortan mit Artikeln für den Regimewechsel zu kämpfen.
Mehr als zwei Jahrzehnte lang hielten die Generäle in Myanmar die ganze Gesellschaft mit einem eisernen Vorhang von Nachrichten und Informationen ab. Während die lokalen Medien unter strenger Kontrolle der Vorzensur standen, warfen die Generäle jene Journalisten und Autoren hinter Gitter, die es wagten, das Volk zu informieren. In Myanmars dunkelster Zeit konnten die Menschen nur von den Exilmedien die Wahrheit erfahren.
Dank billiger Radiogeräte „Made in China“ erfuhren die Menschen in Myanmar nachts über Exilsender, was in ihrem Land wirklich vor sich ging. Morgens erzählten sie dann ihren Freunden, Nachbarn und Kollegen, was sie gehört hatten. Zu der Zeit hielten die Exilmedien die „Flamme der Hoffnung“ des ganzen Landes am Leben.
Später kamen auch noch Onlinemedien und der Exil-TV-Sender Demokratische Stimme Birmas (DVBTV) dazu. Zu der Zeit zählten auch noch die birmesischsprachigen Dienste der BBC, der Voice of America, von Radio Free Asia, DVBTV, des Irrawaddy-Magazins, Mizzima News und andere zu den wichtigsten Informationsquellen für Birmesen im In- und Ausland.
Das Informationsministerium des Regimes beschuldigte die Exilmedien in den kontrollierten Staatsmedien regelmäßig der Lüge und verbreitete Slogans wie „Bekämpft die Handlanger des Ausland, die unser Land schlecht machen“. Verdeckt für Exilmedien arbeitende Journalisten wurden für viele Jahres ins Gefängnis geworfen.
Die durch die Wahlen von 2010 ins Amt gekommene Regierung hat die Medienlandschaft in Myanmar verändert. Thein Sein forderte die Exilmedien auf, nach fast zweieinhalb Jahrzehnten wieder in die Heimat zurückzukommen. Regierungen westlicher Staaten änderten nicht nur ihre Politik gegenüber der neuen Regierung und schwächten die Sanktionspolitik ab, sondern forderten auch die Exilmedien auf, einen andere Ton anzuschlagen. Geldgeber forderten die Exilmedien auf, in die Heimat zurückzukehren.
Ab 2011 kehrten Journalisten allmählich auch nach Hause zurück. Erstmals konnte Hörer und Zuschauer in Myanmar ihre Helden persönlich hören und sehen, die sie bisher nur aus fernen Exilmedien kannten. Aber das bedeutete kein Happy End. Mit ihrer bisherigen Abhängigkeit von Spenden und Zuwendungen ist es für die Exilmedien eine große Herausforderung, jetzt in dem begrenzten lokalen Markt bestehen zu müssen, der bereits von lokalen Medien besetzt ist. Kürzungen bei Budgets und Personal machen es noch schwieriger, wettbewerbsfähig zu sein.
Mit der neu gewonnenen Pressefreiheit verloren die bisherigen Exilmedien auch ihr Monopol auf unzensierte Nachrichten. Weil diese jetzt auch von den lokalen Medien verbreitet werden, hat sich der Wettbewerb im Inland verschärft.
Für Birmesen, die im Exil ausländische Staatsbürgerschaften angenommen haben und jetzt Bürger der USA, Großbritanniens, Australiens oder Thailands sind, bringt die Heimkehr große Unruhe ins Familienleben. Viele sind hin und her gerissen zwischen ihren Familien im Ausland und ihrer Arbeit in Birma. Lokale UKW-Sender und das Regierungsfernsehen gingen auf Exilmedien wie Democratic Voice of Burma zu, um neue Nachrichtenprogramme zu starten. Ein Exilmedium names Mizzima schloss mit einem Regierungsfernsehsender einen Vertrag. Ehemalige Feinde kooperieren jetzt in der neuen Medienlandschaft.
Die Rolle der früheren Exilanten bleibt dennoch von Unsicherheit geprägt. Es ist nämlich weiterhin unklar, ob die Einnahmen aus Abonnements und Anzeigen zum Überleben reichen werden. Inzwischen gibt es 14 Tageszeitungen, 20 Radiosender und drei TV-Stationen.
Sie hoffen auf eine wirtschaftliche Entwicklung, von der auch der lokale Medienmarkt profitiert, auf eine weitere Liberalisierung der Mediengesetze und auf einen fortgesetzten Hunger der Bevölkerung nach Nachrichten.