Kein Ende in Sicht: Weitere Weinstraßen sind zu erwarten
Fast jedes Weinanbaugebiet versucht mit einer Rebenstrecke den Tourismus zu fördern und zu lenken
Weinstraßen sind zunächst eine preiswerte Form der Tourismusförderung. Man erfinde ein Logo, stelle ein paar Tafeln an existierende Straßen und sorge dafür, dass die Hersteller der wichtigsten Straßenatlanten die so geschaffenen Realitäten abdrucken. So ist das Land durchzogen von der Deutschen Fachwerkstraße, der Märchenstraße, der Romantischen Straße. Schon die Einrichtung der Deutschen Weinstraße zwischen Schweigen-Rechtenbach und Bockenheim war eine Maßnahme zur preiswerten Steigerung des Fremdenverkehrs mit einfachen Mitteln. Es war aber auch eine Beschwörung agrarischer Nostalgie als nationales Projekt. Man benannte die Ortsdurchfahrten an der Route um, die Orte durften sich nun "an der Weinstraße" nennen. Die Schlaglöcher wurden ausgebessert, und dann ging es im Oktober 1935 los mit der Deutschen Weinstraße samt Gauleiter-Ansprache und Autocorso.
Die Deutsche Weinstraße hat diese nationalistische Gründungsgeschichte überstanden und zieht noch heute grenzübergreifend Touristen an (www.deutsche-weinstrasse.de) . Auf 85 km Länge führt sie durch das zweitgrößte deutsche Weinanbaugebiet. Auch abseits der etablierten Weinorte an den Hängen der Haardt erzeugen heute Winzer beachtliche Qualität. Das gilt auch für die früher unterschätzte Südpfalz am südlichen Ende der Weinstraße.
Die 25 km kurze Ahr-Rotweinstraße verläuft entlang der unteren Ahr. Die Alternative für Fußwanderer ist der 35 km lange Rotweinwanderweg von Altenahr nach Bad Bodendorf (www.ahr-rotweinwanderweg.de). Auf einigen Teilabschnitten sind die Felsformationen und Weinlagen ähnlich spektakulär wie an der Mosel. Durch die Nähe zu Köln, Bonn und dem Ruhrgebiet kommt es an Wochenenden und zur Weinlese zu Gedränge auf dem Weg.
Die Sächsische Weinstraße führt entlang der Elbe über 60 km von Pirna nach Diesbar-Seußlitz (www.saechsische-weinstrasse.de) durch das kleinste deutsche Anbaugebiet, das in den letzten Jahren durch innovative Winzer auf sich aufmerksam gemacht hat. Neben den bekannten Touristenzielen Meißen und Dresden finden sich im Tal Schmuckstücke des Barocks. Parallel verläuft der Sächsische Weinwanderweg (www.saechsischer-weinwanderweg.de) bis zum Nochweltkulturerbe.
Kürzere Wege gibt es an Saale und Unstrut. Der Saale-Weinwanderweg nach Schulpforta über 25 km, der Unstrut-Weinwanderweg ist ein Rundweg, der von der Rotkäppchen-Stadt Freyburg ausgeht (www.saale-unstrut-tourismus.de).
Der Weinwanderweg Rhein-Nahe erschließt das Weinanbaugebiet Nahe, wo einige der besten deutschen Rieslinge kultiviert werden (de.wikipedia.org/wiki/weinwanderweg_rhein-nahe). Er führt von Kirn an der Nahe nach Bingen (97 km) und verbindet viele lokale Rundwanderwege zum Thema Wein und Genuss.
Der Rheingauer Rieslingpfad (www.rheingau.de/sehenswertes/rieslingpfad) erfordert noch mehr Kondition. Von Kaub am Rhein bis nach Flörsheim-Wicker am Main sind über 120 km zu bewältigen. Der Rieslingspfad ist weitgehend gut an die Bahn angebunden. Über Kaub ist der Anschluss für Wanderer an den Rheinsteig gegeben.
Die Badische Weinstraße wiederum ist zwischen Baden-Baden und Weil am Rhein eine echte Straße. Das badische Weinanbaugebiet zieht sich über 200 km am Rand des Schwarzwalds entlang. Die Rebflächen liegen zum Teil weit voneinander entfernt. Weinregionen wie der Kaiserstuhl, die Ortenau oder das Markgräflerland sind sowohl in Bezug auf ihre Weine als auch auf die Landschaften sehr unterschiedlich.
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