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Kein Bikini in der InnenstadtBarcelona wird spießig

Stadt und Strand in einem: TouristInnen spazieren in Barcelona gerne mal in Badeklamotten durch die Innenstadt. Der Stadtverwaltung gefällt das gar nicht – sie startete eine Medienkampagne.

Was am Strand erlaubt ist, gilt nicht immer auch für die Stadt: Zum Beispiel nackte Haut. Bild: dpa

BARCELONA afp | Im spanischen Barcelona sollen Urlauberinnen nicht länger knapp bekleidet durchs Stadtzentrum spazieren. Nach Ansicht der Stadtväter schickt es sich nicht, dass sich Frauen nach einem Strandbesuch bauchfrei im Bikini in der Innenstadt zeigen, weshalb die Verantwortlichen am Freitag eine entsprechende Medienkampagne ankündigten. "Die Menschen sollen verstehen, dass uns das nicht gefällt", sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Ein Verbot oder Strafen seien aber nicht geplant.

Die Stadt will nun in ganz Barcelona Plakate aufhängen, die ein bekleidetes Paar zeigen und ein Paar in Badekleidung, das mit einem dicken roten Balken überlegt ist. Diese sollen in den kommenden Wochen in der U-Bahn, in Bussen und an allen öffentlichen Plätzen angebracht werden, sagte die Stadtsprecherin. Auch Hotels, Bars, Restaurants und Geschäfte sollen die Plakate aufhängen. Die am Mittelmeer gelegene Stadt ist eines der beliebstesten Ziele von Urlaubern in Spanien.

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13 Kommentare

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  • JR
    Josef Riga

    Die Kleidung eines Menschen in der Öffentlichkeit hat etwas mit dem Respekt zu tun, den wir anderen Menschen schulden.Und auch mit Selbstschutz. Das Zurschaustellen von Nacktheit ist eine Belästigung meines Gegenübers, ob gewollt, provozierend, oder unbeabsichtigt, naiv!

    Vor 30 Jahren schlenderte ich durch Antibes und traf dort in der Ladenpassage auf ein ca. 12-14jähriges Mädchen, welches in Begleitung ihrer Eltern praktisch "oben ohne" in der Innenstadt unterwgs war. Das fand sie und ihre Erzeuger offensichtlich angemessen und ganz "cool".

    Die Tatsache, dass ich mich nach dreißig Jahren noch an diese Szene -mit durchwegs nicht nur unangenehmen Gefühlen- zurück erinnern kann, spricht wohl Bände, oder?

    Ich bekomme immer grössere Sympathie für die Trägerinnen klassischer islamischer Kleidung, wenn ich mir das heutige "Europa" so ansehe.

  • O
    Ottilie

    Ich frage mich bei manchen Kommentatoren, aus was für einer Kinderstube sie kommen, von der Schule ganz zu schweigen. Wer halbnackte Jugendliche in Barcelona nicht "stöhrend" findet, hat ein Problem sowohl mit Herrn Duden als auch mit Herrn Knigge. Ich stelle im übrigen fest, dass es auch in deutschen Städten bei Männern jeglichen Alters mittlerweile offenbar normal ist, im Hochsommer mit freiem Oberkörper öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder in einen Supermarkt zu gehen. Ich kann "hermann" nur Recht geben, in Badekleidung durch eine Stadt, wo auch immer, zu laufen, zeugt von einer derartigen Primitivität, dass vermutlich nur eine saftige Ordnungsstrafe (wie z.B. in Italien) genauso abschreckend wirkt wie diese Halbnackten auf andere Passanten.

  • H
    Helmut

    Ich finde junge Leute in Badehosen oder Bikini

    nicht stöhrend in Barcelona,aber ich finde ab

    einem gewissen Alter sollte man selber wissen

    wie man sich zu kleiden hat!

  • F
    Flo

    Achja und es ist sehr wohl spießig. :P

  • F
    Flo

    "Eigentlich sollte jeder allein wissen, dass man nicht in Badekleidung durch die Stadt schlendert."

     

    Und warum nicht? Ich sehe das nicht als Problem an. Und wo genau verläuft die Grenze bei dir zwischen Badesachen und kurzem Top oder Hotpans? Oder willste das auch verbieten? Und was soll an bauchfrei (bei ~20-30° wohlgemerkt) unaesthetisch sein? Is doch x-mal besser und aesthetischer als wenn dort alle total verschwitzt rumrennen. ;)

     

    Hoffentlich bleibt das nichtbefolgen wirklich auch in Zukunft straffrei. Barcelona ist nämlich ne klasse Stadt. :)

  • J
    jofrey

    Wie spiessig aber sonst immer für die Burka werben liebe taz(islamofaschisten) was ist los?

  • J
    jonny

    Die Frage ist doch nicht was wem gefällt.

    Vielleicht finde ich Wolfgangs oder Arigoes Visage ziemlich unästhetisch, deshalb würde ich sie aber trotzem nicht auffordern eine Burka zu tragen.

  • M
    meinereiner

    Ich sehe jeden Tag viele häßliche Fratzen und darf mich nicht beschweren.

    Wenn die jetzt auch noch bauchfrei wären, würd das auch nix mehr machen.

    Zum Trost hat man bei bauchfrei, genau wie bei Gesichtern, einen hübschen auf zehn Wänste.

  • A
    A.Soukie

    was ist denn mit den mittlerweile fast ganz nackten Körpern von Frauen in der Werbung, die zu JEDER Gelegenheit unser Auge erreicht?? Das kann man nur wieder als Ablenkungsmanöver von den wahren Abartigkeiten interpretieren.

    Was ist denn mit einem Verbot in der völlig sexualisierten Stadt in der Hinsicht zu erwarten?

  • H
    hermann

    Sich außerhalb eines Strandes oder Schwimmbad in Schwimmkleidung zu zeigen, zeugt von schlechten Manieren, niedriger Bildung und vor allem von Respektlosigkeit seiner Umwelt gegenüber. Ich gehe auch nicht im Bademantel in die Kirche. (Wo ich das gerade schreibe... wieso eigentlich nicht?)

  • K
    karcelona

    Es gibt auf jeden Fall schlimmeres als Werbung dafür, dass die Touris ein bisschen Respekt gegenüber den StadtbewohnerInnen zeigen. Spießig ist Barcelona aber schon, und das ist vor allem ein Nachteil für viele Leute die hier leben: Bier trinken auf der Straße ist verboten. Kneipen müssen viel Geld bezahlen für Konzessionen zu späten Uhrzeiten, deshalb gibt es kaum billige Clubs und Kneipen in denen man lange feiern oder absacken kann. In einigen Stadtteilen hängen von vielen Häusern Transparente auf denen steht "Volem un barri digne" (Wir wollen ein würdiges Viertel). Das richtet sich nicht gegen die Tourimassen, sondern gegen Prostituierte, Bierverkäufer und "Manteros" (meistens illegalisierte Flüchtlinge, die auf der Straße auf Decken Sonnenbrillen oder raubkopierte Filme verkaufen). Und auch die vielen Razzien der Polizei, die sich gegen Leute ohne Papiere richten, zeigen, dass Barcelona überhaupt alles andere als weltoffen ist.

  • W
    Wolfgang

    Die Stadtverwaltung von Barcelona hat meine volle Unterstützung. Eigentlich sollte jeder allein wissen, dass man nicht in Badekleidung durch die Stadt schlendert. Schlimm ist, dass dafür geworben werden muss. Ich hätte noch nicht einmal etwas dagegen, wenn es eine Anordnung und ein Ordnungsgeld gäbe.

  • A
    arigoe

    Was hat denn bitte ein Bikini-Verbot in der Innenstadt mit spiessig zu tun? Vielleicht wollen die Anwohner nur nicht ganze Sommer lang halbnackten Touris ueber den Weg laufen. Ich finde das aesthetisch verstaendlich!