■ McCash Flows Buchtip: Kauf gegen Mehrheitsmeinung?
Die Zinssenkung in Japan und die Hoffnung, daß USA und BRD in die neu eröffnete Runde einsteigen, haben die Wertpapierbörsen in den letzten Tagen inspiriert, die Kurse konnten endlich wieder mal auf breiter Front (und nicht nur bei ausgesuchten Papieren) steigen. Die Tip–Dienste äußerten sich denn auch optimistisch, was die Aussichten bundesdeutscher Aktien bis Jahresschluß betrifft. Aber wie gesagt: Je mehr Berater optimistisch sind, desto wahrscheinlicher wird es, daß es jetzt bald abwärts geht. Ende Januar 1984, als die deutsche Börse ihren höchsten Stand bis dahin erreicht hatte, waren 77 Prozent der Berater positiv bestimmt, der Rest hatte keine klare Meinung. Bis Ende Juli fielen die Kurse im Schnitt um 20 Beispiel ist dem Buch „Der Aktienberater“ (Campus–Verlag) entnommen, einer „Kritischen Einführung für den Anfänger“, die diesen Namen tatsächlich verdient. Der Autor Uwe Lang, ein evangelischer Pfarrer, führt nicht nur knapp und informativ in die Materie ein, er hat auch ein Rezept entwickelt, wie der Kleinanleger den Trend der Börsen und einzelner Aktien ohne großen Aufwand berechnen kann. Langs Methode der Aktienauswahl orientiert sich an der „Relativen Stärke“: Wenn die Gesamtbörse nach oben gerichtet ist, werden die im Vergleich der bisherigen Kursverläufe relativ stärksten Aktien am stärksten anziehen. Die hohe Treffsicherheit dieser Methode im Zusammenhang mit einem 6–Phasen–Modell zur Ermittlung des Gesamtbörsentrends zeigt das Buch anhand zahlreicher empirischer Beispiele aus den letzten 15 Jahren. Ist nun die Mehrheitsmeinung der Börsenberater ein Indikator für Kauf und Verkauf? Als Erfahrungswert hat sich herausgestellt, daß 55 ehe es wieder aufwärts geht. Das Paradoxon erklärt Uwe Lang damit, daß sich Berater schwer der allgemeinen Stimmung entziehen können: wenn alle kaufen, die Kurse klettern, wagt niemand eine gegenteilige Empfehlung, um nicht als „Miesmacher“ zu gelten. Die Anleger verzeihen ihrem Tipgeber eine Empfehlung, die sich als Fehlschlag erweist, eher als das Verpassen möglicher Kursgewinne. Doch wie alle goldenen Börsenregeln ist auch auf den „Kauf gegen die Mehrheitsmeinung“ kein garantierter Verlaß: Im Februar 1983 waren nur 10 % der Berater pessimistisch, dennoch blieb die US–Börse bis Januar 1984 stark.
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