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Kein Ersatz für Carsten Flöter

■ David Wilms, früher bei "andersrum", moderiert nun ein hausbackenes Vox-Hauptstadtmagazin

Berlin (taz) – Kaum ein Fernsehsender, der nicht sein Hauptstadtmagazin im Programm führt. Pech hatte Vox, der neue Sender aus Köln: Ausgerechnet in Berlin durfte man nach einer einstweiligen Anordnung des Verwaltungsgerichts nicht ins Kabel. So sahen nur eine Handvoll Berliner Pressevertreter am Dienstag bei einer Preview die erste Folge des Hauptstadtmagazins „MET“.

Michael Beck, verantwortlicher Redakteur des Metropolen-Fanzines erklärte vorab: „MET wird anreißen, aufreißen und einreißen. MET ist die real-urbane Collage mit einem Recyclingeffekt für Zuschauer.“ Das Produkt der Elf 99 Medienproduktions GmbH aber präsentierte sich eher hausbacken. Kaum ein Thema, das in den letzten zwei Jahren einmal aktuell war, fehlte. Olympia 2000 stand dabei im Mittelpunkt. David Wilms meldetete sich aus dem Olympiastadion, doch am Ende schien die Recherche fast vergeblich. Die Wahrsagerin Gabriele Hoffmann gab Olympia keine Chance – wegen des Uranus-Einflusses.

Weitere Themen, die abgehakt werden mußten, bevor man regelmäßig auf Sendung geht, waren Graffitis, Tekkno, Palast der Republik, der Wiederaufbau des Stadtschlosses und das Leben in Wagenburgen. Besonders pfiffig dabei: die „Infoleisten“, die üblicherweise am unteren Bildschirmrand eingeblendet werden, erscheinen bei „MET“ ganz oben. Das öffentlich-rechtliche Ausgewogenheitsgebot geriet bei dem Kommerzsender zur unfreiwilligen Karikatur. Kaum eine Position, zu der die Gegenposition nicht gleich mitgeliefert wurde: der Sprayer und der Sprecher der Verkehrsbetriebe, der Bewohner der Wagenburg und der Schrebergärtner.

Und Moderator David Wilms, der in der Vergangenheit auch schon mal als „der schönste Mann Berlins“ apostrophiert wurde, immer dazwischen. Da lag die Frage nahe, welche Erfahrungen er aus seiner Arbeit für das lokale schwule Fernsehprogramm „andersrum“ bei „MET“ einbringt. Schließlich gab es in der Vergangenheit Bestrebungen, das „andersrum“-Konzept an Sender wie den ORB oder RTL zu verkaufen. Die Antwort gab Michael Beck, der sich zu einer Grundsatzerklärung genötigt sah: „Wir bei Vox diskriminieren keine Minderheit. Aber wir haben David Wilms nicht als Schwulen eingestellt, sondern weil er ein Medienprofi ist.“ Eine Konkurrenz für Carsten Flöter wird's also nicht geben.

Nach dem Kabelstreit zwischen der ARD und Vox wird sich die Landesmedienanstalt auf die Suche nach einem neuen Abwicklungsprojekt (statt Einsplus) begeben müssen. Wie wäre es mit dem Offenen Kanal Berlin? Der ist ohnehin Zeit seines Bestehens über die Funktion des Psychiatrieersatzes für die meisten seiner „Programmanbieter“ nicht hinausgekommen. Klaus Lucas

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