Katastrophenhilfe für die Philippinen: Viele Dörfer warten noch auf Hilfe
Die internationalen Hilfsmaßnahmen laufen immer besser an. Doch noch immer gibt es Dörfer, die von der Außenwelt abgeschnitten sind.
PEKING taz | Eine Woche nachdem Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen verheerend gewütet hat, kommt endlich etwas Schwung in die dringend benötigten Hilfslieferungen. Seit Freitag starten 21 Helikopter von dem Donnerstagnacht an der Ostküste der stark betroffenen Insel Samar angekommenen US-Flugzeugträger „George Washington“. Sie transportieren vor allem Lebensmittel und Wasser zu den zahlreichen betroffenen Orten.
Am Flughafen von Tacloban, der nahezu komplett zerstörten Hauptstadt der Insel Leyte, wurden Paletten auf Lkws umgeladen und unter Polizeischutz zur Verteilung gebracht.
Der Chef der Philippinischen Polizei, Wilben Mayor, erklärte vor Reportern, dass die Plünderungen in Tacloban mittlerweile unter Kontrolle seien. „Die Situation ist jetzt stabil“, sagte Mayor. Mehr als 1.000 Polizisten und Spezialkräfte sind inzwischen nach Tacloban abkommandiert worden, nachdem hungrige Menschen dort zunehmend aggressiv Läden, Supermärkte und Lager leer räumten.
Präsident Benigno Aquino hat auf die harsche Kritik im In- und Ausland an langsamen und ineffizienten Hilfsmaßnahmen für die Taifunopfer abwehrend reagiert.
„Wir können alle mehr tun“, räumte er in einem Statement ein. Aber auch die Medien sollten sich in der Berichterstattung über das Desaster um mehr Fairness und Genauigkeit bemühen. Statt zu kritisieren, könnten sie nach Geschichten suchen, die den Menschen Hoffnung machen, mahnte der Präsident an.
Wenig Hoffnung haben indes die Überlebenden des Taifuns, die in abgelegenen Teilen von Leyte und Samar leben. Reporter der Zeitung Philippine Inquirer berichteten gestern aus dem Ort Marabut, in dem auch eine Woche nach dem Taifun keine Hilfe angekommen war. Andere Dörfer seien noch komplett von der Außenwelt abgeschnitten.
Seuchengefahr wird immer größer
Derweil wächst in Tacloban die Seuchengefahr, weil noch immer Hunderte Tote in der schwülen Tropenhitze verwesen. Die Identifizierung der Leichen fällt zunehmend schwerer, seit Donnerstag musste man dazu übergehen, die Opfer in Massengräbern beizusetzen.
Wie viele Tote der Taifun gefordert hat, war auch gestern noch unklar. Der Chef der Katastrophenschutzbehörde, Eduardo del Rosario, ermahnte untergeordnete Stellen, keine Zahlen mehr zu veröffentlichen. „Ab jetzt gibt nur noch eine Behörde Zahlen heraus, und das sind wir.“ Bis gestern seien 3.621 Tote bestätigt worden, so Rosario, knapp 1.300 mehr als am Vortag.
Das UN-Büro für humanitäre Zusammenarbeit sprach hingegen von 4.460 Opfern. 11,8 Millionen Menschen sollen von dem Taifun betroffen sein, das sind mehr als 10 Prozent der Gesamtbevölkerung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner