Kein Flut-Ausschuss : Jüttners Schlag ins Wasser
Die SPD beschäftigt sich offenbar lieber mit sich selbst als mit dem politischen Gegner. Das war die Spezialität von Ex-Fraktionschef Sigmar Gabriel, der zuletzt nach Berlin ins Umweltministerium flüchtete – und kaum einer weinte dem übertalentierten Oppositionsführer eine Träne nach, weil er seine eigenen Leute zu oft nicht mitgenommen hatte.
Kommentarvon KAI SCHÖNEBERG
Gabriel folgte vor fast einem Jahr der politisch nicht ganz so verschlagene Wolfgang Jüttner, der in der Partei lange Zeit die zweite Geige hatte spielen müssen. Jüttner konnte nicht nur Anfangserfolge einheimsen, mit ihm kam auch ein Stück Verlässlichkeit in die SPD-Politik zurück.
Bis gestern: Da musste Jüttner den voreilig ausgerufenen Untersuchungsausschuss zur Elbe-Flut zurückziehen, weil er keine Chance mehr sah, aus dem Hochwasser politisch Kapital zu schlagen. Natürlich wäre es noch schlimmer für die SPD gewesen, im Ausschuss unterzugehen. Dennoch ist für Jüttner der Weg zur Landtagswahl 2008 noch beschwerlicher geworden. Die Heckenschützen in Fraktion und Partei lauern schon.
Schon bislang haben sich viele nicht vorstellen können, dass der auch mal burschikos auftretende Jüttner eines Tages Christian Wulff ablösen könnte, bei dem die präsidiale Pose schon fast nicht mehr wegzudenken ist. Oder: Hat je irgendjemand Jüttner für ein höheres Amt in Berlin gehandelt?