: Kein Gengemüse hier und anderswo
■ Bündnisgrüne gegen „Freisetzungstourismus“ im Süden. Forscher sehen deutsche Gentechniker an der Weltspitze
Bonn (dpa/AP) – Die Bündnisgrünen wollen weltweit dem „Freisetzungstourismus“ mit gentechnisch veränderten Organismen einen Riegel vorschieben. Seit Jahren nehme vor allem der Anbau von Nutzpflanzen mit künstlich veränderten Erbanlagen in Entwicklungsländern zu, kritisierte die gentechnikpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Marina Steindor, gestern in Bonn. Dem sei mit „internationalen freiwilligen Richtlinien“ wie sie die Bundesregierung vorschlage, nicht beizukommen.
Schon seit dem Erdgipfel in Rio 1992 werde unter dem Dach der UN-Biodiversitäts-Konvention ein internationales Protokoll zur sogenannten biotechnologischen Sicherheit erörtert, berichtete Steindor. Der Entschluß, ob und wann mit den Verhandlungen begonnen werde, solle nun auf einem UN-Biodiversitäts-Gipfel im November im indonesischen Jakarta fallen. Die Grünen-Politikerin forderte die Bundesregierung auf, sich für ein Protokoll mit strengen Sicherheitsvorkehrungen einzusetzen. Bis dies vorliege, dürften keine weiteren Freisetzungen erfolgen.
Steindor kritisierte, Bonn wolle die Regelungen zur biologischen Sicherheit weiter den einzelnen Staaten überlassen. „Die Bundesregierung betreibt in ihrem Deregulierungswahn, der wissenschaftlich nicht abgedeckt ist, die Erosion aller bestehenden Regelungen der Gentechnologie“, meinte die Grünen-Politikerin. Die Regierung mache „mit ihrer Politik den transnationalen Konzernen weltweit den Weg erst frei“. Dagegen müsse international auch künftig der Verzicht auf Gentechnologie möglich bleiben.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft sieht hingegen die deutsche Gentechnik und die Molekularwissenschaften an der „Weltspitze“. Ihr Chef Wolfgang Frühwald verlangte, daß für industrielle Forschungsarbeiten steuerliche Erleichterungen eingeführt und vor allem das Stiftungsrecht verbessert werde.
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