Kauft die taz!: Elke Schmitter, Aufsichtsrätin
Die taz-Genossenschaft geht in ihr neuntes Jahr. Aus dem ersten Wunder ist ein zweites geworden: Eine linke unabhängige Tageszeitung erscheint seit mehr als zwanzig Jahren. Und diese Zeitung – entstanden als ein Kollektivprojekt ohne Überlebenschancen (wie alle Experten versicherten), ohne externes Kapital und interne Hierarchien – hat sich 1991 eine neue, alte Form gegeben: eine Genossenschaft.
Das heißt: Die taz hat sich restlos verkauft. An ihre LeserInnen.
Als die taz sich dazu entschloss, galt diese Unternehmensform nicht gerade als zeitgemäß. Aber sie schien uns die einzige Möglichkeit, das größte Kapital der taz zu erhalten: ihre Unabhängigkeit und ihren Eigensinn. In den letzten neun Jahren ist viel passiert, was uns auf traurige Weise recht gab: Die „Konzentration“ auf dem Pressemarkt, wie es so schön heißt, hat zugenommen. Die Zeitungsvielfalt der zwanziger und dreißiger Jahre ist vorbei und kommt nicht wieder; seit der Vereinigung gab es mehr oder minder freundliche Übernahmen sonder Zahl, und die Presseerzeugnisse der Bundesrepublik sind noch häufiger zum Spielball verlegerischer Kalküle geworden, die mit den Leserinteressen nur zufällig zu tun haben.
Die taz hat nichts anderes als Ihr Interesse. Als LeserIn und womöglich als GenossIn. Obwohl wir unsere Anstrengungen verstärkt haben, die prekäre finanzielle Situation der taz durch Anzeigenakquise zu verbessern, wird die taz wohl auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine Ausnahme bleiben. Während andere Überregionale einen starken Verlag (mit den oben erwähnten Risiken) im doppelten Sinne „im Rücken“ haben, wird die taz immer auf ihre LeserInnen und GenossInnen angewiesen sein.
Elke Schmitter, Aufsichtsrätin
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