: Kein Bedarf an Pornostarschicksal
betr.: tazzwei, „Kein sexuelles Interesse“ (taz vom 31. 10. 03) und Ähnliches
Ich finde die Neugestaltung des zweiten taz-Teils als tazzwei misslungen. Diese Abteilung verkommt zunehmend zur Rubrik „Klatsch und Tratsch oder was die Welt ganz bestimmt nicht wissen will“. […]
Typisches Beispiel heute – „Viel Rauch um Sibylle“, ein Artikel, so überflüssig wie ein Kropf. Aber für euch offenbar wichtig genug, um auf der Kopfseite der tazzwei – mit Foto natürlich – und dann auch noch auf dem Titelbild – klar, auch hier ein Bild – angepriesen zu werden. Mich jedenfalls interessiert weder das Schicksal eines Pornostars noch die Reaktion der Männerwelt auf einen solchen Artikel. Wenn ich Boulevardjournalismus will, kaufe ich mir ’ne Bild-Zeitung, will ich ernsthafte Informationen, erwarte ich diese von der taz. Wie heute so schön in eurer Anzeige auf Seite 12 formuliert: Die taz analysiert mit scharfem Verstand und trennt das Wesentliche vom Unbrauchbaren. Wäre schön, aber diesem Anspruch werdet ihr oft nur noch zum Teil gerecht.
Apropos Unbrauchbares: Dass ihr es immer noch durchhaltet, eine ganze Medienseite ohne Fernsehprogramm zustande zu bringen, empfinde ich nur noch als Witznummer – oder verabschiedet ihr euch vom Anspruch, als „erste und einzige“ Zeitung gelesen zu werden? Hier fehlt jedenfalls Wesentliches, und der dadurch vermeintlich gewonnene Platz bietet oft Artikel, die gut und gerne verzichtbar erscheinen.
Trotz allem, den ersten Teil der taz finde ich nach wie vor hervorragend. JOCHEN BRINGMANN, Bremen