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Kaum Jobs im Containerterminal

■ Kunick versprach 2.400 Arbeitsplätze / Ähnliches Projekt in Rotterdam hat 60

Insgesamt 2.400 neue Arbeitsplätze würden mit dem neuen Containerterminal III in Bremerhaven geschaffen, hatte Hafensenator Kunick versprochen und sich damit die 490 Mio Mark Investitionskosten aus dem Bremer Staatshaushalt geholt. Neben 800 Arbeitsplätzen bei der landeseigenen Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) würden durch das Containerterminal bei anderen Hafenbetrieben noch einmal 1.600 dazukommen. Ganze 80 Arbeitsplätze waren jedoch bei einem vergleichbaren Projekt im Konkurrenzhafen Rotterdam geschaffen worden.

Mehr als 100 Hafenareiter hörten am Montag abend im Bremerhavener Lehetreff diese schlechte Nachricht. Aufgerufen zu der Versammlung hatte die Gruppe der „kritischen Hafenarbeiter“, die im Bremerhavener Betriebsrat der BLG sechs der 15 Betriebsratssitze besetzt. Der Bremer Transportinformatiker Eckhard Kanzow führte den Hafenarbeitern einen Videofilm über die neueste Verladetechnik in Rotterdam vor. Dort ist ein vergleichbares Container-Terminal im Bau, statt zwei — wie in Bremerhaven vorgesehen — können dort drei Containerschiffe gleichzeitig liegen — abgefertigt von nicht mehr als 60 Hafenarbeitern.

Kräne ohne Fahrerkanzel waren im Film zu sehen und Transportwagen für die Container ohne Führerhaus. Gelenkt werden beide von einem Steuerstand, der wie der Tower eines Flughafens aussieht. Dort sitzen die Hafenarbeiter der Zukunft an ihren Bildschirmen und funken den führerlosen Maschinen ihre Befehle.

„Wenn der Senat eine halbe Milliarde ausgibt, dann wird er mindestens diese Technik haben wollen“, sagte ein Hafenarbeiter in der anschließenden Diskussion, „dann wird er doch nicht 800 neue Leute einstellen.“

Wie das neue Terminal technisch ausgerüstet wird, darüber wird bei der BLG und in der Hafenbehörde noch nachgedacht. Sicher ist aber, daß das neue Container-Terminal für einen der 20 großen Reeder zur Verfügung stehen soll, die im weltweiten Container-Verkehr den Ton angeben. So ist es auch in Rotterdam: Das Terminal Delta II wird für 25 Jahre an die US-Reederei Sea-Land verpachtet. Ob sich ein Großreeder findet, der sich in Bremerhaven ins gemachte Bett legen will, ist noch ungewiß.

„Das ist das Prinzip Hoffnung“, sagt der grüne Bürgerschaftsageordnete Manfred Schramm. Die Grünen haben dem Hafenneubau zugestimmt, obwohl 800.000 Quadratmeter überwiegend grünes Land und 700 Meter Weserufer unter Beton und Stahl verschwinden werden. Daß die neue Hafenanlage insgesamt 2.400 Arbeitsplätze nach Bremerhaven bringt, bezweifelt Schramm bisher nicht: „Der Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung und das Institut für Seeverkehr und Logistik haben das errechnet.“ Als ökologische Ausgleichsmaßnahme fordern die Grünen, daß die Luneplate im Süden der Stadt, seit nunmehr Jahrzehnten schon für erhoffte Industrieansiedlung bereitgehalten, nun ausgedeicht, bewässert und damit in vorindustriellen Zustand zurückversetzt wird. mw

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